Habicht hält Standgas nur bei Maximaleinstellung & läuft zu fett [SR4-4 mit 16N1-6 am M54]

  • Ich hoffe sehr, dass mir jemand aus der Community bei meinem Problem weiterhelfen kann, denn allmählich bin ich mit meinem Latein am Ende.

    Folgendes Problem: mein Habicht (Antriebsstrang inkl. Vergaser ist original) springt zwar gut an und fährt auch ordentlich, hält das Standgas jedoch nur bei nahezu maximal eingedrehter Standgasschraube. Dreht man diese noch einen Tick weiter, bleibt der Kolbenschieber hängen (mehr geht also nicht). Die Einstellung der Leerlaufluft-Regulierschraube ist auch recht fett, hier kann man jedoch kaum magerer stellen, da das extrem schwache Standgasniveau eine saubere Einstellung nach einer Volllastfahrt zu Nichte macht.

    Was ist bisher untersucht worden? Der Vergaser ist gründlichst (!) gereinigt worden inkl. aller Nebenkanäle. Schwimmer ist neu und korrekt eingestellt. Düsen sind neu und entsprechend den Vorgaben. Teillastnadel ist neu und hängt auf der 3. Kerbe. Startervergaserkolben inkl. Gummi sind neu, Bowdenzüge haben das übliche Spiel. Motor ist überholt (Lager/Dichtungen), Zylinder ist noch original im Grundmaß mit Kompression von etwa 9 bar. Zündspule ist ausgetauscht, Zündkerze neu. Zündung ist penibel eingestellt und mit Stroboskop geprüft. Luftkasten ist sauber und Filter gereinigt.

    Weiß jemand, woran es noch liegen könnte? Auf ebener Strecke schafft der Vogel nur etwa 55 km/h, bergab maximal 60 (GPS-Messung). Ich weiß nicht, ob das mit den ungenügenden Vergaser-Einstellungen zusammenhängt oder noch einen anderen Grund haben könnte?
    Danke für eure Tipps!

    • Offizieller Beitrag

    Wenn alles "richtig" eingestellt ist, die Kerze nicht ölig ist und Du trotzdem von zu fett schreibst, dann untersuche doch bitte mal auf Nebenluft. Evtl. hast Du deren Einfluss mit Deinen Einstellungen fast weg opitimiert.



    Peter

  • Mit "zu fett" meine ich, dass die Leerlaufluftregulierschraube fast auf Anschlag reingeschraubt ist. Die sollte ja etwa 1 Umdrehung raus sein, aber schon vorher geht der Motor durch das zu geringe Standgas aus.



    Nebenluft teste ich mit etwas Bremsenreiniger, der im Betrieb in die Nähe vom Vergaser gesprüht wird? Die Dichtung vom Vergaserflansch ist neu. Die WeDis von der Kurbelwelle auch, aber die habe ich nicht selbst gewechselt, das wäre also noch eine Möglichkeit, falls der Vorbesitzer nicht ordentlich gearbeitet hat...

    • Offizieller Beitrag

    Es reicht nicht hin, dem Vergaserflansch eine neue Dichtung zu spendieren, man muss auch sicherstellen, dass er nicht krumm gezogen ist. (Haarlinealprüfung)



    Peter

  • OK, dann wird das noch geprüft. Ist der Sprühtest mit Bremsenreiniger dafür ausreichend?



    Wenn vor dem Vergaser minimal Nebenluft gezogen wird, ist das doch nicht ganz so dramatisch wie nach der Gemischaufbereitung, oder? Die Gummitülle zum Luftkasten sitzt nämlich nicht allzu fest und eine Schelle war da ja nicht vorgesehen. Ich habe jetzt provisorisch einen Kabelbinder zur Fixierung angebracht.

    • Offizieller Beitrag

    Nebenluft kann sogar durch die Bowdenzüge am Vergaser eintreten, dagegen gibt / gab es extra Gummikappen. Aber der Vergaserflansch ist nach der Gemischaufbereitung.



    Peter

  • Aber der Vergaserflansch ist nach der Gemischaufbereitung.



    Das ist schon klar. Mich würde jedoch interessieren, ob Nebenluft auch schon vorm Vergaser (Luftkasten) wirklich relevant ist oder nur eine untergeordnete Rolle spielt?


    Könnte alternativ auch die Abdichtung der Kurbewelle für die eingangs genannten Symptome verantwortlich sein?

  • Nebenluft vor dem Vergaser ist bei den Motoren M53/1 bzw. M54/1 äußerst relevant. Undichte Kurbelwelle ist natürlich auch nicht hilfreich.


    Bei den Vergasern 16N1 gibt es aber auch Fehlerursachen beim Standgas, die irreparabel sind - z.B. wenn das Leerlaufgemisch-Austrittslöchlein unter dem Gasschieber aufgeweitet ist. Leider gibt es für den Habicht keinen Ersatztyp aus moderneren Serien.

    • Offizieller Beitrag

    Mich würde jedoch interessieren, ob Nebenluft auch schon vorm Vergaser (Luftkasten) wirklich relevant ist oder nur eine untergeordnete Rolle spielt?


    Ist relevant.



    Könnte alternativ auch die Abdichtung der Kurbewelle für die eingangs genannten Symptome verantwortlich sein?


    Ja leider. Weil das mit einer Totalzerlegung des Motors verbunden ist, würde ich vorher alle anderen Möglichkeiten ausschliessen.



