5 Tage - 5 Länder

  • Beim durchstöbern alter Dateien meines Rechners bin ich durch Zufall wieder auf einen alten Reisebericht gestoßen, den ich 2012 in meiner Elternzeit geschrieben hatte. Damals fand ich ihn irgendwie nicht gut genug zum posten, das wird jetzt nachgeholt. Inzwischen fahre ich fast jedes Jahr für ein verlängertes Wochenende mit dem Moped los, das ist jedoch der einzige Bericht, der jemals zu meinen Reisen zustande kam.

    Leider finde ich die Bilder nicht wieder. Falls mir die über den Weg laufen, werde ich nochmal das ein oder andere hier einfügen.


    Edit: Bilder gefunden ;o)


    5 Tage - 5 Länder


    Vorgeschichte:

    Im Herbst 2009 erstand ich einen Habicht bei Ebay. Dieser wurde im Winter technisch überholt, so dass ich seit 2010 damit herumdüse. Er bringt mich im Sommer täglich 30km zur Arbeit und wieder 30km zurück. In 2011 startete ich dann meine erste große Reise: von meinem jetzigen Wohnort bei Stuttgart in meine alte Heimat zwischen Hamburg und Bremen. Ca. 1.600 km in 5 Tagen und lernte dabei folgendes:


    Fazit 1: unbedingt nochmal machen

    Fazit 2: zum Zelten bin ich irgendwie zu alt (Edit 2021: inzwischen zelte ich sehr gerne wieder und genieße die Freiheit, abends nicht an einem bestimmten Ziel sein zu müssen)

    Fazit 3: alleine Fahren ist schön, aber man hat niemanden, mit dem man seine Erfahrungen Teilen kann.


    Also beschloss ich, einen alten Studienkollegen zu kontaktieren. Ich hatte mal bei einem Besuch bei ihm eine Schwalbe gesehen. Wie er sagte, sei es die Schwalbe seines Schwagers, sie wäre gut in Schuss und läuft astrein, er wird sie ausleihen und mitkommen. Sauber. Die größte Hürde war geschafft, es gibt nen Mitfahrer (Fazit 3 abgehakt). Zur Vorbereitung auf die Tour empfahl ich ihm das Schwalbennest und er möge doch noch eine ordentliche Wartung durchführen. Wir einigten uns auf das Himmelfahrtswochenende (da meine Frau inzwischen schwanger ist, wollte ich nicht viel später los), ich suche die Strecke heraus, es sollte auf jeden Fall in die Alpen gehen. Zunächst wollte ich eine komplette Überquerung angehen. Die war allerdings in so kurzer Zeit nicht möglich, ich rechnete so mit 200 bis 250 Tageskilometern. Da blieb mir also nur ein „kleiner“ Rundkurs. Es sollte von Deutschland über Östereich, Italien, Liechtenstein, Schweiz und wieder zurück gehen.

    So vergingen noch einige Wochen bis zur Tour, jeder war mit seinen Vorbereitungen beschäftigt, bis der Tag der Abreise kam.


    Tag 1 16.05.2012 Stuttgart – Nördlingen

    Ich zähl mal den Tag auch dazu, da sich 5 Tage und 5 Länder einfach besser anhört ;o) Es war aber lediglich die Anreise zu meinem oben erwähnten Studienkollegen im ca. 100km entfernten Nördlingen. Um 2 Stunden verspätet fuhr ich so gegen 18:00 Uhr los. Mein Navi führte mich über recht kleine Straßen, wobei ich immer eine dunkle Wolke im Nacken hatte, die mir ostwärts folgte. Die Strecke hatte ich vorher nicht geplant, ich bin nur nach Navi gefahren. Daher weiß ich auch nicht mehr, wo lang... Dort angekommen, loderte schon ein Feuer und ich wurde mit gegrilltem Schweinenacken und einheimischem, bayrischen Bier gegen 21:00 Uhr in Empfang genommen.

