Die Simson S51 ist ein vom VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ unter dem Markennamen Simson zwischen 1980 und 1989 hergestelltes Kleinkraftrad (genauer: Mokick). Die S51 ist das direkte Nachfolgemodell der Simson S50. Die Simson S51 des thüringischen Motorradherstellerswar eines der meistverkauften Mokicks in der DDR.
Simson S51, (c) Stefan Kühn, de.wikipedia
Die Simson S51 erreichte, mit ihrem 2,72 kW (3,7 PS) starken 49,8 ccm-Einzylinder-Zweitaktmotor, eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Das Leergewicht betrug abhängig von der Ausstattung ca. 81kg und die Nutzmasse (Fahrer + Sozia/Sozius + Gepäck) ca. 179kg.
Die wesentliche Neuerung der Simson S51 gegenüber ihrem Vorgänger, der Simson S50, ist der neu entwickelte Zweitaktmotor (M531/541 bzw. M542 bei den Simson S51/1-Modellen), der durch ein geändertes Kolben – Hub – Verhältnis sowie außen liegenden Kurbelwellendichtringen wartungsfreundlicher und noch etwas stärker war. Darüber hinaus wurde dieser Motor nun auch als Viergangmodell angeboten. Die neue Motorengeneration hat gegenüber der Baureihe M52/53/54 außerdem eine Ziehkeilschaltung, die einfacher und preisgünstiger zu fertigen war und durch die mit wenig Aufwand die Anzahl der Gänge variiert werden konnte. Nach der Wende wurde dieser Motor zum Beispiel mit 3, 4 oder 5 Gangstufen produziert.
Kennzeichnend für das Mokick war eine einfache, anspruchslose Technik sowie das Fahrwerk, welches praktisch unverändert in den Nachfolgemodellen bis 2002 weiterproduziert wurde. Die Reichweite betrug über 300 km. Durch diverse Anbauteile, wie etwa eine Knieschutzdecke, Beinschild und Kofferträger (zur Montage der auch bei MZ verwendeten 26-Liter Pneumant-Koffer) konnte man den Gebrauchswert des Mokicks steigern. Fast alle Anbauteile waren kompatibel zum Vorgängermodell; sogar der Motor kann wahlweise zwischen Simson S50, S51 und sogar den Schwalbe-Modellen KR51/2 und dem Roller SR50 getauscht werden.
Innerhalb der ersten Baujahre wurden häufig noch Teile der Simson S50-Baureihe verwendet, wie z.B. das vordere Schutzblech mit zusätzlicher Verstrebung, das Rücklicht mit 100mm Durchmesser, Metallschale und Rücklichtkappe mit 2 Verschraubungen sowie einer IFA Raute und einem kleinen Simson Schriftzug auf dem Tank. In den späteren Baujahren war dies nicht mehr der Fall.
Mit der Produktion des Simson S51 wurde im Jahr 1980 begonnen. Diese Maschine wurde in verschiedenen Ausführungen gebaut:
Simson S51 N
N steht für Normal, im Volksmund auch oft für Nichts verwendet – diese Ausführung hatte eine minimale elektrische Ausstattung ohne Akku, Zündschloss, Standlicht und Blinker. Die Hupe wurde über vier Monozellen mit Strom versorgt. Dieses Modell, sowie die Simson S51E/4, hatte auch nicht, wie alle anderen Modelle, einen Kombischalter am Lenker, sondern die Armaturen des S50. Die Hinterradführung erfolgt bei diesem Modell über mechanische Dämpfer. Außerdem wurde sie fast ausschließlich in Olympiablau oder Brillantblau lackiert. Dieses Modell wurde bis 1987 gebaut.
Simson S51 B
B steht für Blinker, im Volksmund oft: Besser – Dieses Modell besaß Blinker, hydraulische Hinterraddämpfer, Zündschloss, einen Bleiakkumulatorund wurde in drei verschiedenen Varianten gebaut:
- S51 B1-3 – 3-Gang-Getriebe, 25-W-Scheinwerfer, Unterbrecherzündung. Diese Variante wurde nur bis 1988 gebaut.
- S51 B1-4 – 4-Gang-Getriebe, 25-W-Scheinwerfer, Unterbrecherzündung. Ab 1989 nannte sich dieses Modell S51/1B
- S51 B2-4 – 4-Gang-Getriebe, 35-W-Scheinwerfer, Elektronikzündung. Diesem Modell vorbehalten war die wahlweise billardgrüne Lackierung. Zusätzlich gab es ab diesem Modell einen größeren Tachometer mit Blinkkontrollleuchte. Später kamen Plasthandhebel, ein zweiter Spiegel und Faltenbälge hinzu. Dadurch änderte sich die Bezeichnung zum S51 B2-4/1. Ab 1989 hieß es schließlich S51/1C1.
