Nach "Kundendienst": Kein Zündfunke mehr...

  • Hallo Zusammen,


    bin neu hier im Forum und habe gleich ein saftiges Problem und hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.


    Ich habe zum 30. Geburtstag eine Schwalbe KR51/2E geschenkt bekommen. Die Schalbe war eher im Semi-Guten Zustand und lief nicht 100% rund. Brauchte ewig Kicks zum starten, war etwas schwerfällig bei bereits leichten Steigungen, starb hin und wieder im Standgas ohne Grund ab und qualmte hier und da weiß. Außerdem war auf dem Motorblock Getriebeöl, am Krümmersitz pechschwarze Ölrückstände und eine kleine undichte Stelle an der Fußdichtung.


    Der Grund warum ich überhaupt Hand angelegt habe war die komplett fehlende Batterie/Blinker/Blinkgeber Elektronik. Das wollte ich aus Sicherheitsgründen wieder einbauen. So kam dann Eins zum Andern... :smile:


    Die Elektronik wurde von mir schon vor den Arbeiten am Motor erneuert, überholt und gecheckt und die Schwalbe funkionierte auch samt der Elektrik und den neuen Blinkern.


    In einem nächsten Schritt habe ich dann die Schwalbe Stück für Stück weiter zerlegt und ihr einen "Kundendienst" spendiert um das Anspringen und die Leerlaufgeschichte zu verbessern.


    Was ich gemacht habe:
    - wie bereits erwähnt die Elektrik neu aufgebaut und die fehlenden Teile ersetzt
    - alles gereinigt und wieder hübsch gemacht
    - Fußdichtung erneuert / Kolben gecheckt
    - Zündkerze neu
    - neuer Unterbrecher
    - Simmering hinter der Grundplatte gleich miterneuert
    - Zündung mit Messuhr und 0,4mm Lehre eingestellt bei 1,8 vorm OT
    - Krümmerdichtung kommt noch ne neue wenn die Kiste wieder anspringt



    Mein Problem ist nun, damit die Schwalbe keinen Zündfunken mehr liefert. Ich habe keine Ahnung was das Problem ist, denn das Teil lief ja vor dem Zerlegen eigentlich. Zwar nicht astrein, aber sie lief. Man konnte auch damit fahren wenn man an der Ampel bzw. im Leerlauf ein bisschen mit dem Gas wippte und sie nicht absterben lies.



    Ich habe die komplette Elektronik nochmal geprüft und keinen Fehler gefunden.


    Außerdem habe ich:


    - Zündschloss (2) abgeklemmt um Zündschloss auszuschließen
    - Zündkabel und Kerzenstecker gemessen (keine unendlichen Ohm-Werte)
    - das Braun-Weiße Kabel der Primärspule gegen Masse gemessen -> die Spule erzeugt Strom (je nach Kick ca. 5,5 Volt)
    - alten Unterbrecher wieder eingebaut
    - Zündeinstellung 3x überprüft




    Hat jemand eine Idee wie ich den Fehler weiter eingrenzen kann?


    Vielen lieben Dank schonmal
    Tom

    • Offizieller Beitrag


    - Zündung mit Messuhr und 0,4mm Lehre eingestellt bei 1,8 vorm OT
    Tom


    Wenn du das so gemacht hast, wie geschrieben, dann ist genau DA dein Fehler. 1,8mm vor dem oberen Totpunkt soll der Unterbrecher seinen Zustand von geschlossen zu offen ändern. Wenn der Unterbrecher später maximal geöffnet ist (egal wo das nun ist, es wird irgendwo in der Nähe des oberen Totpunkts sein), soll dieser Abstand 0,4mm betragen. Stellst du den Abstand von 0,4mm schon bei 1,8mm vor OT ein, dann ist der UNterbrecher immer geöffnet. Entsprechend wird auch kein Zündfunke kommen.
    Ich hoffe, das löst dein Problem.
    Sirko


    Achso... Willkommen im Nest

  • Ja, wenn ich das Polrad drehe dann öffnet und schließt der Unterbrecher deutlich sichtbar.
    Habe mit der Messuhr den Zündzeitpunkt eingestellt (1,8 vom OT; 0,4mm Öffnung am Unterbrecher). Der "rausgemessene" Zündzeitpunkt stimmte dann auch mit der Markierung am Polrad überein.


    Daher hoffe bzw denke ich habe ich da alles richtig gemacht.

  • Wenn du das so gemacht hast, wie geschrieben, dann ist genau DA dein Fehler. 1,8mm vor dem oberen Totpunkt soll der Unterbrecher seinen Zustand von geschlossen zu offen ändern. Wenn der Unterbrecher später maximal geöffnet ist (egal wo das nun ist, es wird irgendwo in der Nähe des oberen Totpunkts sein), soll dieser Abstand 0,4mm betragen. Stellst du den Abstand von 0,4mm schon bei 1,8mm vor OT ein, dann ist der UNterbrecher immer geöffnet. Entsprechend wird auch kein Zündfunke kommen.
    Ich hoffe, das löst dein Problem.
    Sirko


    Achso... Willkommen im Nest


    OK?!?! Das klingt total einleuchtend.
    Das heißt ich habe die Repanleitung total falsch verstanden?!?


    Ich habe mit der Messuhr den OT gesucht, bin dann 1,8 wieder zurück und habe an dieser Stelle den Unterbrecher auf 0,4mm eingestellt.


