gelöst: Schwalbe KR51/2E mit 6V U-Zündung ruckelt wenn warm und unter Last

  • Liebes Schwalbennest,
    ich habe eine Schwalbe KR51/2E mit 6v U-Zündung aus 1982 restauriert und hänge nun auf der Zielgeraden an einem hartnäckigen Problem fest:


    Sobald der Motor warm gelaufen ist (nach ca 5 Minuten Fahrt) fängt die Kiste an, in unregelmäßigen Abständen - anfangs vereinzelt, dann im Verlauf alle paar Sekunden - zu ruckeln. Das Ruckeln tritt vor allem unter Last auf, als wenn sie "stolpert", d.h. kurzer Aussetzer, dann geht's weiter. Bei Vollgas auf der Ebene surrt sie brav vor sich hin, werde ich langsamer und beschleunige wieder tritt das Ruckeln wieder auf. Sonst fiel mir auf, dass sie "hart" ans Gas geht, d.h. erstmal ruckt wenn ich sanft das Gas aufdrehe und unter Last gehe- aber halt nur im warmen Zustand. Starten tut sie auf den ersten Kick ohne Choke warm wie kalt. An der Ampel im Leerlauf läuft sie stabil, teilweise hört man im Leerlauf aber auch diese Aussetzer, so dass sie in dem Moment unrund klingt.


    Gemacht wurde bisher:


    - Luftfilter neu (inkl. Ölbenetzung)
    - Benzinhahn und Leitung neu, kein Filter verbaut (hab ich hier im Forum gelernt ;) )
    - Benzin neu, Tank hat soweit erkennbar wenig Rost, viel Schmodder kam beim Ablassen des alten Benzins vom Vorbesitzer auch nicht mit
    - Vergaser Ultraschall gereinigt, neue Dichtung und Düsen (ausgeblasen, gegen's Licht durchgängig), Schwimmer ist dicht und auf korrekte Höhe eingestellt (29/32 mm)
    - Serien Vergaser 16N1-12, Standard Bedüsung und Schwimmernadel auf 3. Kerbe wie im Handbuch vorgesehen
    - Zündung: Neuer Unterbrecher, Kondensator neu (schon der zweite, mit dem vorherigen hatte ich dasselbe Problem)
    - Zündung nach Anleitung eingestellt (0,4 mm Abrissmaß, ZZP stimmt)
    - neues Massekabel (hatte nen Wackler)
    - neues Zündkabel und -stecker
    - Anschlüsse an Batterie und Zündschloss sind fest und optisch ok
    - drei verschiedene neue Zündkerzen ausprobiert - Kerzenbild ist eher auf der fetten Seite, Elektrode ist dunkelbraun
    - Kupplung, Kette, Kettenkasten und diverse Fahrwerkskomponenten sowie Reifen sind neu. Bisherige Laufleistung auf den diversen Probefahrten ca 40-60 km. Das Gefühl einer rutschenden Kupplung kenne ich von meinen anderen Gefährten, das ist es nicht.
    - Bremsen sind neu, aber abgeschliffen mit Sandpapier, Räder drehen frei
    - Wellendichtringe sind alle neu und augenscheinlich auch dicht (kein Öl auf der Grundplatte, kein weisser Rauch)
    - Auspuff ist nicht verkokt, war alles demontiert, Krümmer habe ich gereinigt, hat eine dünne Koksschicht bzw. Patina, ist aber so minimal, dass das in meiner Einschätzung nichts ist, was das unregelmäßige Ruckel erklären könnte



    Bin nun ziemlich ratlos und dankbar für Tipps, wie ich strukturiert weiter machen sollte mit der Fehlersuche! Viele Grüße, Ed


    PS: Forensuche hab ich natürlich bereits bemüht, aber nichts gefunden, was ich nicht schon sowieso bei der Wiederherstellung erneuert/eingestellt/gereinigt hätte.

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde sagen: da mangelt es an einer vollumfänglichen Wartung.
    - Wenn der kalte Motor ohne Betätigung des Starterhebels anspringt, dann ist das Gemisch zu fett eingestellt. Überprüfe den Schwimmerpegel mit der Senfglasmethode.
    - Wenn der Motor unter Last anfängt zu ruckeln, dann gibt es Probleme mit der Benzinversorgung. Das Wiki ist Dein Freund.
    - Überprüfe auch, ob das Getriebeöl nach Sprit riecht, dann ist der Wedi auf der KW links hin.