Simson S51 E
E für Enduro – Die Simson S51E erschien 1982. Besondere Merkmale waren der hochgezogene Auspuffmit verändertem Seitendeckel auf der rechten Seite (wegen des hochgelegten Auspuffes), der hohe Lenker,der größere Tachometer, gekürzte Schutzbleche, die verstellbaren Hinterraddämpfer, Stahlfelgen, aufgepolsterte Sitzbank, veränderter Gepäckträger und Fußbremshebel, die grobere Bereifung und standardmäßig Faltenbälge an der Telegabel. Die Blinker wurden jetzt oberhalb des Rücklichts befestigt. Ein zusätzliches Merkmal der Enduro waren die zusätzlichen Rahmenverstrebungen vom Lenkkopf zu den Fahrerfußrasten sowie eine stabilere obere Gabelbrücke. Alle Endurovarianten wurden mit dem 4-Gang-Motor und elektronischer Zündung ausgestattet, ausgenommen S51 E/4 mit Unterbrecherzündung.
- S51 E – Standardausführung. Besondere Merkmale waren der rechte Außenspiegel und die stets silberfarbene Lackierung. Die neue Bezeichnung ab 1989 hieß S51/1E1.
- S51 E II – Dieses Modell konnte ab 1987 geordert werden. Veränderungen waren hier der hochgezogene Kunststoffkotflügel welcher eine obere Klemmbrücke bedurfte, Seitenständer und die neben den Frontscheinwerfer verlegte Hupe. Außerdem gab es dieses Modell auch mit nur einem Spiegel. 1989 wurde auch hier die Bezeichnung geändert. Ab diesem Zeitpunkt hieß dieses Modell S51/1E.
- S51 E/4 – Simson reichte 1984 dieses Modell nach. Es besaß die Minimalelektrik des N-Modells, 25-W-Scheinwerfer, Unterbrecherzündung und verfügte nicht, wie die anderen Endurovarianten, über die verstellbare Hinterradfederung.
Simson S51 C
C für Comfort, im Volksmund oft: Cross – Die Simson S51 C wurde ab Januar 1983 gebaut und entsprach weitestgehend der S51B 2-4. Unterschiede waren Drehzahlmesser, Seitenständer, Lackierung des Tanks in Atlasweiß, Seitendeckel und Schutzbleche, Faltenbälge an der Telegabel, schwarz lackierte Motoren, aufgepolsterte Sitzbänke, die aus den Enduromodellen bekannte verstellbare Hinterradfederung, klappbarer Kickstarter, EMZA Zündspule, ein zweiter 120mm Rückspiegel, neues Reifenprofil und der höhere Preis. Ab 1989 hieß dieses Modell schließlich S51/1C.
Ab 1989 wurden die Modelle auf 12 Volt Bordspannung umgestellt und bekamen die „Elektronische Lade- und Blinkanlage“ ELBA. Zusätzlich bekamen alle Modelle, bis auf S51/1B, einen Halogenscheinwerfer. Die modernere K36-Bereifung hielt Einzug. Das Bremslicht wurde auch beim Betätigen der Vorderradbremse eingeschaltet, der Kontakt für die Hinterradbremse wurde anstatt am Hinterradbremsschild nun am Fußbremshebel montiert. Durch eine Änderung des Aufklebers am Seitendeckel mit der Aufschrift „12 Volt“ sind diese Fahrzeuge leicht erkennbar. Die Modellbezeichnungen änderten sich außerdem. In der Original-Literatur wird diese Modellpflege als neue Baureihe S51/1 gehandhabt.
Durch die große Verbreitung der Simson S51, es wurden über eine Million Fahrzeuge gebaut, existiert auch heute noch ein großer Markt inklusive Herstellung von Ersatz- und Tuningteilen. In der DDR waren die Fahrzeuge oft ausverkauft, kosteten 1.200,- DDR-Mark und waren als Massenverkehrsmittel auch für Jugendliche ab 15 Jahren fahrbar. Oft kauften sich die Jugendlichen das Fahrzeug von ihrem „Jugendweihegeld“, den Geldgeschenken der Verwandten zur sozialistischen Jugendweihe.
In Deutschland sind die Fahrzeuge dieses Typs bei Jugendlichen immer noch sehr beliebt, weil sie aufgrund des Einigungsvertrages und der Fahrerlaubnisverordnung (§§76 FeV, Nr. 8 §6 Abs. 1) trotz einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h mit einer Fahrerlaubnis der Klasse M gefahren werden dürfen. Normalerweise ist die Klasse M (bei BF17 enthalten) auf Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h beschränkt.