Mein Simson Star - Ich geb´s auf!

  • Hallo Simson-Gemeinde,


    ich bin seit langem fleißiger Gastleser und habe mich heute registriert – leider aus einem traurigen Anlass.
    Ich bin gerade mal wieder von meiner Freundin mit dem Auto abgeholt worden, mein Star steht, auch nicht zum ersten Mal, irgendwo am Straßenrand. Inzwischen hab´ ich ihn seit fast zwei Jahren und in der ganzen Zeit habe ich es auf maximal 500 km gebracht – aber ich erzähl mal von Vorn:
    Ich wollte damals wieder eine 50er fahren, angefangen habe ich in jungen Jahren mit einem Roller von Suzuki. Diesmal wollte ich was Besonderes und dachte zuerst an eine Vespa. Während ich mich so umgesehen habe, was es alles so gibt, bin ich zum ersten Mal auf Simson gestoßen und ich war sofort verliebt. Einige Wochen später hatte ich einen Simsonliebhaber in meiner Gegend ausgemacht (ich wohne in der Nähe von Düsseldorf), der sogar eine eigenes Museum für Simson Fahzeuge hat. Bei ihm kaufte ich meinen Star.
    Damals habe ich 500€ gezahlt, was im Vergleich zu den Preisen im Netz sehr viel war. Der Star war in einem sehr ungepflegten Zustand. Auf der Mängelliste standen ein massiver Frontschaden, die Sitzbank war eingerissen und noch Einiges mehr. Gekauft habe ich ihn, weil ich nicht wirklich Ahnung von der Technik habe und die Garantie wollte, dass der Star erstmal fahrbereit ist. Dafür war ich bereit den vergleichsweise hohen Preis zu akzeptieren. Der Plan war, mich nach und nach in die Materie einzufinden und den Star von Grund auf zu restaurieren.
    Ich bekam den Star, angeblich so weit überholt, dass er fahrtüchtig wäre. Wie wenig ich über so ein altes Zweirad wusste, wurde mir einige Zeit später klar. Ich bemerkte bald, dass das Vorderrad während der Fahrt massiv sprang, der Frontschaden war bis auf ein wenig Lack nicht behoben worden. In den ersten Wochen hatte immer wieder Probleme. Mal ging er nicht an, mal ging er einfach aus. Ich dachte, das läge an meinen Bedienfehlern. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft der Gaszug raus gesprungen ist und ich den Gasgriff abmontiert habe. Ich hätte das Ding wohl reklamieren können, habe ich aber nie. Irgendwann im letzten Sommer ging er dann aus und nicht mehr an und ab da stand er unter der Plane vorm Haus. Doch immer, wenn irgendwo eine Schwalbe, oder gar ein Star vorbei fuhr, spürte ich einen kleinen Stich. Ich vermisste meinen Star, so wenig Zeit wir miteinander hatten.


