Vorstellung und Vergaserprobleme

  • Hallo Zusammen,
    ich heiße Dirk und wohne im Herzen Rheinhessens. Nach längerer Suche habe ich nun endlich eine Schwalbe.
    Es ist eine KR 51/2 E, Bj 1984 mit Vierganggetriebe.
    Die Schwalbe ist gut in Schuss, und nach einigen Reparaturen bin ich auch fast zufrieden.
    Die Grundplatte der Zündung habe ich komplett erneuert, Unterbrecher und Kerze natürlich auch, und den Benzinhahn musste ich tauschen. Einen Ölwechsel habe ich prophylaktisch gemacht. Das war´s auch schon.


    Leider habe ich auch ein Problem mit dem Vogel, weshalb ich mich bei Euch angemeldet habe.


    Es ist ein neuer 16N3-1 Vergaser montiert, den ich nicht vernünftig eingestellt bekomme.
    Um einen halbwegs akzeptablen Leerlauf zu bekommen, muss ich die Gemischregulierschraube sehr viel weiter als Werksangabe rausdrehen. Die Leerlaufschraube ist auch ganz rausgedreht. Wenn ich diese Einstellung so nicht mache, kann ich nicht mehr starten.
    Die Teillastnadel hängt in der ersten Rille, gezählt von der Spitze.
    Der Kaltstartzug ist korrekt eingestellt, und meiner Meinung nach auch dicht. Den Gummi habe ich umgedreht, um ganz sicher zu sein.
    Ein Absprühen mit Startpilot zeigt keine Falschluftquellen. Wie aussagekräftig das ist kann ich nicht beurteilen.
    Wenn der Motor kalt ist (und das Wetter auch), kann ich nicht mit betätigtem Kaltstartzug starten. Der Hebel muss immer auf "zu" stehen.
    Wenn der Motor warm ist, und ich den Hebel für den Kaltstartzug auch nur ein klein wenig betätige, stirbt er sofort ab.
    Auf einer ausgedehnten Fahrt habe ich den Vergaser so eingestellt, dass ich einen fast zuverlässigen Leerlauf habe. Sobald ich das Licht einschalte, muss ich sporadisch den Gasgriff betätigen um ein Ausgehen zu verhindern.
    Ich könnte ja damit leben, aber meine Frau soll und möchte auch mit der Schwalbe fahren. Und sie kommt mit diesen Unzulänglichkeiten nicht so gut klar wie ich.
    Im Fahrbetrieb ist meiner Meinung nach alles in Ordnung. Der Motor zieht gut, und selbst an (sehr) leichten Steigungen erreiche ich 60 Km/h. Leider fehlt mir ein Vergleich.
    Es wäre nett, wenn Ihr mir ein paar Tipps geben könntet, wo ich suchen / schrauben kann um die Schwalbe zuverlässiger zu bekommen.
    Ich habe das Forum natürlich schon durchsucht und das Schwalbebuch von Erhard Werner habe ich auch, doch leider hilft mir das nicht weiter.
    Vielen Dank für´s Lesen bis hierher und Danke im Voraus für (hoffentlich) Hinweise.
    Grüße
    Dirk

  • Erstmal herzlich WIllkommen im Nest.


    Wenn das (Startvergaser-)Gummi schließt, ist das schon mal gut, ABER: hat der Bowdenzug genug Spiel, das nicht bei Lenkbewegungen unbeabsichtigt der Startvergaser geöffnet wird? Gerade bei der Schwalbe verkeilt der sich gerne mal in den RItzen. Hänge den Zug doch mal bitte probleweise komplett aus.
    Deine geschilderten Probleme deuten m.M.n. auf zu fett eingestellten Vergaser hin.


    Zitat

    Wenn der Motor warm ist, und ich den Hebel für den Kaltstartzug auch nur ein klein wenig betätige, stirbt er sofort ab.


    Sagt mir, das so viel Spiel nicht vorhanden sein kann.
    Elektrodenabstand der Zündkerze passt? Ist die Kerze schwarz/verrust?

