Frage zu Ausgleichsscheibe Abtriebswelle

  • Hallo Motorexperten,


    ich hätte da mal eine Verständnisfrage zu der Ausgleichsscheibe, die auf die Abtriebswelle beim Ritzel (oder ist es die Antriebswelle?) zwischen Dichtkappe und Lager 6201 reinkommt. Motor ist der M53 der Schwalbe KR51/1 K.


    Wenn ich es mir genau ansehe, wüsst ich erst mal gar nicht, wozu die Ausgleichsscheibe reinkommt, bzw. was die Scheibe eigentlich ausgleichen soll. Auf der Welle liegt innerhalb des Motors zu oberst eine Anlaufscheibe, dann kommt eine Feder und dann das Mitnehmerzahnrad vom Kickstarter. Das Lager hat in der Motorhälfte keinen Anschlag, es wird sich genau dort positionieren, wo ich es beim Einsetzen hindrücke. Natürlich sollte es innen nicht überstehen, also mit der Gehäusehälfte genau abschließen.
    Setze ich nun den Motor zusammen, wird die Feder über die Anlaufscheibe die Tendenz besitzen, das Lager wieder nach oben herauszudrücken - was sie natürlich nicht kann. Anders herum wird eine Ausgleichsscheibe, je nach Dicke, das Lager, entgegen der Federspannung, etwas weiter Richtung Motorinnenseite drücken.


    Wie entscheide ich die Dicke der Ausgleichsscheibe? Oder wie setze ich das Lager ein, um ein Maß für die Ausgleichsscheibe zu ermitteln? Ich könnte es theoretisch von außen so weit nach innen drücken, bis es vom Mitnehmerzahnrad des Kickstarters blockiert wird.


    Vielen Dank schon mal für einen erhellenden Hinweis
    Gruß
    Hardy

  • die position des lagers in der rechten motorhälfte wird durch den absatz auf der abtriebswelle bestimmt. deswegen setzt man ja auch entweder erst die (leere) motorhälfte auf und dann die lager ein, oder aber man packt das abtriebswellenlager erst auf die welle und setzt dann die motorhälfte auf.


    wie du richtig festgestellt hast hat das lager im motor keine axiale anlagefläche. es wird also nach innen herausgucken. zwischen die aufgeschraubte dichtkappe und das lager kommen eine oder mehrere ausgleichsscheiben DIN 908 um sozusagen nachträglich eine axiale anlagefläche ins gehäuse zu zaubern. dabei soll 1/10 mm luft gelassen werden.


    den genauen sinn dieser aktion habe ich mir bislang auch nicht erklären können. das lager hat ja schließlich auch im gehäuse eine (wenn auch leichte) übermaßpassung und kann daher eigentlich nicht wandern. somit gibts da, anders als bei einer fest-los-lagerung, auch kein axialspiel auszugleichen. überhaupt ist die lagerung in den simsonmotoren nicht gerade nach den üblichen schemata ausgelegt.


    generell ist das aufsetzen der rechten motorhälfte beim m53 die haupt-kunst beim zusammenbau eines m53. ich habe mehrere varianten durch, keine davon gefiel mir zu 100%, aber zum schluss bin ich doch wieder bei der im orginalen handbuch angegebenen variante angekommen. also gehäusehälfte heiß machen, simmering rein, 6000er lager rein, aufsetzen, kw lager rein und abtriebswellenlager rein. dabei sind die innenringe der lager angewärmt. beim abtriebswellenlager geht das so ziemlich gut, aber an der kurbelwelle ist die passung zwischen kw und lagerinnenring so eng, dass es auch mit 5min heizpilz nicht ohne nachklopfen ging. beim klopfen auf den innenring klopfen, da hier die passung deutlich enger ist als aussen.


    setzt man die lager zuerst in die motorhälfte ein, wandert das kw lager beim aufsetzen wieder heraus.


    bei meiner nächsten op wollte ich den kurbelwellenstumpf mal mit mikrometerschraube ausmessen. lagertoleranz ist ja bekannt. damit kann man dann die nötige temperaturdifferenz ausrechnen.

  • Ich nehm ein altes eingeschnittenes KW Lager, wo Innenring und Kugeln entfernt wurde. Das leg ich auf und klopf auf den alten Lagerring. Geht genauso, verteilt aber den Druck besser und hinterlässt keine Spuren am Lager.

    Fährt mittlerweile Habicht, Bj. 1974. Vorher Kr51/1, S50, SR50.

