Vergaser 16N3-11 .. geschrottet?

  • Hallo Leute,


    mir ist was ganz Blödes passiert und nun vermute ich, dass ich den Vergaser wegschmeissen kann .. :(
    Die Regulierschraube (die im Flansch, mit der Feder unten) war immer schon recht schwergängig. Vermutlich ist ein Teil der kleinen Feder irgendwie ins Gewinde geraten.
    Nun, nach einen Augenblick unsachgemäßer Krafteinwirkung, beim Versuch sie herauszudrehen, ist mir eine Flanke des Schraubenschlitzes abgebrochen. Nun bekomme ich die Schraube also gar nicht mehr zu fassen - zumindest nicht mit einem Schraubendreher.
    Hat das schon mal jemand gehabt und gibt es eine Chance mit zB. Ausbohren oder einem Trick, auf den ich noch nicht gekommen bin? Nur wegen dieser Schraube den ganzen Vergaser (noch relativ neu) in die Tonne kloppen?


    Gruß
    Hardy

  • Das Problem liegt daran das an dieser Schraube immer mit einen zu großen Schraubendreher gewerkelt wird, dabei wird das Gewinde im Gehäuse meist zersört. Wenn man dann die Schraube einmal ganz raus drehen will, kommt das Schraubengewinde in den Bereich wo das Gehäusegewinde defekt ist und frisst dann fest und beim weiter raus drehen geht dann die Nut in Arxxx.
    Beim ausbohren dran denken das unter der Schraube ja die kleine Feder steckt.

    Gruß
    Frank

  • Versuch mal mit'n Schweißgerät eine Mutter auf die Schraube zu punkten und dann kannst du die Schraube mit'n Ringschlüssel raus drehen. So habe ich es immer gemacht (habe es beim Vergaser noch nicht aus probiert).

  • Hallo Hardy,


    schweißen ist in/an einem Vergaser viel zu heiß. Ein Vergaser besteht oft aus Zinkdruckguss oder höchstens Aluguss so etwas fließt sofort weg.
    Schmelzpunkt ca. 370 °C oder so.
    Wenn, dann geht nur weichlöten mit Zinn!


    Sekundenkleber geht nur, wenn man weitab vom (hier Innen-) Gewinde ist, sonst wirkt der Kleber ja wie allerbeste Schraubensicherung. Notfalls erst alles entfetten (z. B. Bremsenreiniger / Azeton - aber KEIN ölhaltiger Nagellackentferner) und dann Stellen, die niemals verkleben dürfen, mit einem dünnen Fettkranz vor dem Klebstoff schützen. (Geht aber hier nicht, weil die Schraube ja als Madenschraube im Gewindeloch versenkt ist.)


    Loch von oben in den Schraubenkopf bohren (zur Not: Biegsame Welle aus der Hand oder besser Ständerbohrmaschine mit passend fixiertem Werkstück oder Zahntechnikerwerkzeug. Lochdurchmesser etwa 75 % des Durchmessers der feststeckenden Schraube) und einen passenden Torx-Bit (Größe am Vergaser wahrscheinlich aus dem Handybereich) wie von KaiKristina geschrieben mit Gewalt (Hammer) so ins Loch reinschlagen, dass der Torx neue Kerben ins Loch eingräbt (aber Vorsicht, dass das Gehäuse diese Gewalt überlebt) und dann die Schraube mit dem festsitzenden Torx gefühlvoll rausdrehen.


