Kurbelwellenpassung

  • Also ich bin gerade dabei, meinen Spatzmotor wieder zusammenzusetzen und habe festgestellt, dass ich die Kurbelwelle ohne Erwärmen oder sonstwas mit "erhöhter Handkraft" so in das Lager in der linken Gehäusehälfte drücken kann. Kam mir etwas spanisch vor, müsste ja eigentlich eine Presspassung sein oder? Habe es aber nochmal mit einer anderen Spatz-Kurbelwelle probiert, ist das gleiche Spiel, geht auch "ohne grosse Mühen" rein...


    Lager sind neu, SKF6303C4, die Lagersitze auf den Kurbelwellen haben keine Einlaufspuren oder sonstwas.


    Kann mir jemand erklären, warum das so einfach geht???

  • Der Kurbelwellensitz ist keine Preßpassung sondern eine Übergangspassung.
    Dennoch sollte sich die Kurbelwelle nicht so leicht in das Lager drücken lassen. Möglicherweise hast du Ausschuß-Lager bekommen oder die Kurbelwellenzapfen waren ab Werk schon Ausschuß.
    Mir hat z.B. mal ein ehemaliger Suhler erzählt, daß dort im Werk auch "Kinderarbeit" gemacht wurde. Seine ganze Schulklasse (und andere Klassen auch) mußte damals alle 14 Tage für einen ganzen Tag in der Fabrik schuften ohne einen Pfennig dafür zu bekommen. Das nannten die Kommunisten "UTP, Unterricht in der Produktion". Da wurde was für die im Fünfjahrplan befohlenen Produktionszahlen getan. Die Schüler wurden kurz angewiesen was zu machen ist, und dann mußten die alle möglichen Arbeiten an irgendwelchen Maschinen machen. Irgendwelche Hebel ziehen, bohren, drehen, entgraten usw. wo sich natürlich bei diesen unentgeltlichen Dreckjobs keiner besondere Mühe gab und sich auch keiner einen Dreck drum scherte, ob das Maß der Teile am Ende stimmte oder die Kiste voll Ausschuß war. Hauptsache man war schnell wieder raus aus der Schinderbude.
    Vielleicht ist ja deine Kurbelwelle auch auf diese Weise entstanden. :D

  • Ich glaube nicht dass die Qualität darunter litt, ich denke der größ mögliche Lager Innendurchmesser wird erreicht sein und der kleinste Durchmesser der Welle, was diese Passung hergibt und dann ist es fast schon eine Spielpassung. z.B. H7/j6 Durchmesser von 17mm (Innendurchmesser d bei Lager 6303) Bohrung H7 darf bis +0,018mm größer sein, kleiner nicht und Welle als j6 +0,008mm größer und -0,003mm kleiner also ist ein Spiel bis 0,021mm zulässig, das läst sich bei guter Oberflächengradheit mit der Hand schieben. Aber um das mach zumessen benötigt man schon bessere Messgeräte.


    Ich fand den „Unterricht in der Produktion“ (PA praktisches arbeiten) super! Im Prinzip war es die höhere Stufe vom Werkunterricht. Es gab zwar kein Geld aber die Fahrkarten wurden bezahlt und es gab gute Noten, jedenfalls bei mir. Wer zwei linke Flossen hatte konnte sich eine Pfeife anstecken. Ich habe Gehäuse für BRD-Getränkeautomaten gebaut und Verkehrsampeln vormontiert.


    Dann gab es noch ESP, das war ähnlich wie eine Berufschule. Dort würde uns die Theorie der Arbeitswelt beigebracht. trennen, fügen, Gießen, Produktionsabläufe usw.


    Des Weiteren gab es ein Wehrfach. Das war militärischer Unterricht. Vorwiegend wurden Bergungsarbeiten und die Erstversorgung von Verletzten geübt. Leder kam ich nicht mehr zu den Vergnügen.




    Heute nennt sich das Betriebspraktikum, das wird auch nicht bezahlt und die Fahrkosten darf jeder selbst berappen.


