So Leute, nach langem probieren, tüfteln und lesen im Forum habe ich meine Vorderradbremse an der Schwalbe nun 1a. Die Bremswirkung der Vorderradbremse ist nun besser als die der Hinterradbremse (wie es ja auch eigentlich sein sollte).
Für alle Leute die mir Ihrer Vorderbremse nicht zufrieden sind mache ich hier mal ein kleines "Tutorial" wie man an der Schwalbe eine ordentliche Bremsleistung bekommt.
Also, zuerst natürlich die bekannten Fehlerquellen ausschliessen:
- Einen guten Bremszug verwenden. Originale sind in der Regel besser als Nachgefertigte, wie bei allen Sachen. Der Zug sollte gut geölt sein - dazu mit Hilfe einer Tülle oben so lange Öl reinlaufen lassen bis es unten wieder rauskommt, anschliessend austropfen lassen. Der Zug darf keine Knickstellen haben, muss grade verlegt sein und einigermassen leichtgängig.
- Die Plastik- Brems- und Kupplungshebel sollte man durch solche aus Metall ersetzen. z.B. Art.-Nr 31561 bei Zweirad-Schubert.de
- Die Bremsbeläge sollten noch ordentlich was draufhaben, im Zweifel erneuern oder Zwischenlagen rein. Nachgefertigte Bremsbacken sind von der Passgenauigkeit der Bohrungen her eine Katastrophe... wer neue kaufen will sollte Versuchen eine bessere Qualität zu bekommen z.B. von EBC, auch wenn die natürlich viel teurer sind. Schliesslich halten die ja dann auch ewig.
-Gebrauchte Bremsbeläge mit Schleifpapier anschleifen; oft sind die auf der Bremsfläche regelrecht "verglast".
-Auch die Trommel kann man mal mit Schleifpapier was anrauhen...
- Der Bremszug hat vorne eine Scheibe drin, die den eigentlichen Anschlag darstellt. Die muss vorhanden sein.
-Die ganze Bremse immer gut mit Bremsenreiniger sauberhalten. Die Laufflächen vom Bremsnocken im Schild und an den Backen mit Kupferpaste bestreichen.
- Die Trommeln sind bei Simson ja irgendwie immer unrund aber wens zu schlimm ist evtl. neue besorgen oder mal hinten-vorne tauschen... hinten ist das geruckel nicht grade so schlimm wie vorne
So, das wären schonmal die Grundvoraussetzungen für eine gute Bremse. Wer das an seiner original-Schalbenbremse macht.....
...hat immer noch eine ganz besch***ene Bremsleitung ! Aber nötig isses trotzdem!
So, als nächsten Schritt besorge man sich nun ein hinteres Bremschild von einer S51 und dazu dann den Hebel für das vordere Bremsschild von der S51. Wenn man das ganze einbaut hat man endlich einen aussenliegenden Bremshebel am Schild, d.h. man kann den Bowdenzug wie an der S51 von aussen an- und abbauen. Ausserdem ist der Hebel etwas länger was der Bremswirkung zu gute kommt. Nebenbei kann man so vorne einen Bremslichtschalter nachrüsten, aber das macht man besser noch anders... ist aber jetzt nicht Thema.
Jedenfalls, die Bremswirkung ist jetzt wie an einer gut gepflegten S51, also...
... immer noch sehr bescheiden. So bin ich monatelang rumgefahren und war mit meinem Latein am Ende.