    Also fasste ich mir vor ein paar Wochen ein Herz. Ich war immer noch nicht dazu gekommen, mich für die Reparatur fit zu machen und habe auch keinen geeigneten Platz. So suchte ich nach professioneller Hilfe und siehe da: Ich fand eine Werkstatt ganz in der Nähe. Als Nebengewerbe betrieben, aber dafür recht günstig. Ich rief an und in kurzer Zeit war der Star abgeholt und die Reparatur-Details besprochen. Ich ließ so ziemlich alles reparieren, austauschen und überholen, was nicht Rahmenteile, Verkleidung und Beleuchtung sind. Der Motor wurde regeneriert, neue Räder mit allem drum und dran montiert, Bremsen, Batterie, Blinker, Sitzbank und Züge erneuert. Diesmal wollte ich Nägel mit Köpfen machen und alles funktionstüchtig haben. Der ganze Spaß kostete mich über 700€.
    Die Reparatur ging schnell und als der Star zurück kam, sah alles sehr gut aus. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er sprang sofort an, fuhr sich wie nie zuvor. So konnte also Simson fahren sein!
    Aber die bösen Überraschungen ließen nicht lange auf sich warten. Die Reparatur war mangelhaft ausgeführt worden. Zwar waren die meisten in Auftrag gegebenen Arbeiten gut ausgeführt worden, dafür hakte es an anderen Stellen. Die Vorderradschwinge war durch den Unfall verbogen und das neue, breitere Rad lief nicht frei. Das war den Mitarbeitern der Werkstatt nicht aufgefallen und so hatten sie mir auf der Probefahrt den Stoßdämpfer aufgerissen. Das Ganze habe ich erst einen Tag später bemerkt. Die Blinker funktionierten bereits am zweiten Tag nicht mehr, meine neuen Brems- und Kupplungshebelüberzüge waren nicht befestigt und verabschiedeten sich am dritten Tag. Am vierten Tag begannen alle neuen Chromteile zu rosten und sahen so schlecht aus, wie meine alten nach zwei Jahren nicht. All das reklamierte ich bei der Werkstatt, aber außer Ausflüchten und Schuldzuweisungen habe ich nichts bekommen. Mittlerweile stellt sich der Betreiber tot.
    Aber noch wollte ich nicht aufgeben. Ich tauschte die Schwinge aus und behob das Problem. Der Motor lief ja einwandfrei und ich konnte endlich fahren. Vor zwei Wochen war ich das erste Mal mit meinem Star am Rhein. Seitdem fuhr ich fast jeden Tag eine kleine Abendtour, noch nicht so weit, denn ich traute dem Frieden nicht.
    Und heute zeigte sich, dass es gut war so vorsichtig zu sein. Nachdem ich heute Mittag ein so gutes Fahrgefühl hatte, wie selten zuvor, ist der Star heute Abend wieder liegen geblieben. Es begann mit unsauberen Verbrennungsgeräuschen und einem leichten Leistungsabfall, bis er mit massiven Fehlzündungen und kaum noch Drehzahl endgültig den Geist aufgab. Nun steht er und ich bin mal wieder sehr enttäuscht.
    Ich werde das Simson fahren aufgeben. Mein Star kommt morgen in eine Ecke im Garten und da bleibt er vorerst. Irgendwann, wenn ich eine eigene kleine Garage oder etwas Ähnliches habe, mache ich mich daran das Ding selber ans Laufen zu bringen. Zwei Jahre und 1200€ später weiß ich jetzt, dass mich auf Pseudoprofis verlassen habe und das ein Fehler war.
    Ich mag meinen Star immer noch, aber für den Moment gebe ich´s auf. Vielleicht wird ja in ein paar Jahren nochmal was daraus. Oder möglicherweise finde ich ja auch in naher Zukunft Leute im Raum Düsseldorf/Wuppertal, die Lust auf eine Gemeinschaftswerkstatt haben und ich mach den Kleinen doch noch fit.


    Viel Spaß noch mit euren Simsons, ich schau bestimmt ab und zu hier rein und bin neidisch auf die Skandinavien- und Afrikafahrer.


    Schöne Grüße
    Andreas

  • Andreas , mach doch mal das Naheligendes , bau mal nen guten Kondensator und Unterbrecher ein , und schau mal in den Auspuff , der muss frei sein :D
    Wetten das Dein Moped wieder läuft .
    Achso , den Vergaser kann mann nicht oft genug reinigen

  • Hast Du Dir schonmal die Kerze angeschaut?


    Ich gehe mal davon aus, dass sie Werkstatt den Kondensator und die Kontakte getauscht hat.


    Fehlzündungen könnten von einer Kohlebrücke zwischen den Elektroden der Zündkerze kommen. Das wäre schnell behoben. Oder die haben in der Werkstatt die Grundplatte nicht richtig festgeschraubt und die hat sich verdreht und somit den Zündzeitpunkt verstellt. Auch nicht wirklich ein großes Problem.


    Laß' Dich nicht unterkriegen. Such' Dir jemanden in Deiner Nähe, der sich auskennt. Sollte sich über das Nest finden lassen.

  • Zu den Blinkern, vielleicht ist die Batterie leer. Die Plastiküberzüge werden nicht an den Hebeln befestigt sondern nur aufgesteckt, bei den originalen war das kein Problem die hielten auch so, wie das bei dem Nachbauschund aussieht hast du ja selbst gemerkt.
    Chromteile sind ebensolcher Dreck die taugen auch nichts wenn die allerbilligsten verwendet werden.


    mfg Gert

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