  • Hallo Matze,
    vielen Dank für Deine schnelle Antwort.
    Der Bowdenzug hat genug Spiel. Eventuell habe ich das mit der Hebelbetätigung etwas überspitzt ausgedrückt. Es ist aber definitiv so, dass ich auch den kalten Motor nur starten kann, wenn ich den Startvergaserzug nicht betätige. Ich starte mit geschlossenem Startvergaser und mit Hilfe von Gasgeben. Das ist dann eben nicht bei allen Temperaturen ein "spontanes" Starten.
    Ich denke auch dass der Vergaser zu fett eingestellt ist, aber wenn ich Richtung magerer gehe, bekomme ich den Motor nicht mehr gestartet.
    Die Kerze ist nicht Rehbraun wie ich es von Autos kenne, aber sie ist auch nicht wirklich schwarz oder verrußt. Der Elektrodenabstand passt.
    Wäre bei meinen Symptomen Falschluft eine Möglichkeit? Wenn ich das richtig verstehe, dann würde ich den Vergaser bei Falschluft doch "korrekt" einstellen und der Startvergaser würde dann immer total überfetten?
    Danke und Grüße
    Dirk

  • Hallo Dirk,


    am Vergaser drehst Du, wenn der Motor läuft. Laß ihn auf Betriebstemperatur kommen und dreh ihn dann auf die Grundwerte. Zum Starten brauchst Du nun mal den Startvergaser, wenn auch nur gering geöffnet.


    Wenn der Motor Falschluft zieht, magert er nach dem Vergaser ab. Sicher ist die Möglichkeit eines thermischen Risses eine Option, wenn auch eine mit sehr geringer Häufigkeit.


    Gruß vom Rheinkilometer 543


    Heiko

  • Hallo Heiko,
    habe es eben noch mal durchgespielt. Den Motor warm gefahren, dann bei laufendem Motor die Gemischsregulierschraube langsam reingedreht. Es hat sich lange nichts getan, bis der Motor dann irgendwann aus ging. Es war dann ungefähr noch eine Umdrehung möglich bis Anschlag. dann habe ich drei Umdrehungen raus gedreht und versucht zu starten. Ging nicht. Auch nicht mit Startvergaser. Erst ein Rausdrehen der Schraube auf ca. fünf Umdrehungen machte ein Starten möglich.
    Jetzt bin ich wieder da wo ich vorher schon war. Es ist ein einigermaßen sauberer Leerlauf gegeben und wenn ich das Licht einschalte, muss ich ein wenig mit dem Gasgriff spielen.
    Die Leerlaufschraube ist ganz rausgedreht. Wenn ich diese weiter rein drehe, verschlechtere ich alles.
    Danke und Gruß
    Dirk

  • Auf dieser Seite hast du eine schöne Übersicht über die notwendigen Einstellung des 16N3. Das wichtigste ist, dass die Leerlaufgemischschraube wirklich sehr empfindlich ist, d.h. wirklich nur um mm verdrehen und nach jeder Änderung einen Moment warten, bis eine Reaktion erkennbar ist. Der Bereich in dem das Ganze ordentlich läuft ist sehr klein, aber wenn man es einmal hat verstellt es sich auch nicht so leicht!

  • Hallo,
    Entschuldigung für die späte Rückmeldung und vielen Dank für den Hinweis.
    Aber genau so habe ich das gemacht, mit oben genanntem Erfolg.



    Grüße,
    Dirk

  • Hallo, deine Teillastnadel hängt zu hoch. Sie bekommt zuviel Benzin. Sie muss in die vierte Kerbe von oben. Das heißt das eine Rille von der Spitze aus gesehen frei bleibt. Gruß Simmemicha

  • Hallo,
    wollte mich mit meinem Problem noch mal melden.
    Leider ist – trotz zwischenzeitlicher, leichter Besserung, nun alles noch schlechter.


    Kurz noch mal die Ausgangsproblematik:


    Schwalbe fuhr gut und zügig, war warm nur mit deutlich zu fetter Einstellung des Vergasers im stabilen Leerlauf zu halten, sprang kalt nicht gut an.



