Startprobleme, BING-Vergaser

  • Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, das Forum hier zum dritten Mal in Folge zu belagern. Bei meiner gerade anstehenden Reparatur ergeben sich aber immer neue Probleme.


    Ich habe meinen Tank entrostet, den Benzinhahn gereinigt, da ich Startprobeme hatte. Die Schwalbe wollte oft nicht anspringen, lief unrund. Hatte ich sie aber einmal im oberen Drehzahlbereich und konnte losfahren, dann blieb sie auch an, lief sehr gut. Daher habe ich zunächst an den Tank gedacht und den nun gesäubert wieder eingebaut.


    Nun ist mein Problem, dass ich mit dem BING vergaser nicht zurecht komme. Ich hatte ihn schonmal ausgebaut (Deckelplatte mit Bodenzügen ab, am Moped gelassen), am Rest etwas rumgewischt. Was richtig zu säubern gabs da aber nicht, weil ich nicht in den unteren BEreich des VErgasers kam - der ließ sich einfach nicht öffnen. - Ihr seht ich habe keine Ahnung von Vergasern.


    Es wäre nett, wenn mir jemand sagen könnte, wie ich zum einen den Vergaser reinige, was zum anderen ich noch machen könnte um die Startproblem zu beseitigen.


    (Ist es übrigens möglich, dass ich den VErgaser so beschissen eingestellt habe, dass er jetzt nur schlecht startet, bei der Fahrt gehts aber wie gemerkt...)


    Danke für Eure Geduld.

  • Bing ist eigentlich recht pflegeleicht.. Zu öffnen ist er normalerweise auch recht problemlos. Den Deckel abzuschrauben um den Vergaser erstmal vom Moped zu entkoppeln war schon mal richtig. Dann musste halt noch die Klemmschraube lockern, damit du den Vergaser (vorsichtig!) vom Ansaugstutzen abziehen kannst.


    Nun solltests du den Vergaser ganz weg vom Moped bekommen haben. Öffnen kannst du ihn dann ganz einfach, in dem du die 4 Kreuzschlitzschrauben, die das Vergasergehäuse mit der Vergaserwanne verbinden abschraubst.

    EDIT: stimmt es sind nur 3!!


    Wenn die Vergaserwanne ab ist, kommst du an alle Düsen. Am besten den offenen Vergaser mit Wanne in Diesel oder (reines, kein Gemisch) Benzin legen und einweichen lassen. Wenn man will, kann man auch die Düsen abschrauben. Aber vorsichtig!! Dann den Vergaser aus dem Bad nehmen und mit Druckluft durchpusten, falls ein Kompressor griffbereit ist. Ansonsten vorsichtig mit nicht zu hartem Werkstoff (kein Metall!) die Düsen und Kanäle reinigen. Fertig! Zusammenbauen und anschließen.


    Einstellung vom Bing ist auch easy:


    Nadelstellung: 1te Kerbe von oben
    Gemischschraube (die kleine ohne Feder an der Seite): ganz reindrehen und eine ganze Umdrehung raus.


    Dann noch das Standgas mit der Standgasschraube einstellen, so dass das Moped vor sich hin pöttet. Mehr ist es nicht.


    Wenn dein Moped schlecht startet, könnte es nicht nur am Vergaser liegen. Wenn der gut eingestellt ist, das Startverhalten aber dennoch bescheiden, kommt auf jeden Fall auch die Zündung in Betracht.


    Wenn man wirklich sehr sehr unerfahren ist, schadet es nicht, wenn beim Schrauben einer mit etwas mehr Erfahrung über die Schulter guggt. So lernt man am besten.

  • Danke für die asführliche Antwort. So wirds klappen.
    Nur eine Rückfrage hinsichtlich der Zündung: ich habe eine 51/2L, d.h. ohne Unterbrecherzündung und die soll doch angeblich "unverwüstlich" sein. Seh ich das falsch?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Candy

    ohne Unterbrecherzündung und die soll doch angeblich "unverwüstlich" sein. Seh ich das falsch?


    Ja, leider.


    Was besser ist als bei der Unterbrecherzündung:
    der Zündzeitpunkt verstellt sich nicht mehr durch Abnutzung.


    Aber die Primärspule, die Geberspule oder der Steuerbaustein sind gerne mal Opfer des Wärmeproblems X(


    Peter

  • Unverwüstlich ist nichts. Der entscheidende Vorteil der Elektrozündung ist eher, dass sie nicht regelmäßig alle paar hundert Kilometer überprüft und eingestellt werden muss. Einmal richtig eingestellt kann man lange sorglos fahren. Was aber nicht heißt, dass alle E-Zündungen bei fast 30 Jahre alten Mopeds immer perfekt eingestellt sind und es für immer bleiben.


