Leicht OT: Mit dem Eisenschwein nach Südeuropa

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin,


    ich schreibs hier auch mal ins Nest, da es ja auch einen leichten Simsonbezug hat, wie ihr merken werdet.
    Ich bin in der Zeit vom 22.08. bis zum 03.09 mit der ES 5500km durch Südeuropa getourt und hier folgt nun der Reisebericht dazu.
    Falss etwas unklar ist, ich habe den Bericht eigentlich für das MZ500er-Forum geschrieben, dort kennt man sich persönlich. Also im Zweifel nachfragen...
    Die Bilder kann man anklicken, um sie zu vergrößern, sie sind alle im modemfreundlichen Format 800*600 gehalten (Gruß an Ralf ;) ).


    1.Tag:
    Die Reise geht -mal wieder- gut los, es regnet, kräftig. Aber das schockt mich jetzt nicht, es geht, eingepackt in die Regenkombi, los.
    Erstmal die langweilige Strecke bis zu den Bergen, danach über Österreich und Lichtenstein (Stadt an Stadt, uarks!) in die Schweiz. Vorsicht ist angesagt, die Schweiz lässt sich "speeding" teuer bezahlen. Angeblich. Bei den Schweizern merk ich nichts davon, ich werde hemmungslos geschnitten und überholt, auch bei Gegenverkehr. Irgendwann kommt der erste Pass, der Oberalp-Pass. Es geht los. Aber vorsichtig, es ist nass und neblig. Auf dem Furka-Pass verziehen sich dann dann plötzlich die Wolken, ich mache Pause und werde gleich zum ersten Mal ansprochen "Mensch, 'ne Emme, hab isch doch richtisch gesehen!" Es sollte nicht der letzte Ostdeutsche sein, der mich auf die MZ anspricht. Dort bemerke ich auch den ersten (und um es vorwegzunehmen, einzigen) Defekt an der MZ, der Wassersack vom Benzinhahn ist undicht. Es tropft im Sekundentakt und ich rechne mir aus, wie sich das auf meinen Verbrauch wohl auswirken wird (ca. 360ml pro h). ;) Erstmal irgendwie hinbekommen, es wird aber wieder undicht. Auch ein erschnorrter Kabelbinder half nicht viel. Der Furka-Pass hat aber trotzdem Spaß gemacht, die Straße runter war trocken und ich habe mich an das Gewicht gewöhnt und treibe das Eisenschwein auf den Rasten um die Kehren. Irgendwann zwischendurch fahre ich auf einer ruhigen Straße, als plötzlich neben mir ein Schatten in Form eines Vogels vom Boden hochspringt und volle Kanne im Helm einschlug (bei ca. 50km/h). Das etwa taubengroße Vieh traf mich mit voller Wucht seitlich am Helm, der Hieb war nicht ohne. Durch den seitlichen Schlag musste ich die Gegenfahrbahn mitbenutzen, die zum Glück grad frei war. Mein Helm hat einige Kratzer davon getragen, was aus dem Vogel geworden ist, ist mir egal, es lag zumindest keiner am Straßenrand. Blödes Vieh. Fand er wahrscheinlich auch noch lustig.
    Abends fand ich dann einen Zeltplatz am Ende des Waliser Tals in Martigny und konnte dort das Problem mit dem Benzinhahn beheben mit einer neuen Dichtung (die ich dabei hatte). In der Nacht friere ich erbärmlich und ich bereue, nur einen Baumwollschlafsack (für Jugendherbergen) mitgenommen zu haben, das Zelt war ja anfangs nur als Notbehelf gedacht...
    Bilder:
    Furka-Pass:

    Für die Freunde von Charlie-Tschuff-Tschuff:

    Schweizer Luftwaffe gut geparkt:


    2. Tag:
    Das Wetter ist bestens, meine Laune auch, also geht es weiter. Den ein oder anderen Pass nehme ich dabei mit, es gibt sowohl schöne als auch langweilige Strecken an dem Tag, in Pont Saint-Esprit in Frankreich finde ich wieder einen Zeltplatz, es ist deutlich wärmer und ich kann meine komplett eingerosteten Französisch-Kenntnisse bewundern und mich mit Händen & Füssen verständigen.
    Bild:


    3.Tag:
    Ich verlasse die Alpen und entschließe mich, eine kleine Hardcore-Einlage bis zu den Pyrenäen einzulegen, um die (fahrerisch) langweilige Strecke zwischen den Gebirgen hinter mich zu bekommen. Ich komme in Perpignan an und das Wetter zieht sich zu. Da ich keine Lust auf eine weitere Nacht frierend im Zelt hatte, beschloss ich, in St-Paul de Fenoullier ein Zimmer zu nehmen. Fehlschlag, wie sich erwies, es ist Weinlese-Zeit und alle Zimmer im Umkreis sind belegt. So kam ich nach einiger Fragerei im Nachbarort zu meinem ungewöhnlichsten Schlafplatz während meines Urlaubs: Die Schule vom Ort Maury hat ein Gästezimmer, welches man für kleines Geld bekommen kann. Mein Dank gilt hierbei der Gastfreundlichkeit der Franzosen! Ruhig war die Nacht nicht gerade, es gab heftig Wind und im ganzen Schulhaus klapperten die Fensterläden. Trotzdem tausendmal besser als im Zelt frieren.


    4.Tag:
    Unausgeruht begann ich den Tag, Ich wollte mich mit Alexa, einem Mädel, welches grad mit der MZ ETZ ebenfalls da unten rumfuhr (2 Monate lang oder so, inzwischen ist sie in Portugal angekommen) am Nachmittag treffen, irgendwie kam es auch so rüber, als ob sie an dem Tag gleich weiterfahren wollte. Also zog ich mit der MZ unruhig in der Gegend rum, ich wollte weiterfahren, die Pyrenäen lockten mich (oder die Alpen, das war mir egal, ich wollte fahren). Als dann Alexa mich versetzte, hatte ich die Nase voll und fuhr wieder Richtung Alpen, Regen kündigte sich an und da eine kalte Nacht im Zelt lockte, suchte ich ein Hotel. Zwischen Bèziers und Montpellier fand ich dann eins, welches mich noch aufnahm. Bis dahin war ich durchnässt und hatte in einem Kreisverkehr beinahe einen Unfall, als mein Vorderrad in voller Schräglage wegrutschte, mit dem Fuß konnte ich das Motorrad zwar abfangen, beschädigte dabei aber meinen linken Koffer. Ein scheiss Tag, aber wenigstens schlief ich prima.
    Bilder:

    So entsorgt der Franzose sein Auto. Einerseits 'ne Riesensauerei, andererseits passts zur Einstellung der Franzosen zu ihren Autos, wenns nix mehr taugt, schiebt mans einfach den Berg runter(bzw. hoch, wie in diesem Fall):


    5. Tag:
    Bestes Wetter und gute Laune bewogen mich, nun doch mit Alexa weiterzufahren. Also wieder nach St. Paul, den Weg kannte ich ja inzwischen. Auf einem Zwischenstück sah ich dann am gegenüberliegenden Straßenrand eine Schwalbe stehen. Ich hielt neugierig an, die Schwalbe war voll beladen und der Fahrer ein Deutscher. Nach der Begrüssung kamen dann 2 weitere Schwalben irgendwoher und es stellte sich heraus, dass die drei mit ihren Mopeds nach Purtugal gefahren sind und sich nun auf dem Rückweg befanden. Sie kannten ebenfalls das Schwalbennest und so wird es hier sicher ihren Reisebericht auch noch geben...
    In St. Paul angekommen, traf ich mich mit Alexa und Peter (einem weiteren Mitglied des MZ-Forums, der dort unten lebt) und nach einem Kaffee ging es dann in Richtung Andorra los. Dort fuhren wir durch fast menschenleere Gegenden mit vielen schönen kurvigen Straßen und Pässen.
    Als wir dann in Andorra ankamen (mitten auf dem Berg eine Retortenstadt zum Einkaufen (hauptsächlich Zigaretten & Alkohol). Dort kauften wir ein, unter anderem auch einen Schlafsack für mich. Den oben auf den Gepäckberg geschnallt, das Motorrad abgebockt und... mich direkt auf die Fresse gepackt. Man sollte mit dem Bein nicht hängenbleiben bei so einer Aktion. Blinker beschädigt, sonst zum Glück nix, ausser einem angeknacksten Ego ;)
    Übernachtet haben wir auf einem Zeltplatz ziemlich weit oben in Andorra (nachdem wir uns durch die Stadt gequält haben). Der Schlafsack machte die Nacht schön gemütlich. Prima Kauf.
    Bilder:
    Die Schwalbenfahrer:

    Erster Pass mit Alexa:


    6. Tag:
    Am nächsten Tag probierten wir, Andorra nach Frankreich über einen gesperrten Pass zu verlassen (auf Anraten von Alexas Vater). Die Schranke konnten wir noch öffnen, auch das erste Stück ging noch (mit viel Schwung, durchschlagenden Federn und wildem Gehopse), aber am Ende scheiterten wir mangels Leistung doch an einer Bachüberquerung. Mehr ging einfach nicht, wir konnten keinen Anlauf nehmen und aus dem Stand würgten wir nur den Motor ab.
    So mussten wir wieder runter und uns weiter durch die Stadt quälen. Sehr, sehr übel. Stop & Go bis zum Erbrechen.
    An einer Stelle passierte es dann, ein Motorradpolizist fuhr hinter mir und schlenkerte immer von links nach rechts. Somit war ich abgelenkt und reagierte nicht rechtzeitig, als Alexa wegen einer Dose voll in die Eisen gehen musste. Ich konnte noch ausweichen und traf nur mit dem Scheinbein ihren praktischen Minitisch. Der Impuls reichte und ich lag abermals auf der Fresse. Blinker ab und der Polizist direkt hinter...
    Er half mir dann auf, ich stell die ES auf den Veggieständer und sammelte die Blinkerreste auf. Plötzlich *rumms*, liegt der Hobel wieder, nur ein paar cm neben dem Polizistenmopped. Mein Ego liegt inzwischen in der Ecke und heult, der Polizist ist so freundlich und verschwindet, ohne Ärger zu machen.
    Ich schraube meinen linken Blinker nach rechts (weil sonst der Gasgriff abfällt) und wir quälen uns weiter durch den Verkehr.
    Irgendwann sind wir kurz in Spanien und genießen den kühlen Fahrtwind und die Landschaft, die nun folgt.
    In Frankreich übernachten wir auf einem kleinen Campingplatz.
    Bilder:
    An der "Steigung" scheiterten wir endgültig:


    Spanien:

    Alexa hängt durch:


    7.Tag:
    Es geht weiter, das Wetter ist nicht so prall, es hat sich zugezogen. Wir schnuddeln über Pässe und noch mehr Pässe, es ist nass, kalt und wir sehen quasi garnix. Irgendwo am Straßenrand steht eine Kuh und glotzt blöd. Keine 20cm rechts neben ihr geht es senkrecht nach unten. Stört sie nicht, sie siehts ja nicht. Irgendwann hat Alexa (und ich auch) die Schnauze voll und wir erreichen eine Nationalstraße, um Kilometer zu fressen.
    So fuhren wir dann noch an dem Tag bis zur Atlantikküste nach Irun in Spanien und suchten uns dort einen Zeltplatz. Vom Zeltplatzbesitzer war nichts zu sehen, ein paar Dauercamper sagten uns aber, dass wir einfach reinfahren sollen. So zahlten wir nichts für die Übernachtung.
    Bilder:
    Ein Kuh-Schild. Das muss sein. Ausserdem sieht die Kuh aus wie ein Nashorn (die in Andorra aber noch viel mehr, nur hab ich da kein Foto von.):

    Alexa hängt abermals durch(oder ist es nur so bequem mit der Rückenlehne?):

    In die Suppe fuhren wir kurz danach rein:


    8.Tag:
    An diesem Morgen trennten sich die Wege von Alexa und mir, sie fuhr weiter Richtung Portugal und ich wieder zurück Richtung Alpen. Es war ein langer und extrem langweiliger Tag auf langen und extrem langweiligen Straßen, auch fehlte ein wenig das Motorrad vor mir...
    Zwischendurch musste ich in Miropoix an einer Essotankstelle Öl kaufen, da meine mitgebrachten 4l alle waren. Gab es auch sonst nur Synthetiköl in Frankreich(mit dem ich kein Problem habe), so gab es an der Tanke nur Mineralöl, welches dort offensichtlich schon eine Weile vor sich hinstaubte. So kaufte ich mir eine der 2 dort stehenden 2l-Pullen und fuhr weiter. Warum ich das erwähne? Vorher haben wir 'ne ganze Weile gesucht, um mineralisches Öl für Alexa zu finden. Aber so ist es immer. Braucht man es, findet man nix, will mans net, gibs nichts anderes...
    Falls also noch jemand Mineralöl braucht, eine Flasche staubt sicher noch vor sich hin dort.
    Abends fand ich dann einen Zeltplatz in der Nähe von Mazumet, immerhin war das Wetter an diesem Tag bestens.
    Aufgefallen sind mir nur die nun drastisch schlechter werdenden Bremsen.
    Bilder:
    Der Atlantik!:

    Zünftiges Mittagessen:

    Schattenspiele:


    9.Tag:
    Fahrt durch die Cevennen, die Sonne brennt, das Mopped läuft schnell, die Bremsen sind ein Graus!
    Abends dann auf dem Zeltplatz eine Prüfung, warum die Bremsen sooo schlecht sind, wie sie sind. Bei der hinteren Bremse war es schnell klar, der Hebel stieß am Halter für den Seitenständer an, da kann man sich draufstellen, wie man will. Also zerlegt, gereinigt und den Hebel so weit wie möglich nach hinten gedreht. Dass nun der Nocken in der Bremse schon im Ruhezustand deutlich ausgelenkt war, nahm ich dabei zur Kenntnis, machen konnt ich nix dagegen.
    Vorne ist das Ergebnis ähnlich, die Beläge sind zwar abgenutzt, aber längst nicht soweit, wie ich vermutete, der Nocken samt Hebel ist nur schon in der Ruhelage deutlich (ca. 30 Grad) ausgelenkt. Da bleibt von der Handkraft wenig über. Also sind die Trommeln vorne wie hinten schon sehr weit abgenutzt. Hilft leider nichts, aber zumindest hinten bremst jetzt wieder ordentlich was.
    Als ich dabei war, die Bremse zu prüfen, fiel mein Blick auf den völlig blanken Reifen, der aber bei den Prüfungen der vorherigen Tag eigentlich zwar grenzwertig, aber immer noch im legalen Bereich war. Wie das? Als ich das Rad drehte, sah ich, dass der Reifen auf einer Hälfte kurz vorm Grenzwert war und auf der anderen Seite von der Mittelrille nix mehr über war. Sowas hatte ich bisher noch nie.
    Bilder:
    Eine schöne Autobahnbrücke, zumindest ist sie schön groß:

    Kleiner Tunnel:

    Da musst ich einfach hoch:

    Der Reifen:

    Die Bremse hinten (im getretenen Zustand):


    10. Tag:
    Nach ca. 20 Reifen- und Motorradhändlern fand ich in der Stadt Gap einen, der zufällig einen 3.50x16 in der Ecke liegen hatte. Dieser gehörte zu einer Bestellung eines Kunden, der auf Rückruf vom Händler darauf verzichtete, den Reifen sofort zu bekommen. Der Michelin M45 wurde mir gleich auf die Felge montiert (der Mechaniker fragte sich beim ersten Blick auf die ES, ob denn dort ein Kardan versteckt sei, als ich ihm die Kette zeigte, fand ers ganz praktisch. Auch die geteilte Hinterachse überraschte ihn. Ich sagte nur "moto allemange" und er grinste. ;)
    Nach der Montage legte ich 51 Oiro plus ein saftiges Trinkgeld auf den Tisch und konnt wieder weiterfahren.
    Nach dem Überfahren des Col de Vars suchte ich mir einen Zeltplatz, fand aber nur einen, der Saisonschluss hatte (31. August). Der Platzbesitzer breitete seine Arme Richtung Platz aus und sagte etwas wie "such dir einen Platz aus. Kostet nix heute."
    Damit war ich komplett alleine auf dem Platz. Prima Sache, wenn auch etwas unheimlich...
    Bilder:
    Kurven:

    Blick aufs Tal von Vars:

    Col de Vars, oben halt:

    Da wollt ich eigentlich hin (Festungen von Napoleon), aber man konnt net hinfahren:


    11.Tag:
    Der fahrtechnisch beste Tag! Bei bestem Wetter geht es los und auf dem Col de la Bonette nach oben auf 2802m. Während ich dort nach oben fuhr, sah ich einige Murmeltiere, einige sonnten sich schon auf der Straße. Eine sprang aus einem Versteck auf die Straße, versuchte es jedenfalls, blieb dann aber mit den Vorderpfoten an der Straßenkante hängen und überschlug sich. Blitzschnell rappelte es sich auf und ward nimmer gesehen. Ich hatte jedenfalls den Lacher des Tages...
    Als ich oben um kurz nach halb 9 ankam, war bis auf ein älteres dt. Ehepaar in der Dose noch keiner da. Eine herrliche Ruhe war der Lohn für das frühe Aufstehen. Auf dem nur zu Fuß erreichbaren Aussichtspunkt 60 m weiter oben hatte man eine prima Aussicht auf die umliegenden Berge, die an dem Tag beste Fernsicht tat ihr Übriges dazu, auf jeden Fall die paar Minuten Fußweg wert!
    Während ich dort oben stand, kam aus dem Tal schon von weitem hörbar eine Meute (deutscher) Neumoppedfahrer an und machte sich auf der (recht kleinen) Passhöhe breit. Da war es hin, mein geplantes Bild mit der ES vor dem kleinen Obelisken, der den Pass markierte, ein franz. Lieferwagenfahrer stellte sich dann auch noch direkt davor. Dass sind dann so die Situationen, in denen man nachvollziehen kann, wenn Leute über die Masse an Motorradfahrern in den Alpen schimpfen, und man freut sich allein unterwegs zu sein.
    So fuhr ich nach einem Ersatzfoto schnell weiter zu den Dalius-Schluchten, die mit einer sehr schönen Landschaft, schokoladenbraunem Fels (bloß nicht abbeissen!) und einer engen kurvigen Straße glänzen konnten.
    Danach fuhr ich durch die Cian-Schluchten, bei der man im Gegensatz zu den Dalius-Schluchten das Tal unten durchfuhr und der Fels teilweise über die Straße überhing. Auch hier wieder der braune Fels, von dem ich mir dann noch ein kleines Stück als Andenken mitnahm.
    Weiter fuhr ich, auf den Col du Champs und den Col de Allos. Letzterer ist mein Favourit für die ES. Kleine, kurvige, enge Strecke, kaum Steigung, genau das Richtige für ein kleines, wendiges Motorrad mit wenig Leistung.
    In Guillestre finde ich wieder einen Zeltplatz, diesmal einen offenen...
    Bilder:
    Col de la Bonette aufwärts:

    Diese Markierungen fielen mir auf, vermutlich eine Kennzeichnung, dass hier eine Poststelle ist? Im Postzeichen ist die Zahl 15 zu finden, vielleicht weiß da einer genaueres darüber, auch über die Sterne:

    Kurven halt:

    oben, ganz oben:

    Ich halt:

    Darius-Schluchten:

    Dieser Felsen sieht aus der Perspektive aus wie ein Frauenkopf mit (komischen) Hut. Mit viel Phantasie jedenfalls:

    Was für die Geologen:


    12.Tag:
    Ich mache mich auf den Rückweg, Ziel es, an diesem Tag noch die Schweiz zu erreichen.
    Dabei nehm ich natürlich Umwege über ein paar Pässe, man muss ja alles mitnehmen, was man kann. ;)
    So fuhr ich bei weiterhin bestem Wetter über den Col d'Izoard (richtig schön zu fahren!), den Col de Lataret (eher langweilg, wenn da der Blick auf den Gletscher nicht wär) und den Col de Galibier (auf seiner Südseite recht kehrenreich, auf der Nordseite dann aber super schön zu fahren). Interessant fand ich an der Südseite des Col de Galibier die Schafe, die sich an einem Abhang befanden, der die 45° sicher deutlich überschritten hatte. Störte die Viecher kaum, nur der Schäfer traute sich nicht mehr, dort rumzuklettern. Der Col de l'Izeran mit 2770m bildete einen schönen Abschluss der Pässe an diesem Tag (die Pässe zurück in die Schweiz waren dann nicht mehr so schön, zumal das Wetter sich zuzog und es wieder mit Regen losging). In Sion fand ich meinen Zeltplatz. In der Nacht gab es noch ein erstklassiges Gewitter in dem V-förmigen Tal, das für mich das Wort "Bass" neu definierte. Besonders im Zelt liegend ist das Ganze eher eindrucksvoll, wenn sich die Nackenhaare beim durch das Tal laufenden Donnergrollen aufstellen... ;)
    Bilder:
    Wieder ich:

    Noch ein Pass:

    Mal wieder:

    Col de Galibier:


    13.Tag:
    Es regnet. Passend zur Hinfahrt. Also rein in die Regenklamotten und nochmal kurz einen Pass am Rand des Tals gefahren, um die Aussicht zu genießen. Laut Denzel ein Drei-Sterne-Pass. Dem ist aber nicht so, zumindest nicht bei Regen und Schweizern, die einen von der Straße schubsen wollen. Dafür hatte ich dann eine herrliche Aussicht auf das Tal, in dem auch grad die Schweizer Luftwaffe unter mir eine Flugshow veranstaltete (garantiert unter 100m Flughöhe). Naja, ging ja keine Seilbahn durchs Tal, sollen sie machen.
    Die eigentliche Rückfahrt war nicht so prall, nass & kalt. Ich fuhr nicht über den Furka-Pass, sondern auf Anraten eines Briten, mit dem ich den Tag vorher gequatscht habe, uber den Nufunen-Pass. Fuhr sich ganz nett, aber nichts im Vergleich zu einigen Pyrenäen-Pässen oder französischen Straßen. Oben traf ich dann auf einen Rentner-Bus aus Zwickau, sofort erkannten die alten Leute die MZ und freuten sich wie blöde. Runterwärts ging direkt in den Regen und Sichtweiten unter 100m. Der St. Gotthart-Pass war dann mit seinem Kopfsteinpflaster besonders erquickend, die Sicht unter 50m, drängelnde Schweizer und noch kälter.
    Abends um 21 Uhr kam ich dann in Ausburg an. Noch schnell Alexa zum Geburtstag gratuliert und nochmal kurz an den Rechner setzen. Dank Steven, einem Freund von mir, der alles wissen wollte, dauerte das dann noch 'ne Weile, bis ich wieder ins echte Bett kam.
    letzte Bilder:
    Sion von oben:

    Hölzerner Waldarbeiter:

    Die Erdpyramiden von .. äh,.. keine Ahnung:


    Fazit: Eine wirklich schöne Reise, die ich aber nächstes Mal besser vorbereitet wiederholen werde, mit vor allem besseren Bremsen...
    Aber wie lautet der schöne Spruch: Adventure is the result of poor planing.

  • Klasse Bericht! Wirklich sehr interessant!:wink: Hut ab, dass Du einen großen Teil der Reise völlig alleine gemacht hast!
    Da haste echt was mit Deiner "moto allemange" geleistet! :wink:


    Gruß schwalbenraser-007

    Schwalbepilot.de | Alles rund um die Simson Schwalbe

  • Schöner Bericht, schöne Fotos! :)


    Das mit dem Motorradpolizisten war dumm gelaufen. Der fehlende Blinker war mir auf den Bildern schon aufgefallen.
    Sehr nett sind auch die Schwalbenfahrer vom 5. Tag!

  • dieses bild sollte man fortan immer posten, wenn die leute wieder zu faul sind die anstehende wartung durchzuführen...


    und mt sowas geht ein ingenieur auf tour, schande für unseren berufsstand :))

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von möffi


    und mt sowas geht ein ingenieur auf tour, schande für unseren berufsstand :))


    Skandalöös!


    :))


    (Bei Abfahrt sah das Ganze noch eher gut aus, auch wenn Ansätze für zu weit abgeriebene Trommeln schon zu sehen waren. Die paar km bergab, die ich gemacht habe auf der Tour sorgten halt für gewissen Abrieb bei den Belägen. Fahrt mal 200-300km mit kräftig angezogenen Bremsen... :wink: ).


    Scheibenbremsumbau ist bereits in Arbeit, damit ist das Thema vom Tisch. (Die Beläge hierfür passen in die Werkzeugtasche...)


    MfG,
    Richard

  • der war bei der letzten tour die er hier gepostet hat doch schon ab.
    scheibenbremse ist natürlich was feines, aber die idealistische stilpolizei in mir sträubt sich dagegen...

    • Offizieller Beitrag

    @Mö:
    Klar, ist doch wahlweise eingetragen!
    Was glaubst Du, warum ich so einen Aufwand betreibe und nicht einfach Stevens Lösung nachbaue? :wink:


    @Möffi: Klar, die Optik wird drunter leiden, das kann man nicht leugnen. Aber: Wenn man einmal nen Pass runter gefahren ist und dabei einfach nicht mehr nennenswert langsamer wurde, wird sofort nachvollziehen können, warum Trommelbremsen nicht mehr Stand der Technik sind. Zumindest vorne nicht.
    Selbst gut eingestellte Trommelbremsen halten diesen Zustand nicht über 1000km und mehr. Und dreimal im Urlaub Bremsbacken wechseln will ich auch vermeiden. Zumal Trommelbremsen in ihrem Verhalten stark wetterabhängig sind. Mal legts einen fast auf die Fresse, mal tut sich garnix. Und grad mit SW ist das dann nicht mehr schön, wenn man bei 30km/h mehr als 20m Bremsweg hat...
    Also: form follows function! :D

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