    Das war dann wohl falsch?!?

  • Was ich jetzt schon mehrfach fest gestellt habe: Neue Unterbrecher haben eine Beschichtung auf den Kontakten, die einen Stromfluss verhindern. Ich vermute das ist entweder eine Oxidationsschicht oder gar eine Beschichtung die genau das verhindern soll. Nimm etwas ganz feines Schleifpapier, notfalls tut es auch ein Stück Stoff, und bearbeite damit die Kontaktflächen des Unterbrechers damit diese blank werden. Hat bei mir und bei anderen schon mehrfach geholfen nach dem Einbau eines neuen Unterbrechers.


    Edit: Sirko war ein Minütchen schneller.

    R.I.P. Ronny, nur die Besten sterben jung!

  • Mensch ihr seid SUPER!!! Das war das ganze Problem...
    Ich schäme mich ja jetzt fast. Versteh gar nicht wie ich die Rep.Anleitung so falsch verstehen konnte!


    Vielen Dank. Jetzt gibt das auch alles einen Sinn!!!


    Cool & Danke Euch nochmals herzlich...

  • Mach dir nix draus, du bist nicht der einzige, dieses und andere Foren sind voll mit solchen Fragen. Mann kann nicht alles wissen, aber allein das du überhaupt in die Rep.-Anleitung geschaut hast ist schonmal ein Ansatz mit dem du vielen um einiges Vorraus hast!

    R.I.P. Ronny, nur die Besten sterben jung!

  • Eine kurze Frage hätte ich noch zum Einstellen des Unterbrechers. Ich habe mir jetzt die Rep.anleitung nochmal durchgelesen und das Simson Video auf YouTube angeschaut.


    Soweit ist mir nun alles klar, außer das einzustellende Spiel von 0,4mm am OT.


    Ich habe den Unterbrecher nun so eingestellt, dass bei den 1,8 vorm OT der Unterbrecher gerade öffnet (werde ich morgen mit der Prüflampe nochmal genau machen).


    Kann ich dann das gewünschte Spiel von 0,4mm beim OT überhaupt noch beeinflussen oder ergibt sich das zwangsweise aus der zuvor erfolgten Einstellung?

    • Offizieller Beitrag

    Hier unterliegst du einem Verständnisfehler (wie gaaaanz viele andere Leute übrigens auch). Mit OT ist NICHT der OT des KOlbens gemeint sondern der OT der Unterbrecheröffnung. Da sich der Unterbrechernocken auf einer annähernden Parabelbahn bewegt (zumindest im spannenden Bereich), gibt es einen Punkt, an dem der Unterbrecher maximal geöffnet ist. Das ist der gemeinte OT. Dass das zufällig in der Nähe des OT des Kolbens liegt ist ein häufiges Missverständnis.
    Wenn man mal darüber nachdenkt, macht das auch gar keinen richtigen Sinn.
    Sirko


    edit: Man macht das pragmatisch übrigens so, dass man erst den maximalen Abstand einstellt und danach die Grundplatte so weit verdreht, dass der Unterbrecher 1,8mm vor OT (des KOlbens in diesem Fall) öffnet.

    • Offizieller Beitrag

    Für den Endverbraucher runtergebrochen bedeutet das: Du stellst zuerst völlig unabhängig vom Zündzeitpunkt die maximale Öffnung des Unterbrechers ein. Erst danach kümmerst du dich um den Zündzeitpunkt - also den Punkt, wo der Unterbrecher sich gerade öffnet.

  • Ja, das meinte ich. Muss mich erst ans Umdenken gewöhnen. War da jetzt seit Tagen auf dem falschen Dampfer...


    Genau diesen "OT" des Unterbrechers, also den Punkt wo er am weitesten geöffnet ist, meinte ich. Habe ich da Einfluss auf das gewünschte Spiel von 0,4mm (wenn der Zündzeitpunkt bereits korrekt eingestellt ist) oder ergibt sich der automatisch?

  • Für den Endverbraucher runtergebrochen bedeutet das: Du stellst zuerst völlig unabhängig vom Zündzeitpunkt die maximale Öffnung des Unterbrechers ein. Erst danach kümmerst du dich um den Zündzeitpunkt - also den Punkt, wo der Unterbrecher sich gerade öffnet.



    Ok, du warst schneller :)


    Das bedeutet ich habe dann Einfluss auf beides. Dann kann ich durch verschieben der Grundplatte selbst, sowie durch lösen der Unterbrecherschraube sowohl das Spiel vom 0,4mm als größte Öffnung, als auch das "gerade Öffnen" beim 1,8 vorm OT des Kolbens einstellen... ODER?!?

    • Offizieller Beitrag

    Fast. Du hast Einfluss auf Beides.
    Aber: Das Einstellen an der Unterbecherschraube verändert den Abstand und (ungewollt) den ZZP. Mit den Halteschrauben der Grundplatte veränderst du nur den ZZP, also das gerade Öffnen. Der Abstand des Unterbrechers wird dadurch nicht verändert.

  • Sehr gut!
    Jetzt bin ich gerüstet... :)


    Dann stell ich das morgen mal sauber ein und bin gespannt ob meine Schwalbe dann anspringt :)
    Funken habe ich ja jetzt endlich wieder!!!


    Vielen Dank nochmal für die schnelle und kompetente Hilfe :)

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