Wer seine Bremse soweit hat ist kurz vorm Ziel! Von hier ab gibt es noch die 2 Entscheidenden Schritte zu tun: (Jetzt wirds auch für die S51-Fahrer interessant):
Tuning-Massnahme Nr. 1 ist die Bearbeitung des Bremsnockens. (Edit: Das ist vor allem bei nachgefertigten Bremsnocken wichtig. Ich habe die Originalen an dieser Stelle nicht ausprobiert. Evtl. kann man die originalen so lassen, bei den Nachfertigungen hat es aber unheimlich viel gebracht) Man baue den Nocken aus dem Schild aus. Bei einem Orininalteil ist die Kante, die über die Fläche an der Bremsbacke läuft, abgerundet. Bei Nachfertigungen ist an der gleichen Stelle höchstens eine schlecht ausgeführte anfasung dran. So oder so: Das Teil kommt ab in den Schraubstock! Mit einer ordentlichen Feile werden an den beiden Kanten erstmal vernünftige Rundungen angebracht! Müssen aber absolut gleichmäßig sein und gerade! Die Original-Rundung hat einen radius von ca. 2mm, der "getunte :D" Nocken sollte nachher eher 3mm haben! Aber blos nicht übertreiben das ganze! Ist hauptsächlich wichtig das das nicht über ne scharfe Kante läuft wie bei den nachfertigungs-Nocken, der grössere Radius der Rundung bringt einen besseren Druckpunkt, weniger wiederstand und günstigere Hebelverhältnisse - man merkt das schon beim ausgebauten Bremsschild, der Hebel lässt sich viel leichter bewegen!
Falls die Rundungen nicht 100% gleich ist - kein Problem, die Ecke die jetzt näher an der Mitte des Nockens liegt sollte nachher im Bremsschild innen sein - So begegnet man der Tatsache das die innnere Kante ja ohnehin die Backe weiter bewegt als die äußere (siehe dazu diesen Fred hier, binfords Beitrag)
Wenn die Rundung schön satt und glatt ist, bremst die Bremse jetzt schon viel besser. Wenn die Bremsbeläge mal so 5000 Km eingefahren sind kann man damit leben
So die letze Maßnahme bringt dann den Kick und bringt die vordere Bremse auf das Niveau der hinteren. Das es soviel bringt hätte ich auch net gedacht, is aber so.
Der Zug wird am Hebel an der Trommel ausgehängt. Den Hebel richtet man am Nocken so aus, das er (nicht die Schlaufe wo der Zug reinkommt sondern der Hebel selber) rechtwinklig auf den Zug trifft - also viel näher in Richtung Zuggegenhalter als bisher. (Der Zug muss dann rechtwinklig auf den Zug treffen wenn die Backen an der Trommel fest anliegen, nicht im entspannten zustand!)
Jetzt wird klar das der Bremszug viel zu lang ist. Zug am Lenker aushängen (zumindest die Aussenhülle, weil sie sich sonst meist mitdreht und so der ganze Zug schwergängig wird) und die Einstellschraube erstmal fast ganz reindrehen. Dann ungefähr absehen wie lang der Zug wirklich sein muss - das sind so 4-5 cm kürzer als original (!!!!). So, das was zuviel ist abkneifen mit nem ordentlichen Seitenschneider. Von dem abgekniffenen Stück den Nippel ablöten und an das neue Zugende wieder drauflöten. Das hat bei mir wunderbar mit der CampingGas-Lötlampe und Lötzinn aus der Elektrokiste geklappt. evtl. muss man den Zug etwas anschleifen damit er das Zinn annimmt. Die Lötstelle muss 100%ig sein, es geht schliesslich um die Bremse. Ist nicht schwer wenn man mit löten etwas erfahrung hat kann man das. Ein 30-Watt-Elektronik-Lötkolben wird dafür vermutlich zu schwach sein. Zum Verlöten von Bowdenzugnippeln gibts irgendwo im Net ne Anleitung ich glaube bei louis oder so. So, Bremszug überall einhängen , oben schön einstellen (dabei gucken das sich der Aussenzug nicht mitdreht!!!) alle Schrauben festmachen und ausprobieren!!!
UND FREUEN!!! Wer das alles gemacht hat hat garantiert eine Hammergeile Bremse!!!! Wie gesagt die vordere hält jetzt locker mit der hinteren mit. Und das mit 98% Originalteilen und originaloptik. Die letzten beiden Massnahmen, Nockenkanten abrunden und Zug kürzen, bringen den entscheidenden Vorteil. Probierts aus und freut euch.
gruss thomas