Simson in der DDR

  • Hallo liebe Simson Fahrer,


    Ich hätte ein paar Fragen an euch, zur Mobilität in der DDR.


    Nämlich:


    1. Wie mobil musstet ihr sein? Hattet ihr einen weiten Arbeitsweg? Seid ihr oft weiter Strecken gefahren? Verreist, etc?


    2. Womit wart ihr Mobile? Zu Fuß mit dem Fahrrad, der Bahn/Straßenbahn, Bus, Auto oder einer Simson?


    3. Was war wie beliebt? War das Auto oder ein fahrbarer Untersatz ein Statussymbol oder hat es nur seinen Zweck erfüllt?


    4. Wer konnte sich was leisten? War die Straßenbahn/ein Auto teuer?


    5. Wie sah es mit dem Angebot von Fahrzeugen aus? Und was hieß es, wenn Reparaturen anstanden?



    Ich stelle euch diese Fragen, weil ich mich in der Schule in meiner Jahresarbeit mit der Restauration einer Schwalbe und der Mobilität in der DDR beschäftigen möchte. Es wäre also toll wenn einige von euch mir vielleicht ein paar Erinnerungen und Geschichten aus eurer DDR Zeit schreiben könnten.


    Besten Gruß Paul


    Und ich hoffe ich bin hier in der richtigen Rubrik, zu 100% richtig schien mir keine zu passen, da hab ich mich für Simson Unterwegs entschieden.

  • ich selbst war zur wende gerade einmal 6 jahre. entsprechend begrenzt sich meine eigene mobilität in der zeit auf kinderwagen, dreirad, fahrrad, bus und mitfahrenderweise vadderns auto und moped (habicht).
    aber mal guggen ob ich die fragen trotzdem (dann aus meiner sicht auf meine eltern bezogen) beantwortet bekomme


    Zitat

    1. Wie mobil musstet ihr sein? Hattet ihr einen weiten Arbeitsweg? Seid ihr oft weiter Strecken gefahren? Verreist, etc?

    da meine eltern beide in wismar gewohnt und gearbeitet haben lag deren arbeitsweg so um und bei 6km. weitere strecken (ich setzte für mich jetzt mal als massstab 100km+ an) wurden eigentlich nur im urlaub gefahren


    Zitat

    2. Womit wart ihr mobil? Zu Fuß mit dem Fahrrad, der Bahn/Straßenbahn, Bus, Auto oder einer Simson?

    da meine mutter ihren führerschein erst in der nachwendezeit gemacht hat, begrenzte sich ihre eigene mobilität auf zu fuß gehen, fahrrad und bus. mein vater ist entweder zu fuß, mit dem habicht oder seinem wartburg unterwegs gewesen.


    Zitat

    3. Was war wie beliebt? War das Auto oder ein fahrbarer Untersatz ein Statussymbol oder hat es nur seinen Zweck erfüllt?

    das auto musste durchaus seinen zweck erfüllen. aber in gewisser weise war es sicher auch ein statussymbol. im falle meines vaters weiss ich aber auch, dass er dafür seeehr hart gearbeitet hat und von seinem vater keinerlei hilfe bekommen hat.


    Zitat

    4. Wer konnte sich was leisten? War die Straßenbahn/ein Auto teuer?

    von preisen jener zeit habe ich keine ahnung. in anbetracht der ehlend langen zeit bei anmeldung für ein neues auto konnte es aber meines wissens nach schon mal sein, dass ein gebrauchter (sofort verfügbarer) teurer war als ein neuer. bus&bahn... ich glaube ne fahrkarte für den stadtverkehr lag bei 10 pfennig. dafür bekommst du heut keinen kaugummi mehr.


    Zitat

    5. Wie sah es mit dem Angebot von Fahrzeugen aus? Und was hieß es, wenn Reparaturen anstanden?

    wie bereits erwähnt... auf neuwagen gabs ne laaange wartezeit. wie das gebrauchtwagenangebot aussah kann ich nicht sagen. reparaturen hat mein vater selbst durchgeführt (wie heute auch noch, zumindest bei seinen wartburgs)

    '76er KR51/1K | Kalender 2016, wenn genügend Bilder zusammenkommen.