    Peter

  • Dann werde ich am Wochenende (vorher schaffe ich es leider nicht) mal auf Nebenluft prüfen. Ich melde mich mit den Ergebnissen. Falls bis dahin noch jemand eine weitere Idee hat, was man prüfen kann bzw. woran die Symptome liegen könnten, immer her damit :)

  • Folgendes Problem: mein Habicht (Antriebsstrang inkl. Vergaser ist original) springt zwar gut an und fährt auch ordentlich, hält das Standgas jedoch nur bei nahezu maximal eingedrehter Standgasschraube. Dreht man diese noch einen Tick weiter, bleibt der Kolbenschieber hängen (mehr geht also nicht). Die Einstellung der Leerlaufluft-Regulierschraube ist auch recht fett, hier kann man jedoch kaum magerer stellen, da das extrem schwache Standgasniveau eine saubere Einstellung nach einer Volllastfahrt zu Nichte macht.


    Die Anschlagschraube die den Nadelkolben für
    die Leerlafdrehzahl begenzt, ist gerade und in ihrer
    Gewindeführung stabil ?
    (Einmal rausdrehen, Feder ab, wieder eindrehen und
    prüfen wieviel Spiel sie hat)


    Wie hoch lässt sich der Nadelkolbenschieber anheben ?
    (Einmal Gaszug aushängen, nur den Schieber reinfallen
    lassen, mit der Anschlagschraube durch raus und reindrehen das Differenzmass ermitteln, sollte etwa
    4-5mm sein)



    Ein in sich undichter Luftfilterkasten, könnte auch eine
    Ursache sein, für die mangelnde Leerlaufdrehzahl.

  • Während des langen Wochenendes bin ich mal den diversen Tipps nachgegangen. Hier meine Ergebnisse...



    - Nebenluft scheint vor/nach Vergaser kein Problem zu sein. Dort ist alles dicht und reagiert nicht auf Bremsenreiniger.



    - Regulier- & Anschlagschraube sehen (sahen) gut aus. Zumindest die Standgas-Schraube ist mir beim Prüfen des Differenzmaßes abgebrochen. Der Zustand kurz davor ist den angehängten Bildern zu entnehmen



    - Ich habe einen Test mit einem Austausch-Vergaser eines Freundes gemacht. Ebenfalls ein 16N1-6. Die Fahreigenschaften mit dem Austausch-Vergaser sind praktisch identisch. Lediglich die Gemisch-Schraube war magerer eingestellt. Aber mehr als 55km/h in der Ebene habe ich auch damit nicht geschafft. Das Zündkerzenbild kurz nach Vollgas-Fahrt mit dem Austausch-Vergaser ist ebenfalls als Foto angehangen.



    Ich werde jetzt erst mal eine neue Standgas-Schraube besorgen. Aber durch die Vergleichsfahrt mit dem Austausch-Vergaser würde ich meinen Gaser als Ursache erst mal ausschließen. Dann kann der Fehler ja nur noch beim Motor oder Auspuff liegen, oder?


  • Die Motoren M53/1 bzw. M54/1 haben ziemlich genau bei 53-55 km/h einen winzig kleinen Leistungseinbruch, denn da sitzt der Übergang zwischen der ersten und der zweiten Resonanz im Auspuff. Wenn da am Gesamtfahrzeug irgend eine Kleinigkeit nicht passt, dann kommt man da nicht drüber. Da reicht schon eine ganz leicht schleifende Bremsbacke, ein leicht angefressenes Radlager, eine zu breite Jacke am Fahrer, ein Hauch Gegenwind oder Steigung.
    Am Habicht immer wieder gerne genommen ist auch ein falsches Kettenritzel. Das soll 13 Zähne haben, mit dem (anderswo gebräuchlichen) 14Z ist die Übersetzung zu lang, dann geht's auch nicht.

  • Habe jetzt mal das Ritzel geprüft - es hat tatsächlich 14 Zähne. Könnte dies also die Ursache für die reduzierte Höchstgeschwindigkeit sein? Dann hat der Vorbesitzer wahrscheinlich bei der Motor-Regeneration auch gleich die Kette samt Ritzeln getauscht und ein "Standard-Set" verbaut?!



    Kolbenschieber und Regulierschrauben habe ich auch getauscht, hat aber keine Änderung gebracht. Nach einer Fahrt ist der Motor ausgegangen (Standgas war zu niedrig) und ist danach ewig nicht mehr angesprungen. Zündkerze war ok. Irgendwann hat's dann geklappt und er lief wieder "normal".

  • Jo, mit Ritzel 14 zieht der Motor das nicht. Wenn der Deckel schonmal ab ist, prüfe auch, ob für Ritzel 13Z der richtige Tachoantrieb drin ist.



    Heiß ausgehen oder/und nicht wieder anspringen ist gerne auch ein Zündungsproblem.

  • Das Problem ist, dass die alternden Primärspulen im heißen Zustand gerne mal so stark abschwächeln, dass kein Zündfunke mehr zustande kommt. Mit der "guten" Zündung von Habicht, Sperber, Halbautomatik-Schwalbe ist das nicht gar so häufig wie bei der simplen der anderen Altvögel, aber durchaus vorhanden. Ich habe die ersten Wochen mit meiner KR51/1S auch immer lustig "raus fahren, rein schieben" gespielt - und dann schlussendlich den ganzen Altkram rausgeworfen und eine VAPE eingebaut. Seit nun schon weit über 35000 km ist nun kein Zündungsproblem mehr gewesen.

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