Falsche Reifeninnendrücke im BUCH und im Netz?

  • Hallo!


    Weil immer das Gefühl hatte, dass meine Reifen viel zu weich sind und auch finde, dass die Reifen vieler Schwalben und S50 ziemlich platt aussehen, also hab ich mich mal ein bisschen informiert:


    Überall im Netz und sogar im BUCH steht, die Reifendrücke für die Schwalbe seien vorn 1,25bar und hinten 1,5bar bzw. hinten 2,5bar im Soziusbetrieb (wahlweise auch 125kPa und 150 bzw. 250kPa).


    Doch ich glaub das stimmt nicht, oder: das ist nur die halbe Wahrheit.


    Schaut man in die Originalbetriebsanleitung (http://www.pstaude.de/Simson/6…ung_KR51_Schwalbe_neu.pdf), so steht dort:
    vorn 1,2 at Überdruck
    hinten 1,5 at Überdruck
    hinten (Soziusbetrieb) 2,5 at Überdruck


    "at Überdruck", nicht "bar"!


    Die Zahlen wurden richtig übernommen, doch nicht die Einheit.


    Wenn man sich mal informiert, was "at Überdruck" bedeutet, findet man heraus, dass, wenn man den so beschriebenen Druck in bar angeben will, noch eine 1 zum Zahlenwert addiert werden muss (https://de.wikipedia.org/wiki/…_Atmosph%C3%A4re#at.C3.BC). Sprich:
    0 atü = 1bar
    1 atü = 2bar
    1,25 atü = 2,25bar
    1,5 atü = 2,5bar
    und
    2,5 atü = 3,5bar!


    Bin jetzt nicht ganz sicher, ob die Luftsäulen an den Tankstellen den Druck nicht doch evtl. in atü bzw. "bar über Normaldruck" angeben, doch ich meine, dass das nicht so ist.


    Ich blas die Reifen jetzt immer auf mindestens 2,2bar auf - fühlt sich viel besser an beim Fahren, und spart bestimmt auch einiges an Kraftstoff, erhöht die Sicherheit und die Lebensdauer der Reifen...

    • Offizieller Beitrag

    Moin Illf
    ..und weil´s der erste Beitrag ist, willkommen. :)


    Ich weiss nicht, ob Deine Rechnung stimmt,
    aber ich (105kg, immer solo) fahr seit jeher mit 2,3 bar vorn wie hinten.
    Dein Gefühl, das es sich besser anfühlt, kann ich jedenfalls nur bestätigen.


    LG Kai d:)

  • Auf der Erde ist der Normaldruck, außer in großen Höhen 1bar. Damit du überhaupt deine Reifen aufpumpen kannst, musst du den Umgebungsdruck erst einmal überwinden. Also mehr als den Umgebungsdruck von einem Bar.


    Und dann passen auch wieder deine Rechenbeispiele (ein Bar abgezogen).


    Gruß Peter

    Perfekte Arbeit macht dauerhaft Spaß. Murks schafft dauerhaft Verdruss!

    • Offizieller Beitrag

    2,5bar seit rund 8 Jahren ohne Defekte :D



    Solche Aussagen finde ich sehr lustig. Das sagt im Grunde nix aus.


    Für Druck gibt es bestimmt 20 Lustige Einheiten, nichtmal at ist gleich at, da wird noch unterschieden von AT Überdruck und at als technische Atmosphäre. Bei Überdruck ist der Wert +1 bar, das scheint wohl so zu sein.


    Diese mehr als grauzonige pdf von psstaude ist ja nur ein abgeschriebendes blaues Originalhandbuch. Da sind Tippfehler auch nicht ausgeschlossen. Ich müsste jetzt lügen, aber im originalen blauen Buch steht was von kp als Einheit drin. Ich weiss jezt gerade nicht ob das kp/cm² oder kp/m²...


    MfG


    Tobias

  • ... die Reifendrücke müssen ja zum Reifen passen, deswegen findet man die wirklich richtigen Angaben im technischen Handbuch des jeweiligen Reifenherstellers ;)


    Gruss von Frank

  • Also ich fuhr am Anfang mit den neuen Reifen die vorgegebenen Drücke. Das Ergebnis war ein glühend heißer Reifen und sehr deutliche Deformationsspuren. Erst seitdem ich gute 2,2-2,5 Bar im Reifen habe, passt es.