  • Okay danke schonmal für deine Antwort!!


    Und seid ihr oder deine Eltern auch mit dem Auto verreist oder hat dein Vater mit seiner habicht auch mal ne Tour gemacht oder so? Oder wurde das Auto bei euch nur zur Fortbewegung im Alltag genutzt?


    Besten Gruß Paul und danke für deine Antwort!

  • der habicht wurde nur zur fortbewegung von a nach b genutzt. und natürlich sind wir mit dem wartburg auch verreist (erst mit einem pouch steilwandzelt, später kam noch ein pouch spitzdachzelt dazu.)
    beide fahrzeuge und beide zelte sind übrigens noch heute in unserem besitz.


    touren hat mein vater früher (bevor ich 1983 geboren wurde) zusammen mit meiner mutter auf MZ und sperber gefahren.

    '76er KR51/1K | Kalender 2016, wenn genügend Bilder zusammenkommen.

  • Hallo Paul123,


    die Menschen in der DDR waren genau so mobil wie heutzutage, allerdings musste die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung sicher nicht die Strecken zur Arbeit zurücklegen, die heute üblich sind. Der Durchschnittsarbeiter war an seinem Wohnort oder im Nachbarort beschäftigt. Strecken von 50 Kilometer zur Arbeit waren sicherlich die Ausnahme. Auch gab es bei Handwerkern nicht so viel Montageaufträge wie heute.


    Das war zum einen der Tatsache geschuldet, dass große Betriebe ihre eigenen Baubrigaden hatten, und Aufträge nicht ausgeschrieben wurden, wie heute üblich. In Urlaub und zu Verwandtenbesuchen ist man mit dem gefahren was am günstigsten war und das war der Bus und die Reichsbahn. Ich denke, die wenigsten sind von Thüringen bis an die Ostsee mit der Schwalbe in Urlaub gefahren, warum auch, Zug und öffentliche Verkehrsmittel fuhren fast überall hin.


    Schüler sind in meiner Heimatstadt Dahme meist zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule gefahren. Eine Simson war ein typischer Wunsch zur Jugendweihe. Meiner übrigens auch. Ich wollte eine S51 haben, meine Eltern kamen dann mit ner Schwalbe um die Ecke, was zu DDR Zeiten ein Frauenmoped war. Aber besser als nüscht.


    Ein eigenes Auto war sicher auch ein Statussymbol, aber sicher nicht so wie heute. Wer endlich nach langem Warten seinen Trabbi abholen konnte ist stolz wie Bolle mit der ganzen Familie angereist und die Abholung wurde gefeiert. Dann wurde mit stolzgeschwällter Brust nach hause gefahren. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass fast jeder in der Strasse und in der ganzen Stadt mehr oder weniger das gleiche Auto fuhr. Da war das Auto als Statusymbol dann eher weniger geeignet.


    Das Angebot an Autos war gering und Gebrauchtwagen waren, wenn sie in Ordnung waren, teurer als Neuwagen. Ob das generell so war, ob das immer in der DDR so war, kann ich allerdings nicht sagen. In den späten 70ern und 80ern war es so. Und Zweiräder waren oft Ersatz für das fehlende Auto. So waren Kilometerleistungen von mehr als 8000 Kilometern im Jahr bei Motorrädern und auch Mopeds sicher keine Seltenheit, denn sie wurden mehr oder weniger täglich gewegt. Zu den Reparaturen kann ich soviel sagen, es wurde versucht, so viel wie möglich selbst zu erledigen. Wartung und auch kleinere Reparaturen hat man selber in der Garage erledigt. Oft hat man auch Bekannte gehabt, die helfen konnten. Es galt in der DDR das Prinzip "Hilfst du mir, helf ich dir". Das Ganze ruhte auf der Tatsache, das es eine schlechte Ersatzteilversorgung für fast alles gab.