    Der Torx ist danach meistens hin. Wenn der Torx es nicht bringt, könntest du auch in das Loch noch versuchen, eine Messing-, Bronze- oder Stahlschraube mit einem dünnen aber nicht zu schwachen Lötkolben (Vielleicht 80 - 100 Watt) einzulöten. (Vorsicht mit dem Flussmittel in der Mitte des Lötzinns, dass sich das Zinn nicht mit dem Gehäuse verbindet sondern nur mit der Schraube - aber sowohl Zink als auch Alu nimmt Zinn zum Glück nur schlecht an.) Sowohl das Loch im festsitzenden Teil als auch das einzulötende Teil (evtl. leicht dünnere Schraube als das Original - oder langen massiven Draht, den man dann weiter oben winkelig als Drehhebel abbiegen kann) sollten vor dem Zusammenlöten verzinnt sein. (Das verzinnen ist besonders bei Stahl heikel. - Deshalb besser zuerst Torx probieren.)


    Oder nix bohren, sondern ein zur Oberseite deiner "Halbschraube" unten passendes Gegenstück bauen (feilen) das einen "Pack-an" oben haben sollte und versuchen, die Restschraube damit zusammenzulöten. Messing verlötet sich mit Messing am besten. Beide Teile müssen metallisch blank sein. Löttemperatur so niedrig wie möglich halten (dass das Zinn gerade eben gut fließt! - deshalb KEIN RoHS-Lot!) Wenn die verlötete Fläche groß genug und der Zinnspalt dünn genug ist, kann sowas ziemliche Kräfte übertragen.


    Nicht zerstörendes Erwärmen - auf je nach Bedarf vielleicht 100 - 150 °C - (nach dem Löten - Lötzinn wird erst ab ca. 180°C wieder flüssig - oder dem Bohren und dem endgültigen Torxeinschlagen) lässt das Zink-/Alu- Gehäuse sich ca. um die Hälfte weiter ausdehnen als die Messingschraube.
    (Ausdehnungskoeffizienten
    Zink-Duckguss: 27 µm/m*K
    vgl: http://www.drutec-druckguss.de/pdf_dateien/datenblatt.pdf
    Messing: 19 µm/m*K)
    Backofen, Ölbad oder Heißluftgebläse zur Not auch Lötkolben (jetzt von außen) könnten so etwas hinbekommen. Haltewerkzeug und Topflappen oder besser Schweißerhandschuhe benutzen! Und Vorsicht, dass es auch lokal nicht zu heiß wird und beim Halten oder Einspannen nichts Wichtiges bricht oder verbiegt.


    Es gibt auch noch spezielle konische Schraubenausdreher mit Linksgewinde. Aber auch dafür musst du bohren. Und die Dinger brechen genau so gerne ab wie Bohrer, wenn sie dünn sind - und das macht alles nur noch schlimmer.


    Wenn es möglich ist, kann man auch den Schraubenschlitz mit einer Mikroflexscheibe (Dremel, Proxxon o. ä.) tiefer oder neu einschneiden. Evtl., indem man das umgebende Vergasergehäuse in einem unschädlichen Bereich mit einschlitzt oder abträgt.


    Naürlich kann man auch die ganze Schraube ausbohren oder ausfräsen. Allerdings brauchst du dann einen passenden Gewindebohrer - und an Vergasern haben sie gerne Feingewinde verbaut!


    Und wie gesagt:
    Öl erlechtert das Drehen oft.
    Und ein Erwärmen sollte die Verbindung bei jeder Methode etwas lockern. Nur Sekundenkleber hält das nicht viel über 100 °C aus.
    Zu Zink sagt Wikipedia ( Zink ) übrigens:
    ... Zink ist ein bläulich weißes, unedles Metall, welches bei Zimmertemperatur und oberhalb 200 °C ziemlich spröde ist. Zwischen 100 und 200 °C ist es jedoch recht duktil und lässt sich leicht verformen. ...
    Also Vorsicht, dass es zwar weicher, aber nicht zu weich wird.


    Ein Foto des Schadens würde bei der Beurteilung der Möglichkeiten helfen.


    Gruß


    Uwe

    4 Mal editiert, zuletzt von uwe rei () aus folgendem Grund: Noch ne Idee

  • Ich hatte das mal an einem "gebrauchten Vergaser in gutem Zustand" aus der Bucht: :?


