Kullert ne Zündkerze nach Indonesien ...

  • Uns Simmifahrer eint ja (bis auf ein paar rühmliche Ausnahmen) ein und dieselbe Tugend: Leere Taschen! ;) Wenn ihr so seid wie ich, dann habt ihr im Kopf eine Liste von Ersatzteilen und Reparaturen, die ihr sofort durchführen würdet, wenn doch bloß die Kohle da wäre! (Vape, Motorregeneration, Sandstrahlen und Pulvern, usw. usf.)


    Aber, wie das so ist: Es gibt nicht nur die, die besser dran sind als wir (die Sesselpuper da oben natürlich!), sondern immer gibt's auch einen, der noch ärmer dran ist. Also landete ich letztens auf Kiva - Loans that change lives, wo sich Leute aus der janzen Welt zusammentun, um Mikrokredite zu vergeben. Und beim Durchblättern der Bewerber für die Kredite stieß ich immer wieder auf Leute mit entweder Motorradtaxis oder eben Schrauberbuden.


    So, dachte ich, jetzt gibst du denen da drüben mal ein Zeichen, dass hier auch Leute schrauben und durchaus mit ihrem Mangel mitfühlen können. Also habe ich in den leeren Taschen gekramt, zwei drei Dinge auf Ebay verkauft, und eben gerade Azzir, einem kleinen Werkstattschrauber in Indonesien, knappe 20 Euro geliehen ($25). Er will neue Schläuche und Zündkerzen anschaffen, um sein Ersatzteillager auszubauen.


    Kiva - Lend > Azzir from Indonesia


    Als Dank sieht man mein kleines Bildchen in der Spenderliste. Und das Geld kommt Stück für Stück zurück. Dann leihe ich es einem andern.


    Vielleicht hat ja einer Lust, mitzumachen! :smokin:

  • Ich wäre bei solchen Geschichten eher misstrauisch. Zu recht.
    Kiva's Response to Having a Story Problem | Case Foundation
    Kiva Is Not Quite What It Seems | David Roodman's Microfinance Open Book Blog


    Was für eine Scheinheiligkeit ist das eigentlich, wenn man sich überlegt, das hier bei uns in Deutschland Menschen auf der Straße leben und nix zu fressen (!!!!) haben, sein Geld nach Indonesien zu schicken damit sich irgendein Unbekannter Zündkerzen kaufen kann!?
    Das ist für mich genauso wenig nachvollziehbar wie irgendwelche Leute, die Strassenhunde aus Spanien nach D schleppen und sich hier rühmen. Spinnerei sowas! Gibt ja hier keinen, dem man helfen könnte, ob Tier oder Mensch.


    Eher würde ich die 25 Euro in die Hand nehmen und heißen Kaffee an Obdachlose zu verteilen. Ich tue dies, wenn auch nicht regelmäßig, aber ich tue es gerne. Auch wenn mich Freunde belächeln.

    • Offizieller Beitrag

    Ob die vom Blechjack verlinkte Organisation sauber arbeitet oder nicht, kann man hier so ohne Weiteres nicht zweifelsfrei beantworten. Ich kenne in meinem weiteren persönlichen Umfeld ein paar Leute, die sich um solche Mikro-Kredit-Projekte und um Produkte aus fairem Handel kümmern. Bei denen hätte ich relativ wenig Bedenken was die Seriosität angeht.


    Aber die Hilfe für Menschen in Ländern der zweiten oder dritten Welt gegen die Hilfe vor Ort zu stellen, halte ich für falsch.
    Allen sollte geholfen werden, meinetwegen auch Strassenhunden. Da soll sich jeder selber aussuchen dürfen, für wen oder was er etwas abgibt.


    Peter

  • Sicher, aber hier vor Ort mit Menschen ein Wort zu wechseln, denen es wirklich mies geht, geht für mich vor. Dieses Elend sehe ich täglich, jedenfalls dann, wenn ich mal in der City was zu erledigen habe. Daran vorbei zu laufen, aber mein Geld nach Indonesien sende kommt mir persönlich nicht in den Sinn!
    Hier habe ich die Garantie dass das aufgewendete Geld auch genau da ankommt, für was ich es vorgesehen habe, kann dem Menschen das Gefühl geben, wahrgenommen zu werden, nicht nur als Tauben-Schmutz.

    Zitat

    Allen sollte geholfen werden, meinetwegen auch Strassenhunden.


    Sicher, aber nicht den spanischen Kötern, wo hier die Tierheime überquellen und die Betreiber nicht wissen, wo für morgen das Futter herkommen soll. Das ist hirnrissig (aber auch nicht das Thema)!

  • Gonzzo, bisher sind wir ja ganz gut miteinander ausgekommen. Da du mir nun Scheinheiligkeit vorwirfst, bin ich so frei, darauf zu reagieren.


    1) Du setzt voraus, ich hätte mich hier zu einer großen Samaritertat aufgerafft, posaune sie heraus und helfe dabei völlig falschen Leuten. Diesen Eindruck darfst du natürlich haben - aber er stimmt nicht. Da es mir nicht darum ging, toll dazustehen, sondern ich nur einen ganz lockeren Anstoß geben wollte, habe ich natürlich nicht rauf und runtererzählt, was ich sonst noch an Hilfe leiste. Das war ja überhaupt nicht das Thema. Ich habe nicht von meinem manisch-depressiven Freund erzählt, der halb obdachlos ist, weil er sich mit allen Ämtern überwirft, und den ich in den letzten Wochen x Mal vom Krankenhaus geholt, ihn wieder hingebracht, ihm Lebensmittel und Handykarten gekauft, Taschen geschleppt und stundenlang mein Ohr geliehen habe, während er über alle, die für ihn ein Stück Sch... sind, herzieht. Oder von dem Bekannten im Nebenhaus, der sein ganzes Hartz4 verraucht und auf Lebensmittelpakete von uns angewiesen ist. Kurzum: Auch ich bin in der Lage, differenziert zu helfen. Aber darum ging es gar nicht.