    Ich hoffe, ich konnte helfen.


    Viele Grüße


    Klaus

  • Ja du (ihr) konntest mir helfen!


    Besten dank für eure antworten! Ich recherchieren auch nochmal nen bisschen und falls noch fragen aufkommen melde ich mich nochmal! Aber danke schonmal!!!


    Besten Gruß Paul

  • und da du zur Schule gehst und daher wahrscheinlich noch lernfähig bist ;) :


    "nen" ist keineswegs --->n<--- Ersatz für "ein", sondern für "einen". wenn du also schreibst:
    "Ich recherchieren auch nochmal nen bisschen [...]", dann schreibst du eigentlich:


    "Ich recherchieren auch nochmal einen bisschen [...]", was halt quatsch ist. naja aber alle machen es ja so, insofern wird das auch bald im Duden stehen :P

  • zu1. Wie mobil musstet ihr sein? Hattet ihr einen weiten Arbeitsweg? Seid ihr oft weiter Strecken gefahren? Verreist, etc?
    Naja zur Berufsschule waren es 20km ....wurde meist mit Bus und Bahn zurückgelegt, da die Monatskarte unschlagbar günstig war ca.5-15 Mark . Ein Liter 1:50 kam 1,55 Mark


    zu2. Womit wart ihr Mobile? Zu Fuß mit dem Fahrrad, der Bahn/Straßenbahn, Bus, Auto oder einer Simson?
    mobil waren wir ..... jeglicher Art.....


    zu3. Was war wie beliebt? War das Auto oder ein fahrbarer Untersatz ein Statussymbol oder hat es nur seinen Zweck erfüllt?
    Als Schüler und Lehrling klar S51 oder MZ ... später konnte ich glücklicherweise auch Papas Lada steuern


    zu4. Wer konnte sich was leisten? War die Straßenbahn/ein Auto teuer?
    ein Fahrschein für die Tram kam in CB 18 Pfennige also Schwarzfahren war nicht notwendig
    mit 19 konnte ich mit Papas Lada auch mal nach Bulgarien fahren , war zwar sauteuer aber echt geil...
    Summasumarum habe ich über 2500 Mark für 3 Wochen ausgegeben, habe auch ne Menge Wochenenden als Handwerker geschufftet und Heizkörper geschleppt und angeschlossen um die Kohle zusammen zu sparen.


    zu5. Wie sah es mit dem Angebot von Fahrzeugen aus? Und was hieß es, wenn Reparaturen anstanden?
    Naja ein Auto durftest Du erst mit 18 bestellen beim IFA Vertrieb ....oder auf dem Schwarzmarkt für viel Geld kaufen oder ein alten Trabbi irgenwie aufmotzen.
    MZ und Simson waren schneller zu haben.
    Reparaturen waren so eine Sache entweder Du kanntest jemanden beim KIB(Kraftfahrzeug Instandsetzungsbetrieb) oder beim Privat -Betrieb gegen harte Währung schneller einen Termin und Ersatzteile bekommen.

  • Danke dir für deine Antwort


    Hör jetzt raus das die Schwalbe nicht so beliebt war wieso galt diese den als frauenfahrzeug? Und wie lange musste man den auf ne schwalbe oder ne s51 warten?


    Hab außerdem mal gehört das alle den Moped Führerschein in der Schule gemacht haben stimmt das? Oder gabs da Fahrschulen für so wie heute?


    Besten Gruß Paul

  • Die Schwalbe hatte nicht umsonst den Spitznamen Jungfernhocker.....eine S51 war doch schon von der Optik her sportlicher....und ehrlich gesagt toure ich eine längere Strecke immer noch lieber mit der S51 liegt halt besser auf der Strasse.
    Die Schwalbe ist eher für den besseren Wetterschutz angesagt und hat halt hier im Ländle den höheren Kultfaktor und man wird deutlich öfter angesprochen.