    Das habe ich seitdem alles gemacht (möglichst kurz und bestimmt nicht vollständig):


    Den Tank und Hahn gereinigt/erneuert
    Den verbauten, neuen BVF16n3 Vergaser zerlegt gereinigt (unnötig)
    Auf Falschluft abgesucht (nichts gefunden)
    Die komplette Grundplatte der Zündung getauscht (wegen defekter Primärspule durch schlechten Vorschrauber)
    Zündschloss neu (wegen zerbröselter Feder/Kugel- Innereien)
    Zündkabel und Stecker neu
    Verschiedene Zündkerzen
    Zündung mehrfach eingestellt; Ot und ZZP mit verschiedenen Methoden gesucht und markiert
    ZZP mit Pistole eingestellt


    hier mal der Beitrag von damals, der ungefähr hier hin passen würde: http://www.schwalbennest.de/si…gaserprobleme-113773.html


    So ist die aktuelle Lage:


    Sie springt kalt nur noch sehr schlecht an, schlechter als am Anfang.
    Sie fährt sich nach wie vor gut und zügig.
    Während der Fahrt gibt es manchmal (im Gegensatz zu ganz am Anfang) vereinzelte Fehlzündungen / Patschen in den Auspuff.
    Wenn sie richtig warm ist, geht sie auch schon mal während des Fahrens aus. Ansonsten auf jeden Fall im Leerlauf.
    Wenn sie ausgegangen ist, ist sie fast nicht mehr anzubekommen. Ich muss dann auf jeden Fall die Kerze wechseln.
    Das Kerzengesicht deutet auf eine zu fette Gemischeinstellung , was aber kein Wunder ist, da ich ja die Leerlaufgemischeinstellung sehr fett eingestellt habe, damit ich überhaupt einen Leerlauf habe. Und ja – ich weiß wie man den Vergaser richtig einstellt!
    Wann immer ich die Kerze rausschraube (warm/kalt/heiß) gibt es immer einen Zündfunken.
    Es ist mir mittlerweile nicht mehr möglich eine längere Strecke (>15km) zu fahren, ohne auf jeden Fall liegenzubleiben. Ich muss dann immer eine andere Kerze einschrauben. Einen Funken habe ich immer, auch mit der Kerze mit der ich liegenbleibe.
    Ich muss den Elektrodenabstand der Kerze auf 0,3mm verringern, damit überhaupt ein halbwegs stabiler Motorlauf zustande kommt.


    Meine Gedanken / Feststellungen:


    Ich habe einen sehr/zu schwachen Zündfunken.
    Deshalb muss ich auch den Elektrodenabstand verringern.
    Weil ein fettes Gemisch leichter zündet, komme ich nur mit zu fetter Einstellung am Vergaser zurecht.
    Ich habe festgestellt dass die Kurbelwelle radial 0,2mm Spiel hat.
    Das Polrad sieht von innen „misshandelt“ aus. Schleifspuren unterschiedlicher tiefe.
    Als ich die neue Grundplatte montiert hatte, schliff das Polrad an einigen Stellen. Ich habe diesem Umstand keine Beachtung geschenkt. Nachdem - trotz neuer Grundplatte (mit der sie kurz lief) es immer schlechter wurde, habe ich die Primärspule der neuen Platte auf die alte Platte übernommen. Danach war zumindest wieder an fahren zu denken.
    So „gut“ wie zu Anfangs, als ich sie übernommen hatte, läuft sie nicht mehr.


    Meine Theorie:


    Die Kurbelwelle hatzu viel radiales Spiel, das Polrad war auch nicht das tollste, dadurch hatte ich einen recht schwachen Zündfunken. Mit zu fetter Leerlaufeinstellung kam ich damit einigermaßen zurecht.
    Dann ist eine Schraube der Primärspule aus der Grundplatte gewandert und hat das Polrad blockiert. Zwar nicht während der Fahrt, aber bei Ankickversuchen. Bis hin zu Bergab Anrollversuchen. Das hat das möglicherweise sowieso schon „schlechte“ Polrad noch mehr in Mitleidenschaft gezogen (eventuell leicht verzogen). Die Kurbelwelle unter Umständen auch. Das weiß ich aber nicht.
    Dadurch ist mein Zündfunke nun noch schlechter als ganz am Anfang.
    Wenn der Motor sehr warm ist saugt er möglicherweise Getriebeöl an (weil durch die unrund laufende Kurbelwelle der Simmering nicht ordentlich dichtet) und überfettet das Gemisch noch mehr.
    Das führt dann dazu, dass die Kerze wegen Ablagerungen irgendwann nicht mehr unter Kompression zünden mag.
    Eine „frische“ Kerze sorgt dann einige Zeit für Abhilfe – und das Spiel beginnt von vorne.