    Ich glaube, ich habe die 'rausbekommen, indem ich sie mit einer Bohrmaschine mit Linkslauf bearbeitet habe.


    Oder ich habe mit einem Dremel einen kleinen Schlitz hineingefräst, so dass ich wieder mit dem Schraubendreher ansetzen konnte.


    Das Gewinde sollte ein Standardgewinde sein; ich hab auf jeden Fall den passenden Schneider gehabt. Und es hat geklappt: Der Vergaser ist dicht und läuft zur Zeit. Als Kopf hoch an den Themenstarter! Das ist wieder hinzubekommen.

  • Bei MZ Vergaser ist die Schraube M5
    Hier ein kleiner Bericht von der Reparatur eines 30N3, wo der Schlitz der Leerlaufluftschraube abgenudelt
    war. Da dort ja oft mit einen zu großen Schraubendreher gewerkelt wird.
    Den Vergaser auf die Fräsmaschine, ausgrichtet und Lochmitte gesucht. Die Messingschraube so weit runtergfräst bis ich auf das Material vom Gehäuse gestoßen bin, dann noch 1mm tiefer gegangen um den defekten Gewindeansatz weg zu bekommen, dann ein Langloch 0,75x4mm in die Schraube gefräst.
    Dann ging die Schraube gut raus, Gewindeansätze an der Schraube und im Gehäuse gefast. Die Schraube ist jetzt ein Stück kürzer aber voll Funktionsfähig.
    Hier mal zwei Bilder von der Aktion.




    Beim Simsonvergaser habe ich das auch schon mehrmals gemacht, hat auch manchmal nicht funktioniert.

    Gruß
    Frank

  • Hey sorry Leute .. hatte gar nicht mit so einem enormem Echo auf dieses kleine Ärgernis gerechnet.


    Erst mal 1000 Dank für die vielen detaillierten Tipps und Ratschläge, ich bin schlichtweg begeistert. Tja, mangels Fräsmaschine werde ich wohl eine der einfacheren Varianten wählen müssen. (Oder ich komm mit dem Gaser mal eben längsgeknattert .. Harzer :) )


    Die Torxmethode könnte klappen, allerdings vermute ich, dass die Kraft, die die Torx-Zähne auf das Messing ausüben, vielleicht nicht ausreichen könnte, Versuch macht kluch und wenns misslingt, kann ich ja immer noch einen größeren Bohrer zücken und mich weiter ins Material graben. Meine größte Sorge dabei, immer schön mittig auf dem Messing zu bleiben und nicht das Alugehäuse/gewinde zu zerbohren.


    Löten, Schweißen, Hitze .. vielen Dank uwe rei für deinen tollen, detaillierten Text, jedoch in diesem kleinen Löchlein (Schraube ist ja versenkt) wird das nix mit der Löterei, auch Dremeln halte ich für ziemlich schwierig (Chirurgenarbeit). Allerdings könnte ich mit einem Heißluftföhn einheizen, dank des Hinweises auf die unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten könnte es beim schlussendlichen Drehen der Schraube für etwas verminderten Kraftschluß sorgen. Könnte zielführend sein ..


    Den Hinweis, mit einem zu großen Schraubendreher wahrscheinlichdas obere Gewinde zu zersemmeln, hätte ich gern mit dem Kauf des Vergasers zusammen bekommen .. Da braucht gar nicht die kleine Feder im Gewinde verklemmt sein, viel wahrscheinlicher ist, das ich das Gewinde selber kaputt dilletantiert habe. Naja - nun habe ich den Salat.


    Ich werde mal berichten, ob ich es hinbekommen habe. Zur Zeit läuft bei mir der gute alte 16N1-5. Ist ja kein schlechter Vergaser, der 16N3 hat mir aber immer etwas besser gefallen, weil technisch etwas ausgefeilter und ein bisschen weniger SpritVerbrauch.

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