    2) Ich habe lange überlegt, ob ich den Link posten soll. Schließlich werde ich so zum Multiplikator. Zugleich habe ich mich auch vorher belesen, dass Kiva nicht direkt mit den Empfängern, sondern mit den Banken vor Ort arbeitet, die auch noch ihren Teil der Zinsen kassieren. Das gefällt mir nicht. Aber ein Teil der Hilfe kommt an, davon bin ich überzeugt. Und dafür nehme ich in Kauf, dass das Säckchen ein kleines Loch hat.


    3) Es waren keine 25 Euro, sondern 20. Die ich mit relativ wenig Aufwand "verdient" habe und dachte, jetzt kannst du mal kreativ werden und etwas anderes ausprobieren.


    Fazit: Mir gefällt, dass du Kaffee verteilst. Dazu musst du selbst raus in die Kälte und das ist nicht ohne. Der eine hilft so, der andere so. Hilfe ist eben freiwillig: Ich war frei und ich wollte. Nothing more. Obwohl, nicht ganz: Vielleicht wollte ich hier zuviel. Wenn das noch mehr Leute so sehen, können wir den Thread gern wieder löschen und nichts für ungut.

    Einmal editiert, zuletzt von Blechjack () aus folgendem Grund: second thoughts

    • Offizieller Beitrag

    Mir ist der Beitrag von Gonzzo auch sauer aufgestoßen, aber ich wollte erstmal nix dazu sagen. Ich sehe es wie Peter: Jeder hilft da, wo er kann und will. Und niemand ist ein "besserer" oder "schlechterer" Helfer, nur weil er seine Spende vor Ort oder eben am anderen Ende der Welt loswird.


    Hinzu kommt noch, dass das Prinzip der Mikrokredite ein wirklich schlauer Ansatz ist, mit dem man Menschen nachhaltig helfen kann, weil sie eben dabei unterstützt werden, sich selbst eine Existenz aufzubauen, mit der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Das hilft wahrscheinlich auf längere Sicht als ein warmer Kaffee.


    Ralf

  • Schwamm drüber! Hoffentlich kommt bald der Frühling, dann können wir endlich wieder draußen Kreise drehen und sind nicht mehr so Forenjunkies wie ich mit wilden Ideen :mrgreen:

    • Offizieller Beitrag

    Idee der Mikrokredite


    Vielleicht wäre das etwas für Matthias1, der damit eine Gegenbewegung zu diesem Thema entfachen könnte. ;)


    Peter

  • Das finde ich am allerschwersten, Geld zu verweigern. Vor allem, wenn man denjenigen kennt. Mein Freund fragt ständig hier nach 5 Euro für nen Ausweis, da n Zehner für ne Handyaufladung, drei Euro für nen Döner, usw. Bisher habe ich meistens eingewilligt. Aber inzwischen versuche ich mir klar zu machen, dass ihm das nicht hilft (außer in dem Moment natürlich), weil er dann ewig in der Bettelhaltung bleiben wird und die Konsequenzen seiner Ämterflucht und -verschlepperei nie zu spüren bekommt, weil ich sein Auffangkissen bin. Aber sag ihm das mal ins Gesicht ...

  • Vielleicht wäre das etwas für Matthias1, der damit eine Gegenbewegung zu diesem Thema entfachen könnte. ;)


    Peter

    Das hab ich jetzt nicht verstanden. Da müsstest Du noch mal genauer erklären, was Du jetzt damit meinst. Wenn das jetzt ein Witz sein sollte, und ich habe ihn bloß nicht verstanden, brauchst Du ihn natürlich nicht erklären ...;)

    Die Dummen haben das Pulver nicht erfunden. Aber sie schießen damit.

  • Na ganz einfach! Wir geben Siemens und Co. Mikrokredite und das Know How kann bei uns bleiben. Man braucht Frau Merkel quasi nicht zum betteln nach China schicken. ;D
    So hab ich es verstanden.

    Liegt des Bauern Uhr im Mist, weiß er nicht, wie spät es ist.

  • Ich finde es gar nicht so negativ, dass das Geld über eine Bank vermittelt wird. Für den Kreditnehmer ist ein Verhältnis zu einer Bank eher verpflichtend als zu einer Privatperson.
    Ausserdem hat sich der Kreditnehmer nur gegenüber der Bank zu verantworten wenn seine Geschäftsidee nicht aufgehen sollte.
    Nur sollte das auch klar kommuniziert werden. Und dass die meisten Menschen, vor allem im Bankensektor, nicht aus Altruismus sondern aus Profitgier handeln, sollte wohl auch jedem klar sein.
    Wenn man das im Hinterkopf hat kann man sicherlich auch guten Gewissens die 20€ investieren.


    Entwicklungshilfe geschieht auch nie ganz ohne Hintergedanke. In der Schweiz wird oft damit geworben, dass 1 Franken, der in die Entwicklungszusammenarbeit investiert wird 2 Franken im Asylwesen und in der Sozialhilfe einspart. Ganz einfach weil der Migrationsdruck durch bessere Perspektiven im Ursprungsland der Migranten abnimmt. Also auch bei der Entwicklungshilfe, keine Spur von Altruismus.


    Gruss

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