    Was haltet Ihr von der Geschichte?
    Könnte ich trotz Allem mit meiner Theorie auf dem Holzweg sein?


    Es ist halt so, dass die einfache, logische Fehlersuche zu keinem Ergebnis führt. Es ist immer ein Funke da, es ist immer Sprit da, der ZZP stimmt, Der Unterbrecher ist korrekt eingestellt. Alle möglichen Zündbeteiligten Komponenten sind gegen neue getauscht worden, teilweise mehrfach (Kondensator), bis hin zum Zündschloss. Der Vergaser ist mehrfach überprüft (auch die Senfglasmethode) – und immer lande ich bei einer sehr fetten Leerlaufgemischeinstellung um einen halbwegs vernünftigen Leerlauf zu haben.
    Wenn ich jetzt nicht wüsste wie ein Vergaser und eine Unterbrecherzündung funktioniert würde ich halt denken, dass ich zu blöd bin. Aber mir ist nun mal die Funktionsweise der Beteiligten Komponenten klar.


    Mein Plan – falls mich hier keiner auf eine andere Spur lenken kann:


    Ich besorge mir ein neues Polrad, damit ich erst einmal vernünftig fahren kann um im Winter dann den Motor zu überholen.
    Im Moment habe ich keine Zeit für so etwas, da ich zurzeit einen alten Mercedes restauriere, den ich aber auch zum Fahren brauche.


    Für weitere Ideen oder Tipps bin ich wie immer sehr dankbar.
    Grüße, Dirk

    • Offizieller Beitrag

    Moin Dirk

    das von Dir beschriebene Problem nennt man Nebenluft.
    Der undichte Simmerring
    - verhindert eine ordentliche Kompression und sie springt nicht an,
    - lässt Luft ins Kurbelgehäuse, weshalb der Motor nur mit überfettetem Gemisch läuft
    Wenn Du an der Kurbelwelle Spiel hast,
    wirst Du nicht drumrumkommen die Lager und Dichtringe zu tauschen.
    Der Einbau eines neuen Polrades kann durch einen kräftigeren Funken kurzzeitig Abhilfe schaffen.
    Das Polrad wird aber durch das erwähnte Wellenspiel wieder in Mitleidenschaft gezogen,
    das ist m.M.n. nur Geldverschwendung und behebt die eigentliche Störung nicht.

    LG aus LG
    Kai d:)

    Ich bin nicht perfekt, aber ich arbeite dran.. ;)

  • Hallo Kai,



    danke für die Erläuterung.



    Das der Wellendichtring undicht ist, war erstmal nur eine Vermutung, könnte ja aber durch das Kurbelwellenspiel gegeben sein.
    Die Lager möchte ich natürlich tauschen, aber am liebsten erst im Winter. Bis dahin würde ich die Schwalbe gerne noch fahren. Ich nutze sie gerne für Fahrten zur Arbeit (25km einfach). Und da hätte ich sie gerne zuverlässiger als momentan. Mir würde allein schon reichen, wenn sie so wäre wie zu Anfangs, als ich sie übernommen habe. Doch mittlerweile ist eben die Zuverlässigkeit stark zurückgegangen.
    Deshalb war ja meine Vermutung, dass durch das blockieren des Polrades durch die Schraube der Primärspule, der Zustand verschlechtert wurde. Denn seit diesem Zeitpunkt konnte ich machen was ich wollte, sie ist nie mehr so gefahren wie ganz zu Anfang.



    Eventuell tausche ich den Wellendichtring Getriebeseitig und gönne mir ein neues Polrad. Auch wenn ich das Polrad wieder verschleißen sollte - es wäre es mir Wert, einfach noch ein paar Monate vernünftig fahren zu können.



    Mir wäre schon geholfen, wenn meine "Theorie" aus meinem letzten Beitrag entweder untermauert würde oder, für mich verständlich, widerlegt werden würde.
    Denn so viel, wie ich mich jetzt mit dem Thema auseinandergesetzt habe, macht mich das doch ziemlich "verrückt"



    Grüße
    Dirk

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