    Warum sollte es auch weniger sein? Mit weniger als 1,5bar fährt sich das Ding wie ein nasser Sack zement :confused:

  • Ich würde mich hier dem Herm uffm Polle und dem nachbrenner anschließen wollen - das ist schon so gemeint mit den Drücken - d. h. Du pumpst den Reifen auf, bis Dein Manometer 1,25 Bar anzeigt - dann meint das, im Reifen 1,25 bar mehr als draußen; die heutigen Reifenmanometer zeigen also quasi "barü" an =).


    Ich fahre bei meiner Schwalbe einen jeweils um 20% erhöhten Druck (vorne 1,5 "barü", hinten 1,8); ich habe noch nie feststellen können, dass die Reifen glühend heiß geworden wären, geschweige denn Deformationsspuren gezeigt hätten...


    Wenn Du den Reifendruck stark erhöhst, hast Du sicherlich einen geringeren Verbrauch, aber ob sich die Lebensdauer des Reifens erhöht, würde ich eher bezweifeln (schließlich verschleißt Du ihn nur in der Mitte), und auch das mit der Sicherheit könnte zum Problem werden, z. B. wenn Du bei Nässe (mit der dann viel geringeren Reifenauflagefläche) bremst...

  • macgyver, falsch! Und „barü“ gibt`s schon mal gar nicht!


    …also so schwer ist das mit dem Druck aber nun auch nicht.


    Auf jedem Reifen steht der Fülldruck, die zulässige Höchstgeschwindigkeit und die zulässige Traglast, auf jedem! Und da ist völlig wurscht was in irgendeinem alten Buch steht, mit oder ohne vermeintlichen Tipfehler.


    Auf den Heidenaureifen K36/1 für die Schwalbe steht in einem viereckigen Feld, schön groß und gut lesbar (was nicht bei jedem Reifen so ist): Pü=250kpa, V=100km/h, Q=170kg (das ist die Traglast)


    Kleiner Schwenk:
    Die Einheit „at“ bezieht sich auf den Druck der Wassersäule bei 10m.
    „atü“ ist der Druck, der zusätzlich, zu dem auf der Erdoberfläche vorhandene Atmosphärendruck von einem Bar, reingepumpt werden muss. Das war bis in die `70er wohl Standard. Dann hat man sich auf die Einheit Bar geeinigt, die den absoluten Druck anzeigt / angibt.
    Vorteil, man muss weniger denken, nur pumpen. Ne im Ernst, das lag daran das mit zu viele unterschiedliche Angaben gearbeitet werden musste und man vorrangig in der Europäischen Industrie und Wissenschaft nicht ständig vor einer Produktherstellung / Diskussion / schriftlichen Arbeit klären musste / umrechnen musste, wovon man eigentlich spricht bzw. um was es sich handelt…Verwirrung.


    Man kann auch sagen: Pü normal ≙ 0 atü = 1 bar oder 1/100 kpa. Im Umkehrschluss folgt daraus, dass der Reifen bei ca. einem bar oder 0 atü oder 100 kpa im Prinzip platt ist, da der äußere Atmosphärendruck gleich dem Druck im Reifen ist. Wobei das etwas auf die Höhe ankommt in der man sich befindet da das eine bar bei 0 NN (null Meter über Normal Null) ist also bezogen auf den Meeresspiegel.


    Das wird aber auch sehr gut und nachvollziehbar in Wikipedia erklärt.


    Ich hab vor ein paar Jahren mal ein kleines Umrechnungstool in Excel gemacht. Da ist auch die Reifentraglast („max. Load Rating“ mit der Einheit „lbs“) mit drin (macht Sinn, wenn man mit dem Tüv die richtigen Reifen diskutieren will… :cool: )
    Falls es jemand haben will, schick ich gerne oder Ihr könnt es hier veröffentlichen.


    Ulf, deine Annahme und Recherche war völlig richtig, 2,5bar gehören in den Reifen, wenn du mit Soziusbetrieb fährst! Man kann aber vorne auch etwas weniger rein machen, 2,3bar ist ok. Und es zählt nur, das was auf der Anzeige der Pumpe (das sind immer oder auch immer „bar“, außer man hat eine die älter als 30 Jahre ist oder aus dem Ausland kommt) und auf dem Reifen steht, in Zusammenhang mit der Belastung.


    Nix dazu dichten oder weg physikalisieren…


    Wenn du immer alleine fährst und du den Verschleiß optimieren willst, würde ich vorne und hinten 0,2 oder 0,3 bar weniger rein machen, muss man aber nicht. Den korrekten Spielraum bekommt man aus dem Datenblatt der Reifen wie es Hallo-Stege geschrieben hat.