    Den Führerschein konnte man mit 14 Jahren beginnen und bekam mit 15 die Pappe ausgehändigt. Der Schein wurde in einer Fahrschule gemacht oder bei der GST Gesellschaft für Sport und Technik......Kostenpunkt 45,00 Mark insgesamt Theorie und Praxis musste man wie heut auch absolvieren.
    Wenn ich mich noch recht erinnern kann Theorie 21 Fragen davon 7 Vorfahrt welche nicht falsch sein durften sonst nochmal.....
    mit16 konnte man auf den Motorradschein aufpeppen für nochmals 15 Mark welches dann nur aus einem Praktischen Teil bestand.
    45Mark hört sich nicht viel an aber war schon eine Menge als Schüler.


    Zu meiner Zeit gab es Gegenden wo man die Simson relativ schnell bekam...aber es gab auch Gegenden wo man warten musste...
    Mein Vater hatte vorsorglich schon eine bestellt. 1 1/2Jahre vorher.
    Mit Sponsoring und Jugendweihegeld wurde diese finanziert 1995,00 Mark für eine S51.....
    Sorry wenn ein paar Fehler drin sind aber habe das ganze auf dem Handy gedaddelt...

  • Super danke für deine Antwort!


    Haben den auch viele gleich mit 14-16 den Führerschein gemacht? Und konnten sich viele damals als jungendlicher oder Student eine simson oder ein motorrad leisten? Oder war es eher was besonderes früh den Führerschein zu haben und auch zu fahren?


    Besten Gruß Paul

  • Super danke für deine Antwort!


    Haben den auch viele gleich mit 14-16 den Führerschein gemacht? Und konnten sich viele damals als jungendlicher oder Student eine simson oder ein motorrad leisten? Oder war es eher was besonderes früh den Führerschein zu haben und auch zu fahren?


    Besten Gruß Paul


    Von meinem Vater weiß ich, dass in seiner Schule Mofaprüfungen stattfanden. Die Prüfer kamen auf den Schulhof, die Schüler sind bisschen rumgefahren und haben den Schein bekommen. Das war in Leipzig auf der Thomasschule so um 1980.

  • Jaja ein bischen umgefahren und den Schein bekommen kann ich nicht behaupten.... musste mich ein ganz paar Tage auf Wochen verteilt vorbereiten...
    da wie heut auch die mindest Stundenzahl gebracht werden musste.
    DRK Kurs war auch Pflicht und der nahm zwei Samstage in Beschlag...

  • Also eines ist gewiss so wie heut das jedes Bundesland Beispielsweise in den Schulen den Unterricht gestalten kann wie es will war im Ostteil Deutschlands nicht der Fall denn es gab von Ost bis West und Nord bis Süd diegleichen Regeln....ohne wenn und aber.
    Jede Schule hatte den gleichen Lehrplan und die gleichen Bücher.
    Egal ob man in Rostock oder in Sonneeberg war.
    Und auch die Führerscheinstelle im Osten gab sicher nicht den Führerschein einfach so raus.
    Die Ddr hatte 1977 die Straßenverkehrsordnung komplett ausgemistet
    und allen Schrott über Bord geworfen in dieser Zeit entstand auch der Grüne Pfeil
    welcher in den Alten Ländern oftmals mit einer Bedienungsanleitung unter dem Pfeil zu finden ist LOL.
    Beispielsweise wurde die internationale Einteilung der Klassen A B C M T eingeführt wo Westen noch lange nicht dran zu Denken war.
    Die bestanden Prüfungen und Klassen wurden in der Führerscheinstelle auf einer Karte VK 30 festgehalten.

  • Hi,


    Um auch noch einen Beitrag zu leisten:


    Ich weis von meinem Vater, dass sie mit Freunden sogar bis nach Ungarn oder Tschechien gefahren sind (vom Erzgebirge), um Urlaub zu machen. Da sie erst 16 waren, wurde das eben mit dem S50 gemacht. Und mein Opa hat nie den Autoführerschein gemacht, er ist immer nur Zweirad gefahren.


    Sonst wurde viel gebastelt, um etwas individuelles zu haben, da die Auswahl nicht so groß war.


    Gruß

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