  • Tag 2 17.05.2012 Nördlingen – Reutte

    Nach dem Frühstück starteten wir gegen 09:00 Uhr (glaub ich) ausgeruht und voll Enthusiasmus bei kaltem, aber schönem Wetter in Richtung Süden. Zunächst musste jedoch noch getankt werden. Ich befüllte meinen Habicht mit 1/50 Brühe, während mein Mitfahrer den Ersatzkanister befüllte, von dem wir uns allerdings nicht sicher waren, ob dieser wirklich sinnvoll ist oder nur 5 kg mehr, die wir die Berge hochschleppen müssen. Nunja, was solls, nun haben wir ihn ja schon dabei. Weiter ging es Richtung Süden. Es wurde allerdings nicht wärmer. Nach zwei Stunden Fahrt war ich bereits total durchgefrohren. Na klar hatte ich nach etwas zum anziehen dabei, aber was soll ich

    denn erst in den Alpen anziehen, wenn ich jetzt schon alle Register ziehen muss… Also Zähne zusammenbeißen und weiter gings (Edit 2021: wie bescheuert ;o) ). Als Ziel für die erste Etappe war Schwabmünchen kurz hinter Augsburg angepeilt. Diese erreichten wir auch nach ca. 3 Stunden. Völlig durchgefrohren rollten wir dort beim Bäcker ein, aßen eine Kleinigkeit und bestellten erst einmal jegliche Heißgetränke, die man dort für Geld kaufen konnte. Wir hielten uns dort bestimmt eine Stunde auf, bis wir wieder einigermaßen warm waren. Hier beschlossen wir dann auch, weicheimäßig schon alles anzuziehen, was wir dabei hatten. Inzwischen kam auch wieder die Sonne raus, so dass wir bei Sonnenschein im Michelin-Männchen-Outfit bei weiterfuhren. Und es war wesentlich wärmer…

    Weiter ging es durch viele kleine Ortschaften im Allgäu die allesamt einfach wunderschön waren. Am Horizont konnte man gelegentlich schon einen Blick auf die mit Schnee bedeckten Gipfel der Alpen erhaschen. Es läuft. Nachdem wir ca. 200 km auf dem Tacho hatten, war ich mir auch sicher, dass es hier zu keinen größeren Problemen kommen würde. Beide hatten Ihre Maschinen gut vorbereitet. Beide? Bei km 220 blieb mein Kollege auf einmal hinter mir zurück. Bei der Km-Zahl fiel mir gleich der Tank ein. Wieviel Liter in die Schwalbe passt, wusste ich nicht, ich meinte mal 6 gehört zu haben. Also Reserve rein, ankicken und weiter geht die wilde Fahrt. Von wegen. Nix ging. Also füllten wir Öl sowie seinen Reservekanister (soviel zur Diskussion an der Tankstelle über die Notwendigkeit des Kanisters) ein, Kicken, und: nix. Der Kollege fing an, langsam leicht nervös zu werden, da ich für Werkzeug und Ersatzteile zuständig war, holte ich selbiges heraus. Da der Tank ja ganz leer war, vermutete ich entweder nen verdreckten Vergaser oder zu viel Öl im Vergaser bzw an der Kerze, denn der Benzinhahn wurde vor dem Tanken natürlich nicht geschlossen… Also Kerze raus, neue Kerze rein, und nach einem Kick lief die Schwalbe wieder. In diesem Moment fühlte ich mich, als könne ich alle Probleme der Welt beheben ;o) dabei wars ja eigentlich nur ne blöde Zündkerze. Egal, es war ein Moment des Glücks und weiter gings Richtung Füssen. Dort fuhren wir noch am Schloss Neuschwanstein vorbei. Dieser kleine Abstecher lohnte sich jedoch nicht, da das komplette Schloss eingerüstet war. Nunja, Renovierungen müssen nunmal auch sein, und so fuhren wir weiter in Richtung Reutte. Und auf einmal: Österreich. Krass, ich bin in Österreich. Mit dem Moped… Am Grenzübergang wurde natürlich noch ein Foto geschossen, bis wir dann kurz drauf am Ziel ankamen. Ein Hotel war schnell gefunden und so saßen wir abends gegen 18:00 Uhr voller Stolz und bei inzwischen erstaunlich gutem Wetter im Biergarten des Hotels und verleibten uns zunächst das „Zielweizen“ ein.