    Grüße Boris

    SR2E, Bj. 1960; Schwalbe KR 51/1 K, Bj. `80; S51B2-4, Bj.`88

  • Der Druck, der auf dem Reifen angegeben ist, ist der höchste zulässige Druck, nicht notwendigerweise der empfohlene (sonst würde Heidenau ja auch empfehlen, immer mit 170kg Belastung 100km/h zu fahren =P).
    Aber überraschenderweise stimmt der erlaubte Höchstdruck ja ziemlich genau mit dem empfohlenen Druck bei Soziusbetrieb (2,5 at Überdruck ~= 0,98*2,5 bar Überdruck) überein...


    Übrigens empfiehlt in der Regel natürlich der Fahrzeughersteller, nicht der Reifenhersteller, den zu fahrenden Reifendruck, denn nur der Fahrzeughersteller kennt ja die an seinem Fahrzeug auftretenden Gewichtskräfte und hat auch entsprechende Versuche unternommen. (Oder wo schaust Du nach, wenn Du den Reifenfülldruck für Dein Auto wissen willst?)
    Und das, was der Fahrzeughersteller empfiehlt ist das, was in dem "irgendeinen alten Buch" steht. Also bei mit einer Person belastetem Fahrzeug vorne 1,25 at Ü. (0,98*1,25 bar Ü.) und hinten 1,5 at Ü. (0,98*1,5 bar Ü.). Dass diese Angaben sicherlich auch den Komfort in Anbetracht der damaligen Straßenverhältnisse (Kopfsteinpflaster) mit berücksichtigten, und man sicherlich heute etwas mehr Druck fahren kann, ist mir klar... Mein Punkt ist lediglich, dass (genau wie beim Autoreifen) massiv überhöhte Reifendrücke der Sicherheit auch nicht zuträglich sind.


    Übrigens zeigen alle mir bekannten Manometer für Reifendrücke (sowohl die an der Tanke, als auch die an entsprechenden Pumpen, als auch Reifendrucktester) eben doch den Luftdruck als _Überdruck_, also als Differenz zum Außenluftdruck an - daher die von mir frisch erfundene Einheit "barü" ;) ...

  • macgyver, du hast völlig recht, es werden auf den Manometern der Überdruck in Bar angezeigt! Sorry und Schande auf mein Haupt...:roll:


    Aber trotzdem gehören da 2,5 bar rein....:-D ...ohne "ü" ;)


    Grüße Boris und ein schönes Wochenende

    SR2E, Bj. 1960; Schwalbe KR 51/1 K, Bj. `80; S51B2-4, Bj.`88

  • Hallo Leute!


    Vielen Dank für die vielen Antworten. Jetzt ist die Verwirrung komplett. ;)


    Um noch mal ganz sicher zu gehen: Welchen Wert sollte die Lufpumpe an der Tankstelle anzeigen, damit ich sicher, kraftstoffsparsam und reifenschonend fahre?


    (Ich werde auch beim nächsten Tankstellenbesuch mal testen, wie sich ein Reifen anfühlt, wenn weniger als 1 Bar Druck darauf ist, ich vermute labberig... oder? *verwirrt* :confused: )


    Gruß



    Ulf

  • laut Betriebsanleitung:
    Vorderrad: 1,25
    Hinterrad: 2,5 (für Soziusbetrieb - würde ich immer draufmachen, falls du doch mal jemanden mitnimmst. Und ansonsten sparst du ein kleines bisschen Sprit)


    ich persönlich fahre vorn mit 1,5 bis 2 und hinten mit 2,5.


    Probier es aus, was sich am besten fährt. Geh nicht unter den Druck laut Betriebsanleitung und überschreite nicht den max. zulässigen Druck pro Reifen (der steht auf dem Reifen als max. pressure drauf).


    Weniger als 1 bar ist des Reifen Tod - teste es lieber nicht.

  • Super, danke!


    Mit Testen meinte ich nur: mal gucken, wie sich der Reifen anfühlt, wenn man die Daumenprobe macht. Ich hatte nicht vor, mit weniger als 1 bar auf dem Reifen auch zu fahren, aber danke für die Warnung.


    Und: bei 1 bar ist der Reifen schon erstaunlich fest, lässt sich aber schon eindellen. :)


    Noch mal vielen Dank an alle, jetzt fühl ich mich ausDRÜCKlich infomiert. ;)


    Liebe Grüße



    Ulf

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