    Und bei der GST hätte ich meinen Simsonführerschein mit 14 Jahren machen können für Appel und´n Ei. Dazu kam es auch nicht mehr.


    Mach die DDR nicht schlecht! Die Jugend würde nicht hängen gelassen.


    maik

    Berlin hat nach 18 Jahren wieder eine Grenze!! Es lebe die EU

  • Hallo,


    Na von "schuften" beim UTP kann keine Rede sein, wir haben zum Beispiel Bügeleisen zusammengebaut, wobei Facharbeiten wie schweißen und Qualitätskontrolle von "echten" Arbeitern gemacht wurde. Schludern und Normen gab es nicht, man wollte ja auch nicht das die Hausfrau später beim Bügeln einen Stromschlag bekam und tot umfiel.
    Da hat man wenigstens was praktisches fürs Leben gelernt außerdem noch Disziplin und Ordnung -Jawoll- :)
    Habe heute noch ein Bügeleisen aus damaliger "Zwangsarbeit im Gulag" als Reserve und das funktioniert immer noch obwohl schon über 30 Jahre alt.


    mfg gert

  • Hallo, Ramirez!


    Dein Spatz-Motor ist noch der alte von "Rheinmetall-Sömmerda", stimmt's ? Bei dem hatten die Lager 'nen Schiebesitz, wodurch es mög-
    lich war, den Motor ohne die sonst nötige Abdrückvorrichtung zu
    zerlegen, und fast ohne Anheizen der Lager zu montieren.
    Beim neueren Spatz-Motor (M52KH) mussten die Abdrückvorrichtung und
    ein Heizpilz zum Demontieren und Montieren des Motors parat sein.
    Ich habe auch einen Spatz mit Sö4-1K-Motörchen. Das Überholen wird
    ein Kinderspiel. :smokin:

  • Also Ausschusslager kann ich mir schonmal nicht vorstellen, waren originalverpackt und auch beim SKF-Händler gekauft (...und schweineteuer...:D )


    Vielleicht lags auch daran, dass die Teile in der Garage lagen und demnach "gut kalt" waren...


    domdey: Nee, leider genau falsch, ist der M52KH-Motor...


    Aber wat mach ich denn jetzt, stecke ich das Ding zusammen und freu mich des Lebens oder wie oder was würdet Ihr sagen? Kann irgendwas passieren, mit meiner "Scheisspassung"???

  • Bau die Welle einfach ein.
    Wenn sie halbwegs straff reingeht, dann sollte das noch klappen.
    Sieh aber zu, daß sie nicht auch noch axiales Spiel hat. Also schön genau die passenden Ausgleichscheiben auf der linken Seite beilegen. Passieren kann eigentlich nicht viel. Wenn später mal das Spiel doch irgendwann zu groß werden sollte, dann hörst du das schon rechtzeitig.
    Aber ich denke mal, da die Kurbelwelle nun ja ohnehin schon in die zweite Runde geht, dann hält die ja sowieso nicht mehr ewig. Dann baust du eben in ein paar Jahren dann eine ganz neue ein.


    Lödeldödelööö ... :)

  • ... also ich fand den [mark=red]U[/mark]nterichts[mark=red]T[/mark]ag in der [mark=red]P[/mark]roduktion damals auch gut und sinnvoll.
    Einene Tag raus aus der Schule und rein in die Fabrik - ich habe seinerzeit an den Bremseinrichtungen für Trabant und Wartburg mitgewerkelt. So z.B. die Ausgleichsbehälter einbaufertig gemacht. Das hatte dann mitunter den sinnvollen Nebeneffekt, dass man sich in diesen Betrieben auch als Ferienarbeiter eine paar Pfennige dazuverdienen konnte (schließlich kannten die einen schon).


