Bitte um Rat: Simmerringe wechseln?

  • Hey Leute,


    vielleicht kann mir jemand von Euch einen Rat geben. Als ich gestern mit meiner Freundin auf der Schwalbe (51/2 L) unterwegs war, hatte das Moped nach ca. 30 Min Fahrt bei voller Fahrt einen Leistungsabfall (erstmals). Es ruckte, der Motor nahm das Gas nicht mehr an, so dass ich dann runterschalten musste. Das wurde dann bald so stark, dass ich auch im zweiten nicht mehr weiterfahren konnte, da kein Gas mehr angenommen wurde. Irgendwann gings dann aber wieder.
    In der letzten Zeit hatte das Moped Startprobleme, sie ging nicht an, vor allem, wenn sie einige Zeit gefahren war.


    Vergaser und Luftfilter habe ich neulich sauber gemacht, BING-Vergaser ist ordentlich eingestellt. Auspuff müsste auch noch OK sein. Ich rief darauf bei einer Werkstatt an und die meinten, dass es wohl die Simmerringe sein könnten. Was meint Ihr dazu? Soll ich die mal austauschen?


    Schon einmal vielen Dank für mögliche Tipps!


    Candy

  • Wie sieht denn die Zündkerze aus? Das Problem wird sein, dass der Motor zu mager oder zu fett läuft. Ist die Kerze sehr hell (fast weiß - mager) ODER sehr schwarz (fett), dann stimmt das Gemisch nicht. Idealerweise sollte diese braun (Rehbraun) sein, nachdem du sie vorher warm gefahren hast.
    Je nach Fehlerbild musst du dann suchen.


    Bei magerem Lauf: Vergaser verstopft, zuwenig Sprit aus dem Tank (Soll: >200ml/min) Nebenluftprobleme (Fußdichtung, Vergaserflansch, Zylinderdeckel, Simmerring LiMa seitig), Zündzeitpunkt zu früh


    Bei fettem Lauf: Vergaserprobleme (Düse locker, Schwimmerstand falsch, Startvergaser schließt nicht da Bowdenzug zu straff o.ä.), Simmerring Getriebeseitig defekt (Öl riecht nach Benzin), ZZP zu spät


    Inwiefern die beispielhaften Vergaserprobleme beim Bing zutreffen, kann ich nciht genau sagen.

  • Kann mir nochmal einer erklären, inwieweit sich ZZP zu früh oder zu spät auswirken?


    Beim Auto hab ich etwas mehr Frühzündung und daher auch mehr Leistung. Ist das übertragbar oder wirds nur heißer im (Schwalbe)kopf?

    Fährt mittlerweile Habicht, Bj. 1974. Vorher Kr51/1, S50, SR50.

  • Erstmal vielen Dank für die Antwort.


    Die Zündkerze sieht gut aus. Trocken und rehbraun. Ich werde wohl wirklich nochmal checken, ob die besagten 200ml Benzin/Min durchlaufen und auch das Öl die Tage mal ablassen um zu sehen, ob es nach Benzin riecht.

  • Kann mir nochmal einer erklären, inwieweit sich ZZP zu früh oder zu spät auswirken?


    Beim Auto hab ich etwas mehr Frühzündung und daher auch mehr Leistung. Ist das übertragbar oder wirds nur heißer im (Schwalbe)kopf?


    Eine alte Weisheit besagt, dass Frühzündung dein Freund ist (was die Leistung angeht). Aber nur solange der Motor nicht zu heiß wird und normal klingt. Zu frühe Zündung führt hingegen zu klopfender Verbrennung und Überhitzung des Motors.
    Grund liegt darin, dass der Druck durch das entzündete Gemisch dann zu stark ansteigt und das noch nicht entzündete Gemisch zu stark komprimiert. Dieses zu hoch verdichtete Gemisch entzündet sich dann von selbst. Dabei entstehen extrem hohe Druckspitzen und Temperaturen, die dem Motor schaden.
    Im Normalbetrieb verbrennt der Kraftstoff hingegen nur von der Zündkerze ausgehend in einer einzigen Flammenfront. Je höher die Oktanzahl, umso höher kann das Kraftstoff-Luftgemisch verdichtet werden, ehe es sich selbst entzündet.
    Im modernen KFZ regeln u.a. Klopfsensoren den optimalen ZZP - wenns anfängt zu klopfen, wird der ZZP später gestellt. Dadurch verbrauchen auch manche Fahrzeuge mit Super etwas mehr als mit Super+.
    Früher musste man übrigens bei manchen Fahrzeugen die Oktanzahl (und damit den ZZP) an einem Schalter im Motorraum einstellen.