    Nachdem wir was gegessen hatten, gingen wir noch ein bisschen in die Stadt und tranken etwas, gingen aber bald ins Bett, am nächsten Tag hatten wir ja noch großes vor…

  • Tag 3 18.05.2012 Reutte – Davos

    Soweit, sogut, nach dem Frühstück wurde ich langsam nervös und freute mich bereits auf den vor uns liegenden Tag. Ob die Mopeds die Steigungen schaffen… ob sich wohl der geringere Sauerstoffgehalt aufs Fahrverhalten auswirkt… ich hab gestern schon so gefroren… Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf als ich meinen Hobel wieder startklar machte. Als wir aus Reutte raus waren, ging es erst einmal auf die Straße 179 Richtung Leermoos. Wir führen durch Leermoos durch, nicht durch den Tunnel. Hinter Leermoos fuhren wir Richtung Imst, unser erster und niedrigster Pass der Tour liegt vor uns. Der Fernpass mit 1.210m Höhe. Kein Problem. Da die Passhöhe eher unspektakulär war, legten wir kurz vorher eine kleine Pause ein. Uns war bekannt, dass der Fernpass eine der am meisten befahrenen Passstraßen ist. Davon war an diesem Morgen aber nichts zu spüren. Er war wirklich stressfrei zu fahren.

    Hinter Imst ließen wir das Inntal mit der A12 und der B171 rechts liegen und fuhren auf einer kleinen Straße (L16/L17) weiter ins Pitztal. Die Straße führte uns durch kleine Ortschaften, wurde immer schmaler und führte mit satten Steigungen in den Wald. Hier musste auch die hintere Fußraste meines Kollegen in einer Haarnadelkurve das erste Mal Bekanntschaft mit dem Asphalt machen, was uns beide sehr irritierte. Uns war nicht bewusst, wie sehr man sich bei ca. 15km/h in die Kurven legen kann…;o) Nach einem sehr steilen Stück hielten wir in einer kleinen Ortschaft, ich denke es war der Ort „Piller“, ließen uns kurz auf dem Dorfplatz nieder und gönnten den Maschinen eine kleine Verschnaufpause. An einem Kiosk kaufte ich mir was zu trinken, wo mich der vermutlich beste und sehr redselige Kunde des Ladens auf die Interessante Vespa ansprach. Ich teilte ihm unser Vorhaben mit, worauf er sagte, dass es bis zum Aussichtspunkt nicht mehr weit sei. Aussichtspunkt? Steht nicht

    auf meiner Karte. Ich hatte die Route nur gewählt, um den großen Straße auszuweichen. Na dann lassen wir uns mal überaschen. Aufgesattelt und weiter geht’s. Wir düsen weiter bergauf durch den Wald, bis die Steigung allmählich weniger wird. Der Wald öffnete sich und auf einmal stehen da ca. 200 Motorräder auf einem riesen Parkplatz mit grandioser Aussicht. Wir befinden uns am „Gachen Blick“ zwischen Pitztal und Kaunertal. Beeindruckend. Nicht nur für uns, sondern scheinbar auch für die 200 Motorradfahrer, die hier oben wohl nicht mit den beiden stinkenden Zweitaktern gerechnet hatten. Wir hielten kurz an zum Fotoshooting, fuhren dann aber alsbald weiter, die großen Pässe sollten ja erst noch kommen. Wir wurden mit einer grandiosen Abfahrt belohnt, so dass immer wieder zum gucken gehalten werden musste.

    Im Tal angekommen beschlossen wir, nicht die große B180 zu nehmen, sondern auf den kleinen Landstraßen im Tal entlang zu fahren. Das war in den Ortschaften nicht ganz so einfach, so dass wir das ein oder andere Mal in einer Sackgasse landeten. So ging es weiter Richtung Reschenpass, immer im Tal entlang. Irgendwann aber ging es nun doch auf die B180, um zum Reschenpass zu kommen, was aber auch kein Problem darstellte. Wenn ich mich noch recht entsinne, legten wir an einer Tankstelle in Nauders noch einen Pitstopp ein. Bei der Gelegenheit versuchte ich noch, das Rücklicht der Schwalbe wieder instandzusetzen, es hatte von uns unbemerkt den Dienst quittiert. Da dieser