  • ... und ich ein rohr. wenn man so feste klopfen muss dass spuren auf dem lager zu sehen sind, hat man eh was falsch, und das lager beim einbau kaputt, gemacht. deswegen schrob ich ja auch "klopfen" und nicht "schlagen" oder "hämmern"

  • Moin


    Okay, kein Widerlager auf der Abtriebswelle, damit ist meine Ausgleichsscheibe ja eher eine art Anlaufscheibe. Beim Einsetzen des Lagers 6201 auf die Abtriebswelle müsste ich es also nur soweit hineinstecken, dass eine Scheibe noch Platz hat. Die Dicke berechnet sich dann über DaumenkraftLagerhineindrücktiefe-0,2mm, das klingt wenig kompliziert, nix gegen die Kurbelwellenausgleichsscheibenmathe.


    Ja, das Aufsetzen der Gehäusehälfte, so richtig fluffig klappt das nicht, egal wie man es anstellt. Allerdings würde ich beim Einbau jegliches Klopfen auf die Lagerringe vermeiden. Wenn das Lager nur lose entweder in seinen Sitz oder auf eine Welle aufgepasst werden soll, dann mag vorsichtiges Klopfen gut funktionieren, wenn es aber gleichzeitig auf Welle und Sitz soll .. ich würds lassen. Diese Kugellager sind empfindlich wie eine Diva. So lange du die Kräfte nicht zu 99,99% gleichmäßig auf beide Ringe verteilen kannst, müssen diese von den Kugeln gefangen werden ... und das ist gar nicht gut. Die Kugellager können sehr hohe radiale Kräfte aufnehmen, in axialer Richtung nur etwas mehr als ein Butterkeks.


    Wie dann also das rechte Kurbelwellenlager einsetzen? Meine Methode ist ähnlich wie die Buchmethode, jedoch etwas lagerschonender. Wie du schon richtig gesagt hast, das Abtriebswellenlager ist nicht das Problem, mit etwas Wärme und Nachdruck flutscht es in seinen Sitz. Die Welle gleitet nachher auch einfach so hinein, wenn man den Innenring schön anwärmt.


    Wenn nun also die Gehäusehälfte noch warm ist, (Wellendichtring vorm Aufsetzen einsetzen) kommen schon mal die Gehäuseschrauben an Ort und Stelle, jedoch noch nicht festziehen, den Schraubendreher nur ganz lose zwischen Daumen und Zeigefinger halten. Den Innenring des Kurbelwellenlagers schön wärmen, so braucht die Kraft nachher nicht so hoch zu sein. Nun lege ich das gewärmte Lager auf die Kurbelwelle, darüber ein altes Kurbelwellenlager, darauf kommt ein altes dickes Zahnrad, welches Innen- und Außenring des alten Lagers abdeckt, darauf ein Stapel dicker Karosseriescheiben, dann eine Scheibe, auf die die M10x1 Mutter gut raufpasst und oben schaut dann nur noch ein Zipfelchen Gewinde raus. Darauf drehe ich die Mutter mit der sonst das Polrad fest ist und presse das Lager gleichmässig auf die Welle und auf den Sitz. Wenn das Gewinde aufgebraucht ist, Mutter ab und noch ein paar von den Karosseriescheiben auf den Stapel und Mutter wieder drauf.


    Das mit dem Zahnrad ist Zufall, ich hatte so eines noch rumliegen, was grad so auf die Welle passte und groß genug war, das ganze Lager zu überdecken. Alternativ könnte man sich zB auch irgendwas aus einem alten Kurbelwellenlager basteln, die Kugeln festschweißen und planschleifen und innen sowie außen 0,01mm abdrehen lassen, oder einem massiven Stück Stahl. Nur halt, damit die Kugeln des neuen Lagers (die Diva) beim Einpressen keine Axialkräfte abbekommen.


    Übrigens muss man die Welle kontern, sonst dreht sie sich mit, wenn man zum Einpressen die Mutter reindreht. Weil die Gehäuseschrauben noch nicht angeknallt sind, könnte sich die Position der Gehäusehälften noch ein winziges bisschen korrigieren, wenn dann das Lager drinsitzt. Bilde ich mir jedenfalls ein und schadet sicher auch nicht.


    Wenn du es so noch nicht ausprobiert hast, wäre das vielleicht Methode 101, ich empfinde es als sehr entspannt, weil man sich nicht so beeilen muß und das mit dem Anwärmen, jedenfalls bei der Kubelwelle, immer nicht so recht ausreichen mag. Zudem ist die Kraft stetig und gleichmässig auf Innen- und Außenring verteilt. Das alte Lager drückt sich nicht in den Lagersitz hinein, auch die Welle hält es nicht fest. Man bekommt es ganz einfach wieder ab. Sicherer wäre man, wenn innen und außen etwas abgedreht wäre, aber ich habe keine Drehbank oder sowas.


    Gruß
    Hardy

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