    Falls nach der Vergaserprüfung + Reinigung immer noch Probleme bestehen, würde es nicht schaden, den Zündzeitpunkt mal zu überprüfen. Neue Zündkerze und/oder neues Zündkabel kosten nur wenige Euro und können manchmal auch Wunder wirken. Die Teile, die Peter aufgezählt hat, würde ich erstmal nicht anfassen...


    Darüberhinaus gibt es noch so manches was den perfekten Run eines Zweitakters negativ beeinflusst: Verstopfter Auspuff, Chokeundichtigkeiten bzw. zu straffer Chokezug, ausgenudelte Zylindergarnitur, Nebenluft, verdreckter Luftfilter, etc..


    Ich würde übrigens, wenn du schon den Vergaser erstmal in Visier nimmst, gleich mal prüfen, ob der Bowdenzug des Startvergasers (Chokezug) ein wenig Spiel hat. Sollte er nämlich. Sonst schließt er nicht ganz und das kann auf jeden Fall zu Startproblemen und Leistungsverlust führen.

  • So, nun ist mein altes Problem doch noch da: ich bekomm den Bing Vergaser nicht auseinander. Der hat auch nur 3 Schrauben in den Ecken und in einer Ecke ist so ein metallisch nach unten rausstehendes Teil, aber eben keine Schraube.
    Was mache ich falsch?

  • Die Wanne vom Bing hat auch nur 3 Schrauben. Einfach losschrauben und abziehen.
    An der Seite,wo der Schlauchnippel ist,verbirgt sich noch ein Filter. Den Nippel also auch mal abschrauben. Hast Du auch mal drauf geachtet,ob der Gummiring am Flansch noch ganz ist?.
    Desweiteren macht es Sinn,die Ansaugmuffe hinter dem gaser mit zwei Schellen zu versehen,da er sehr Nebenluftempfindlich ist.
    Und die Stellschrauben der Vergaserzüge so einstellen,daß sie im unbelasteten Zustand etwa 2mm Spiel haben

  • hattest du den BING denn schonmal auseinander? Bei mir waren die Teile über die Dichtungen "Verwachsen" beim abbauen des oberen Deckels Ist dann die Feder durch die Wohnung geflogen und ich habe sie eine Stunde später vorm Kühlschrank wiedergefunden. :D


    Wenn die drei Schrauben der Wanne losgescchraubt sind, kann da nix mehr sein, was die noch hält...

  • Candy:
    Glückwunsch! Inzwischen ist der Vergaser ja offen. Ja, nach einiger Zeit verwächst die Gummidichtung regelrecht mit den Vergaserhälften. Vielleicht würde eine neue Dichtung nicht schaden. Bekommst du bei allen Simsonhändler, bei Ebay oder auch in guten Mopedläden vor Ort.


    Ich würde empfehlen, gleich mehrere Kleinteile auf Vorrat mitzubestellen:


    - O-Ring (WICHTIG!! mind. 1bestellen. Geht gerne beim ein-/abbau kaputt!) (Nr. 29)
    - Wannendichtung (nr. 31)
    - Vergasernadel (nr. 10)
    - Halteplättchen (nr. 9)
    - Deckeldichtung (nr. 6)


    Hier mal ein Schemabild vom Bing zur besseren Anschauung:



    Lass den Vergaser nach dem Einweichen und Reinigen gut trocknen! Gut wäre wirklich, die Düsen und Kanäle des Vergasers mit Druckluft durchzupusten. Im Urlaub habe ich mal gesehen, dass ein Mopedmechaniker in seiner Hinterhofwerkstatt den Vergaser mit einer Fahrradpumpe (die mit Schlauch) durchgepustet hat. Funktioniert 1A!


    Vorsicht beim Zusammenbau!: Setz erst den Deckel vorsichtig auf den Vergaser, bevor du ihn an den Ansaugstutzen schiebst!! Denn so kannst du die Vergasernadel besser durch die Öffnung am Vergaserboden zur Hauptdüse durchfädeln. Mir ist beim ersten mal gleich die Nadel mit Plättchen kaputt gegangen, weil ich das Loch nicht genau getroffen und beim Festschrauben des Deckels gleich mal die Nadel verbogen habe :?


    Wenn du noch was wissen willst, dann schreib einfach wieder!

  • Hey super! Du bist mir eine große Hilfe.


    Ich habe den Vergaser wieder eingebaut und habe die Düsen mit einem kleinen "Objektivreinigungsblasebalg" durchgepustet. Dann habe ich noch eine neue Zündkerze eingebaut und siehe da: die Schwalbe startete promt und lief erstmal gut. Gefahren bin ich noch nicht, da Blech und Sitzbank noch ab sind.