    Eingriff aber nicht so erfolgreich war wie am Tag zuvor, war nun die Devise: „im Tunnel fahr ich hinten“. Beim Bäcker wärmten wir uns nochmal auf, bevor es weiter ging zum Reschenpass, wo wir nach kurzer Fahrt von uns unbemerkt auf eine sehr gut ausgebauten Bundesstraße bereits die Passhöhe auf 1.455m erreichten. Wie, schon oben…? Ich weiß nicht, ab wann eine Straße den Namen „Pass“ tragen darf, aber das kam mir spanisch vor. Was solls, wir sind in Italien ;o) Der erste Aufkleber für den Tank wurde gekauft, und nach ein paar Kilometern am Reschensee halt gemacht. Ich konnte es kaum fassen. Italien. Mit einem derart reibungslosen Ablauf hatte ich wirklich nicht gerechnet. Italien. Wir fotografierten unsere Maschinen vor dem Kirchturm. Ein Holländer, er kam gerade vom Bodensee, informierte uns, dass alle Pässe, die wir noch vor uns hatten, schneefrei wären. Auch das Stilfser Joch soll befahrbar sein. Kurz wurde überlegt, ob wir es wagen sollen, haben uns aber dann dagegen entschieden. Man muss ja nun auch nicht gleich alles auf einmal machen…

    Mit dem Gefühl „weiter geht’s, uns kann scheinbar nichts aufhalten“ ging es wieder auf die Straße. Bald kam der Grenzübergang in die Schweiz. Das war aber ein kurzer Aufenthalt in Italien. Den Grenzübergang passierten wir ohne dass uns der Zöllner überhaupt eines Blickes würdigte und es ging weiter durch viele kleine, teilweise auch recht heruntergekommene Dörfer in das Münstertal. Eher zufällig sind an diesem Tag bei einer Pipipause die Bilder entstanden, die die Weite des Tals mit grünen Wiesen und gelbem Löwenzahn, umrahmt von den Schneebedeckten Bergen wiedergeben (Edit 2021: ich finde die Bilder nicht mehr... falls ich sie nochmal finde, hänge ich sie hier an). Ein paar Sonnenstrahlen wären noch perfekt gewesen, aber ich gebe mich auch mit warm und kein Regen zufrieden.

    Weiter ging es in Richtung Ofenpass. Mir war diesbezüglich noch etwas mulmig, handelt es sich dabei doch um den ersten 2000er, und somit noch um einiges höher wie der Reschenpass. Das Tal wurde immer enger, und die Ebene wandelte sich langam in eine stetige Steigung. Und sie nahm kein Ende. Dagegen war alles bisherige Pillepalle. Bevor es in die Kehren ging, machten wir noch eine kurze

    Pause, um einerseits den Ausblick zu genießen und den Maschinen noch eine Pause vor dem großen Ansturm zu gönnen. Als wir über unsere Maschinen sprachen, beichtete mir mein Mitfahrer, dass er vergessen hatte nach dem Getriebeöl zu schauen. Ich hatte noch ca. 100ml dabei, die wir erst einmal einfüllten. Wir beschlossen aber am nächsten Tag bzw. sobald wir an einer Motorradwerkstatt vorbeikommen, 500ml zu kaufen und ordentlich aufzufüllen. Weiter ging es einige Kehren hinauf, welche meistens nur im ersten Gang zu fahren waren. Oben angekommen wurde natürlich erst einmal der Aufkleber gekauft und dann noch einige Schnappschüsse gemacht. Die Aussicht war super (fand ich als gebürtiger Norddeutsche) und ich wunderte mich, dass auf dieser Höhe noch Bäume wachsen. Ich dachte immer, dass bei 1800m Schluss damit sei. Nach einem kleinen Aufenthalt ging es runter bis nach Zernez. Laut Planung sollte hier eigentlich Schluss für heute sein. Da das Wetter aber gut war und wir früh dran waren, wurde beschlossen, den nächsten Pass auch noch in Angriff zu

    nehmen und bis nach Davos zu fahren.

    Es dauerte nicht lange, da war die richtige Straße gefunden und es ging wieder rasant in Richtung Flüelapass. Hier ging es gleich richtig zur Sache, ich musste recht schnell in den ersten Gang zurückschalten. Das macht aber nichts, so hat man auch die Zeit sich mal umzuschauen und die Landschaft zu genießen. Und der Flüelapass bot im Gegensatz zu allen anderen Pässen einiges. Sonnenschein, alpine Landschaft, noch reichlich Schnee, und viel Ruhe. Das hat mich generell gewundert. Auf den Pässen war immer so gut wie nichts los. Fernpass und Reschen waren natürlich gut befahren, aber Ofen und Flüela waren menschenleer. Wir schraubten uns mit ca. 15km/h vorbei an gewaltigen Gebirgsmassiven, die noch mit reichlich Schnee bedeckt waren. Oben angekommen waren wir die einzigen. Der Hammer. Moped aus, Helm runter, absteigen und… nix. Absolute Stille.