    Zu später Zündzeitpunkt führt hingegen zu unvollständig verbranntem Gemisch, das ausgestoßen wird - insbesondere bei hohen Drehzahlen.


    Idealerweise rückt der Zündzeitpunkt mit steigender Drehzahl langsam weiter in Richtung "Früh" (wie beim Auto). Der Grund liegt darin, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Flammenfront immer gleich schnell ist, die dafür zur Verfügung stehende Zeit aber immer kürzer wird - ergo trifft die größte Kraft der Explosion immer bei der selben Kolbenhöhe auf (kurz nach OT).
    In den Simson-Motoren wurde jedoch ein statischer Zündzeitpunkt vorgesehen, wodurch die Konstrukteure einen guten Kompromiss finden mussten. Und der liegt halt bei 20° v.OT.

  • Ui, soviel Erklärung hab ich garnicht gebraucht (trotzdem danke). Eigentlich wollte ich wissen, ob jemand mit einer oder de randren Richtung gute Erfahrungen gemacht hat. Asche auf mein Haupt.

    Fährt mittlerweile Habicht, Bj. 1974. Vorher Kr51/1, S50, SR50.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn Du nicht den vom Werk vorgegebenen, für die allermeisten Betriebszustände nachgewiesenen "guten" Wert verwenden möchtest, dann kannst Du, jenachdem ob Du eher ein sommerlicher Heizer oder ein winterlicher Schleicher bist, ob Du eher in der norddeutschen Tiefebene oder auf schwindelerregenden Alpenpässen unterwegs bist, am Zündzeitpunkt rumexperimentieren.
    Ich empfehle Dir dazu Carl Hertwecks Buch "Besser machen", das gibt es zusammen mit "Kupferwurm" in einem Band als Reprint und sollte gleich nach den Büchern von Erhard Werner und den Simson-Werksunterlagen sofort griffbereit bei jedem engagierten Oldtimer-Mopeten-Schrauber zur Verfügung stehen.


    Peter

  • Man kann sicher versuchen, ein wenig Richtung früh oder spät zu gehen, wird aber im endeffekt keine wirkliche Verbesserung feststellen. Ich stelle meist jedoch 1-2 Grad früher, da ich damit keine negativen Erfahrungen gemacht hatte, und der Unterbrecher beim Verschleiß den ZZP mit der Zeit etwas weiter in Richtung spät schiebt.
    Aber ein neuer Kolben/Zylinder sollte definitiv nicht zu früh zünden, lieber etwas später.

  • also die platte eher weiter in uhrzeigerrichtung gedreht oder zurück?


    hab das gefühl, das mein (nahezu neuer) Zylinder nicht ausdrehen will (noch nicht wirklich probiert, fahre ja noch ein). bei mir ist die grundplatte so eingestellt, das die markierung an der platte 1-1,5mm weiter rechts (in uhrzeigerrichtung)sitzt als die markierung am motor.

    Fährt mittlerweile Habicht, Bj. 1974. Vorher Kr51/1, S50, SR50.

  • Wichtig sind die Markierungen zwischen Polrad und Motorengehäuse. Wenn diese genau gegenüber stehen, sollte der Unterbrecher gerade öffnen (bzw. bei der Elektronik sollte der Geber genau gegenüber der Polradlücke stehen).
    Ist das nicht der Fall, muss die Grundplatte verschoben werden. Öffnet der Unterbrecher zu spät, muss nach links, sonst nach rechts verschoben werden.


    Voraussetzung ist, dass die Markierungen von Polrad und Motorengehäuse stimmen. Falls nciht, muss der ZZP neu ausgemessen (1,5 bzw. 1,8 mm vOT) und markiert werden.

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