    Eins irritiert mich noch: mit der von Dir geschriebenen Gemischeinstellung stinkt die Schwalbe mehr als vorher (bläulicher Dunst, nicht übermäßig viel - eher noch typisch für zweitakter). Vorher sah man das Abgas kaum. Man kennt ja stinkende Schwalben und möglicherweise war meine vorher falsch eingestellt (obwohl ich die alte Kerze als rehbraun bezeichnen würde). Kommt bei Dir/Euch normalerweise ein wenig blauer Dunst hinten raus?

  • also wenn ich ausen Kalten Zustand starte qualmt es am anfang bist der Motor eine gewisse Temperatur hat schon ziemlich. (Auch ohne Kaltstart)


    Aber wenn der Motor warm ist sollte es eig nicht mehr so stark qualmen.


    Aber als blau würde ich den nicht bezeichnen, eher weiß.

  • Hm, die Rauchentwicklung muss nicht unbedingt mit der Vergasereinstellung zusammenhängen. Wenn der Vergaser viel zu fett eingestellt ist, dann steigt der Verbrauch, der Motor läuft schlecht und es raucht heftig. Das kann aber bei einer Umdrehung der Gemischschraube nicht sein. Kannst ja die Schraube noch eine Viertel oder max. eine halbe Umdrehung weiter raus schrauben. Dadurch würde das Gemisch ein wenig abmagern. Probier´s einfach mal aus. Also die kleine Schraube ganz rein schrauben und dann 1,5 Umdrehungen raus und probieren wie das Moped damit läuft.


    Wenn der Choke nicht ganz schließt, dann raucht es auch mehr und der Motor würde auch schlechter laufen. Du musst unbedingt darauf achten, dass der Bowdenzug vom Startvergaser der am Chokekolben (nr. 13) hängt, nicht straff ist. Den muss man im Ruhezustand ganz locker mind. 2mm mit den Fingern bewegen können.


    Rauchen und stinken tut es übrigens auch, wenn:


    - Zuviel Öl im Gemisch drin ist
    - Schlechtes Öl beigemischt wurde (es gibt verschiedene Ölqualiäteten)
    - Der Wellendichtring im Motor an der Getriebeseite undicht ist und dadurch Getriebeöl angesaugt und mitverbrannt wird.


    Vielleicht könnte auch bei schlecht eingestellter Zündung das Verbrennungsverhalten ungünstig sein, wodurch mehr Abgase produziert werden.


    Besonders blauer Rauch ist ein Zeichen dafür, dass Getriebeöl mitverbrannt werden könnte. Prüfen kannst du das, in dem du das Getriebeöl ablässt und begutachtest. Wenn es so gräulich, schlammig ist und evtl sogar nach Benzin riecht, ist der Fall klar. Wellendichtring bei der KR51/2 ist relativ einfach zu wechseln.


    Übrigens solltest du auch mal in den Tank schauen und untersuchen, ob da Rost drin ist. Bei einem rostigen Tank lösen sich immer wieder Schmutzpartikel, die regelmäßig die Vergaserdüsen verstopfen.


    Eigentlich empfehle ich immer, gleich einen Komplettcheck zu machen, damit man nicht ständig herumdoktern und Ursachenforschung betreiben muss. Man sollte bevor man richtig schön durchstarten und sorglos herumfahren kann, folgendes prüfen/austauschen/durchführen:


    - Tank checken und entrosten
    - Vergaser reinigen und einstellen
    - Auspuff ausbrennen/reinigen
    - Luftfilter reinigen
    - Zündung prüfen/einstellen
    - Zündkabelenden prüfen/Zündkabel austauschen
    - Zündkerze prüfen/erneuern
    - Getriebeöl checken/wechseln
    - Schmodder aus Ansauggeräuschdämpfer entleeren
    - Elektrik (alle Steckverbindungen und Kontakte) prüfen und ggf. reinigen
    - Kette und Kettenspannung prüfen
    - Spur einstellen
    - Bremsen warten
    - alte, poröse Reifenmäntel gegen neue auswechseln


    Mehr fällt mir spontan nicht ein; die Liste dürfte aber ziehmlich komplett sein. Damit müsste die Schwalbe dann zuverlässig und sicher zu fahren sein.

  • Sorry für die lange Funkpause; ich war unterwegs.
    Also die Schwalbe läuft mit den Einstellungen jetzt doch ganz gut. Der Qualm ist wirklich eher zu Beginn und das auch nicht zu stark. Es scheint mir OK. Bislang startet sie auch viel besser als vor meinen ganzen Reinigungsmaßnahmen. Nur bei einem bin ich mir nicht sicher: manchmal nimmt sie das Gas nicht gleich an und stottert am Anfang ein bisschen. Das muss ich jetzt aber erstmal beobachten. Als das war, hatte sie fast eine Woche gestanden (da ich ja weg war) und da möchte ich dem guten Stück doch durchaus zubilligen, dass sie mal etwas bockt. Aber wie gesagt, ich werd das erstmal beobachten...


    @ Storm, Danke nochmal für Deine vielen Tipps!

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