    Peter

  • Hallo Peter, vielen Dank für die schnelle Antwort!


    Ich schau dann bei der nächsten Gelegenheit mal nach dem Benzinfluß, gemessen habe ich ihn bisher nicht, ging aber auch davon aus, dass mit dem Benzinhahn- und -schlauchwechsel Probleme mit verquollener Dichtung oder Schlauch vom Tisch sein sollten.
    Senfglasmethode kommt dann als nächstes, die bisherige Einstellung ist halt mit Schublehre "trocken" gemacht.
    Tankentlüftung ist übrigens durchgeblasen und frei, hatte ich vergessen zu erwähnen.


    Den Wellendichtring habe ich ja gerade erst neu gemacht und dabei Lehrgeld bzw. -zeit bezahlt: Hatte davor aus Versehen den Dichtring vom Kickstarter verbaut, der ja außen gleich, aber innen 2 mm größer ist. Die Kiste lief dann wie ein Sack Nüsse - sprang nicht gut an, lief total unrund (kein Vergleich zu jetzt) und der Rauchmelder in der Tiefgarage ging an wegen dem Qualm. Seit der Wellendichtring neu sitzt läuft sie relativ rund, bis auf das beschriebene Ruckeln bei warmem Motor eben...

  • Kurzes Update: Der Schwimmerstand ist tatsächlich ein Problem, hab vergeblich versucht ihn in die passende Position zu biegen, aber der Benzinstand lief weiterhin über. Bei näherer Betrachtung hat das Schwimmernadelventil einen Abruck in der Nase hinterlassen, so dass es "ruckt", wenn ich den Schwimmer mit dem Finger vorsichtig anhebe. Der Druck vom Kraftstoffpegel reicht also nicht, um das Ventil zu schliessen. Hab erfolglos versucht die Fläche wieder glatt zu schmirgeln. Das Schwimmernadelventil selbst ist neu und leichtgängig. Neuer Schwimmer ist bestellt, ich berichte sobald der Vergaser wieder eingebaut ist.

  • Ich hab nun einen neuen Schwimmer gebaut, den Kraftstoffpegel nach Senfglasmethode (9mm) eingestellt, die Schwimmerposition eingestellt (28 bzw 32,5 mmm) und alles wieder zusammen gebaut. Leider besteht das Ruckeln unverändert. In den ersten paar Minuten läuft sie gut, dann v.a. unter Vollgas starkes Ruckeln, wobei der Motor nie abstirbt und sich nach dem Ausmachen klaglos neu starten lässt. Sie springt warm wie kalt weiterhin auf den ersten Kick ohne Choke an. Auf Einstellversuche an der Gemischschraube reagiert der Motor kaum, wenn ich das mal mit den Einstellarbeiten auf den diversen Youtube Videos vergleiche.
    Habt Ihr noch einen Tip, wie ich mit der Fehlersuche weiter mache?

    • Offizieller Beitrag

    Hast Du denn auch bereits die Benzinversorgung geprüft. Der Schwimmerpegel ist das eine, der Benzinfluss das andere. Schau dazu bitte ins Wiki oder ins "Best of the Nest..."



    Peter

  • Hallo Peter, die empfohlenen 200 ml pro Minute laufen bei mir in 45 Sekunden durch.
    Wie gesagt, auf der Seite der Kraftstoffzufuhr ist alles neu gemacht (Benzinhahn+Sieb, Kraftstoffschlauch, neues Benzin). Ein Benzinfilter ist wie empfohlen nicht verbaut.


    Wenn der Kraftstoff-Fluß zu niedrig ist, wäre es ja ein mager-Ruckeln, bisher sind wir davon ausgegangen, dass sie zu fett läuft. Aber dass sie ohne Startvergaser sofort anspringt und wenn ich während der Fahrt den Startvergaser kurz zuschalte relativ schnell absäuft, würde ich eher weiter nach der Ursache für die fette Einstellung suchen ( Teillastnadelposition (aktuell Kerbe 3 von oben), etc), oder?
    Viele Grüße aus München

  • Um den Fred hier abzuschliessen: Experimente am Vergaser haben zu keiner Lösung geführt, das Ruckeln blieb, so dass es nur noch Zündaussetzer sein konnten. Vape verbaut, seitdem schnurrt sie wieder.

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