    Ich weiß garnicht, ob ich so eine Stille wie dort oben jemals zuvor wahrgenommen hatte. Kein Wind, kein Blätterrauschen, kein Wasser, keine Autos, einfach nix. Leider machte der Laden dort erst eine Woche später auf, ich konnte mir den gewünschten Aufkleber für den Tank also nicht kaufen. Schade, aber da kann man wohl nichts machen. Da die Auffahrt etwas gedauert hatte, hielten wir die Pause kurz und fuhren wieder herunter nach Davos, um eine Unterkunft zu suchen. Unten angekommen, wurde zunächst die Touriinfo angefahren (Edit 2021: ja, so war das damals ohne booking.com oder hrs...;o) ), die war aber leider schon zu. Also suchten wir uns ein schönes Hotel…zu. Das nächste…zu. Das nächste…zu. Wir dachten eigentlich, in Davos wäre was los, aber der Ort war in der „Zwischensaison“, wie uns berichtet wurde, wie ausgestorben. Das einzige Hotel, das geöffnet hatte, kostete 250€ die Nacht. Das war uns dann aber auch um einiges zu teuer. Die nette Person an der Rezeption empfahl uns aber dann noch die Jugendherberge, was sich als wirklich guter Tipp entpuppte.

    Wenn ich an Jugendherbergen dachte, fiel mir immer sofort 8 Personen in einem Zimmer sowie Gruppenduschen ein, was mir alles nicht mehr so zusagt. Wir fuhren aber dort hin, bekamen ein Zimmer für uns alleine mit eigenem Bad und buchten uns gleich für eine Nacht ein. Es war sauber und bequem, ich habe auch schon in schlechteren Hotels übernachtet. Die Übernachtung war zwar auch teuer, es hielt sich aber noch im Rahmen. Ich meine es waren 37€ pro Person, da bin ich mir aber nicht mehr so sicher. Wir bezogen das Zimmer und tranken auf der wirklich schönen Veranda mit Ausblick zunächst mal das „Zielbier“, vielleicht waren es an dem Tag auch zwei. Wir waren wirklich überwältigt und ließen den Tag nochmal Revue passieren…

    Abends gingen wir herunter in den Ort und aßen in dem einzigen geöffneten Lokal noch ein viel zu kleines Steak…;o) Zurück in der Jugendherberge, saßen wir nochmal draußen auf der schönen Veranda, auch wenns kalt war, und sprachen über das erlebte und waren uns sicher, dass dieser Tagnicht mehr zu toppen war.

    Fazit Schweiz: sehr schön, aber viel zu teuer.

  • Tag 4, 19.05.2012 Davos – Lindau

    Nach dem Frühstück, was auch wirklich gut war, wurde wieder aufgesattelt. Da wir ja nun gegenüber unserer Planung einige Kilometer Vorsprung hatten, hielten wir es uns mal offen, evtl nicht direkt nach Lindau zu fahren, sondern noch einen kurzen Abstecher an den Säntis zu machen. Zunächst wurde aber der örtliche Landmaschinenmechaniker angesteuert, um das Getriebeöl zu organisieren. Dieser verneinte jedoch, derartiges Öl habe er nicht vorrätig. Wir sollten es mal beim nächsten Motorradladen in Landquart versuchen. Prima, das liegt fast auf der Strecke. Also los ging es Richtung Norden. Das Navi diente inzwischen nur noch als Orientierunghilfe, es lotste uns ständig auf große Bundesstraßen, die wir aber gekonnt umfuhren. Ohne irgendwo zu fragen, war der Laden schnell gefunden und 500 ml Öl gekauft, wovon wir einiges auf dem nächsten Parkplatz einfüllten. Da sich inzwischen auch bei mir das Rücklicht sowie die Ersatzbirne verabschiedet hatten, kaufte ich mir auch noch eine, dank der Vape kein Problem (12V). Wir fuhren weiter nach Vaduz, meist fuhren wir bei bestem Wetter auf kleinen Straßen, Umleitungen wurden inzwischen immer gerne gefahren. Vorbei an einer Schweizer Kaserne, ging es über den Grenzübergang nach Liechtenstein. Zeit und Wetter passten, und wir hielten uns in Vaduz links, um irgendwie nach Nesslau-Krummenau zu gelangen. Hier wurde rechts abgebogen Richtung Schwägalm (Säntis). Ich muss sagen, dass mich diese Strecke nicht sonderlich vom Hocker haute. Es war Samstag und scheinbar wurde das gute Wetter von sämtlichen Motoradfahrern genutzt, um ne Runde auf den Säntis zu drehen. Es war so voll, dass wir noch auf einen Sitzplatz warten mussten um etwas zu essen… Als wir diesen dann hatten, wurde noch hastig etwas einverleibt und nen Kaffe getrunken und schon saßen wir wieder auf dem Hobel Richtung Romanshorn. An diesen Streckenabschnitt kann ich mich nicht mehr so