    Quacks der ältere

  • also ich kenne das problem, das taucht hin und wieder bei den motoren die ich überhole auf. ich schiebe die schuld auf eine "krumme" kurbelwelle, denn wenn man an der kurbelwelle den lagersitz anschaut ist der meistens blankpoliert. das kommt dann von der nicht richtig zentrierten kurbelwelle die dann im lagersitz arbeitet. zwangsläufig wird dann bei mir die kurbelwelle ausgetauscht.


    soso du hast "teure" skf lager bei deinem ortsansässigen händler gekauft. der satz skf lager incl. der beiden c4 lager an der kurbelwelle, also alle 6 stück kosten bei mir etwa 20,-. mich würde interessieren was hast du bei deinem händler bezahlt?

  • :)) * echt Ku - hell * :))


    :rolleyes: Also ich hab kein Geld zu verschenken...


    Schreib doch mal was ein Satz Lager für ´nen S51-Motor kostet...?


    :D
    :smokin: Schönen Tach noch Simmiopi ;)

  • simmiopi:


    Is mir ja schon fast peinlich, ich hab das doppelte gezahlt... Tja, wiedermal Lehrgeld :D :D :D
    Die C4-Lager kosteten alleine zusammen 20€... Grrr...


    Aber recht hast Du, die Lagersitze auf den Wellen sind relativ glatt und "blank"... Aber wenn ich mich recht erinnere, hatte der eine Motor erst knapp 8000km und der andere 11000 auf dem Buckel. Und da sind die Kurbelwellen schon so verschlissen??? Kann mir auch nicht vorstellen, dass den vor mir schonmal jemand aufhatte. Ich hab den Motor halt nur aufgemacht, weil die Kickstarterfeder gebrochen war...

  • Ramirez


    ich weiss das die lager bei den skf-händlern wesentlich teurer sind als bei mir ;) . ich habe mir auch mal bei meinem ortsansässigen skf-händler preise eingeholt. ;)


    also ich würde die kurbelwelle nicht mehr einbauen. die wird dir vorrausichtlich deine neuen lager und simmerringe innerhalb kürzester zeit ausschlagen.


    du schreibst die kurbelwelle innerhalb so wenig km verschlissen und du könntest dir das nicht vorstellen....
    die kurbelwelle ist nicht in dem sinne nicht verschlissen, sie ist nur nicht richtig zentriert und läuft so nicht richtig rund sondern eiert etwas.

  • Simsonsucht,


    habe ich was Gegenteiliges behauptet? Mir sind die bekanntesten Abkürzungen aus dieser Zeit schon noch recht geläufig.


    Das Fach "Wehrkunde" wurde meines Wissens erst Anfang der 80-er eingeführt. Bis zu meiner Schulentlassung (nicht wegen guter Führung, sondern weil das Klassenziel der 10. Klasse der POS ereicht - im übrigen ohne Vertragsverlängerung :D :D :D ) 1971 gab es das noch nicht.
    Bis dahin (und auch später noch) wurde die vormilitärische Ausbildung fast ausschließlich über die GST (für die, die es nicht wissen - "Gesellschaft für Sport und Technik") durchgeführt. Im übrigen war die gar nicht unbeliebt, weil man da unter Umständen sehr preiswert und vor allem schnell seine Fleppen (fürs Moped/Krad) machen konnte.


    Quacks der ältere


    PS: Ich wollte eigentlich durch meine farbliche Abhebung die Herkunft des "T" klarstellen. Nichts für ungut. Qdä

  • Also, ich habs heute nochmal probiert, die eine Welle hat noch ne ordentliche Passung, sprich, geht nicht mit Handkraft rein, Sitze sehen auch noch ordentlich aus....


    Das einzige was mir ein ganz bischen Sorgen macht, sind leichte Riefen in der Bronzebuchse oben im Pleuel. Kolbenbolzen passt trotzdem saugend, lässt sich leicht drehen und hat null Radialspiel. Irgendwelche Einwände?? :D


    OPI: dann weiss ich ja für nächstes Mal bescheid... Aber wie kommt sowas, dass über 100% Preisunterschied drinsind??? Zocken die SKF-Händler so ab? Ich werd noch bekloppt... :))

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