    richtig erinnern. Ich meine, dass nach den Alpen hier alles irgendwie langweilig erschien, aber wie gesagt, meine Erinnerung lässt nach. Kurz vor dem Bodensee wurden wir noch durch einige Obstbauplantagen gelotst, was hier eine willkommene Abwechslung darstellte. Wir hielten uns aber ran, da wir abends das CL-Finale schauen wollten. Der Hafen in Romanshorn war schnell gefunden und wir setzten hier nach einer ¾ Std. Wartezeit nach Friedrichshafen über. Von hier aus fuhren wir immer weiter am See entlang, bis wir schließlich in Lindau ankamen.

    Nachdem ein Hotel gefunden war, wurde wieder ordentlich und zu einigermaßen fairen Preisen gegessen und danach das CL-Finale

    mit einem unglücklichen Ausgang für die Bayern angeschaut. War trotzdem schön.

  • Tag 5, 20.05.2012, Lindau – Blaubeuren

    So, es ist soweit. Ab heute wird definitiv die Heimreise angetreten. Etwas wehmütig schieben wir noch unsere Mopeds für ein paar Fotos am die Hafenpromenade, wo wir dann bei bestem Wetter wieder Richtung Norden knattern. Es dauert ein wenig, bis wir die richtige Straße aus Lindau

    gefunden haben, dann fahren wir aber ganz entspannt weiter. Es geht über Land an Heuwiesen vorbei, bei einer Pause erwähne ich, dass das frische Heu so gut riecht. Darauf antwortete mein Mitfahrer, dass er seit drei Tagen nichts anderes als einen ca. 40 Jahre alten Ost-Zweitakter gerochen hat. Ab da fuhr er vorne ;o)

    In den vier Tagen sind wir fahrtechnisch ein sehr gutes Team geworden und wurden uns auch bei völliger Orientierungslosigkeit ohne Worte über die zu fahrende Strecke einig. Die Alpen wurden am Horizont immer kleiner. Es war inzwischen so warm geworden, dass man problemlos im T-Shirt hätte fahren können (man vergleiche Tag 1). An einem Freilichtmuseum hielten wir noch kurz an, da hier die Flaggen aller befahrenen Länder gehisst waren. Deutschland, Östereich, Italien, Schweiz und Liechtenstein. Selbstverständlich mussten auch hier noch einige Fotos

    geschossen werden, bevor es weiter nach Blaubeuren zum Blautopf ging. Das ist eine große, kalkreiche Quelle, die hier an die Erdoberfläche tritt. Hinter dem Blautopf befindet sich ein riesiges Höhlensystem, was aber von Nicht-Tauchern nicht betreten werden kann. Hier wurde noch ein Eis gegessen und en Kaffee getrunken, bevor sich unsere Wege trennten und jeder seine letzten Kilometer Heimwege antrat. Die letzten zwei Stunden alleine kamen mir wie eine Ewigkeit vor, andererseits freute ich mich auch wieder auf Zuhause. Dort angekommen war ich überglücklich und auch echt dankbar für das erlebte, ich hatte erstmal einiges zu erzählen.


    Abends telefonierte ich noch mit meinem Mitfahrer. Er berichtete mir, dass sein Heimweg auch

    eigentlich ganz unproblematisch war. Er war lediglich 20km vorm Ziel wegen Spritmangel liegen

    geblieben, was ihn einiges an Zeit kostete.


    Edit 2021: ganz schön viel Text wenn ich das hier so sehe. Schön, dass ihr durchgehalten habt ;o)

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