Der böse Zündkondensator, meine Erfahrung

  • Hallöle, hier der Stefan, hab mich heute hier angemeldet nachdem ich viel im Forum gelesen habe, sehr interessant. Ich hab Anfang bis Mitte der 90er Jahre Simsons Hauptberuflich repariert, damals schwappten sie rüber in den Westen, mein Kollege kam aus Frankfurt/Oder, der fuhr alle Paar Monate rüber und brachte jedesmal einen Hänger mit mit 10-15 Simsons, eingesammelt meist auf Bauernhöfen,etc. Da kein Mensch die Simsons im Westen kannte musste sie jemand reparieren damit sie auch fuhren und man sie verkaufen konnte und wer musste das machen, ich natürlich.


    Simson reparieren bedeutet Zündung und Elektrik reparieren, das wurde mir sehr schnell klar. Mittlerweile hätte ich selbst gerne eine, ich hatte noch nie eine und als ich sie tagein tagaus reparierte hatte ich echt andere Sorgen als auch noch Sonntags an meiner eigenen Schwalbe zu basteln. Leider sind die Preise ja mittlerweise so Übertrieben, bei Ebay Kleinanzeigen gibt’s ja kaum noch eine unter 2000, das geht hoch bis 4500, da frag ich mich schon was die Leute für ein Zeugs geraucht haben. Ich schweife ab vom Thema. Bis heute bastel ich gerne an Zündungen und kann vielleicht einiges dazu sagen was für andere Hilfreich sein könnte..


    Ich empfehle jedem die Kontaktzündanlage umzurüsten auf einen aussenliegenden Kondensator. Die kosten fast nichts, (bei Pollin kosten Folienkondensatoren mit 220 Nanofarad und 275 Volt AC in X2 Ausführung gerade einmal 13 Cent, woanders gibt’s die auch sehr billig, die Qualität ist um Welten besser wie die originalen Becherkondensatoren und die 30-50 cm Kabellänge spielen keine Rolle, hier wurde öfters von Schwächung der Induktivität oder so gesprochen, das spielt bei Niederfrequenz praktisch keine Rolle. Die Litze sollte allerdings ausreichend dimensioniert sein, 1mm ist da schon ganz gut. Es fliessen kurzzeitig hohe Ströme von 2-3 Ampere. Die Kapazität sollte zwischen 0,22 und 0,33 µF liegen, nicht drunter und nicht drüber. Auf neueren Becherkondensatoren steht oft 250 Volt DC, da kann man nur schmunzeln weil die DC Belastbarkeit bei einem Zündkondensator gar nicht interessiert. Wenn der Becherkondensator mit 250 Volt DC belastbar ist ist er mit ca. 150 Volt AC belastbar, bei der Zündung treten aber kurzzeitig Spannungen im Primärbereich von über 200 Volt auf, also sind diese Kondensatoren völlig ungeeignet, lustige Idee die als Zündkondensatoren zu verkaufen. Ich benutze seit ca. 12 Jahren nur noch aussenliegende, moderne radiale X2 Kondensatoren und hatte noch nie (!) einen Ausfall. Die X2 Kondensatoren sind selbstheilend, das ist kein Marketingspruch sondern das ist wirklich so. Durchmessen kann man die originalen Becherkondensatoren mit einem 50 Euro Multimeter leider nicht wirklich, ich kann da mal ausführlicher was zu schreiben, warum,wieso falls es jemanden interessiert. Auch zu anderen Fragen rund um den Kondensator. Gruß, Stefan

  • Ich kann dem Kabelknicker nur voll und ganz zustimmen! Den Kondensator extern unterbringen, und danach nie wieder darüber nachdenken müssen. Was ich schon mit dem Kondensator erleben durfte! Nachdem ich bei Ebay dann 0,22uF-Impulskondensatoren für die Leistungselektronik für - ich glaube - 2€/St. geschossen hatte (Spannungsfestigkeit 1000V und mehr) war die Sache ein für allemal erledigt. Der große Vorteil dieser "Unkaputtbaren": Breite Anschlussfahnen zum Verschrauben, die sogar wie von selbst an die außenliegende Zündspule passen, damit erübrigen sich irgendwelche Kabel- und Befestigungssorgen. Der Kondensator hängt einfach unter dem Tank mit an der Zündspule dran. :D


    Was passiert einem Kondensator in seinem "Biotop" unter dem Lichtmaschinendeckel? Das ist nicht nur Sauna, sondern auch Rüttelplatte und Ölbad - alles was er nicht mag. Dazu noch elektrische Impulse, die man kaum (er)messen kann. Und wenn man dann mal einen defekten Kondensator schlachtet und dieses kleine erbärmliche Wickelchen herausholt, da ahnt man schon, dass gewaltig am Material gespart wird. Dann noch diese schlecht abdichtende Vergussmasse, ein kaum belastbarer Mittelkontakt, Kontaktprobleme am Alubecher... Das kann nicht lange halten! ;)


    Und es war immer der Kondensator! Gut, einmal auch die (neue!) Zündspule, aber - bei mir - war es nie das Kabel, nie der Kerzenstecker, nie die uralte Zündkerze (Vorsicht bei neuen!), und noch nicht mal der Kontakt, bis dass dieser nach Tausenden km in Rente geht. Immer dieser Kondensator! Und weil ich dreimal eine U-Zündung betreibe, bin ich froh, DAS Problem nun nicht mehr zu haben. :)


    An und für sich ist ein Kondensator ein unkaputtbares Bauteil, wenn es innerhalb seiner Spezifikationen betrieben wird, und unter echten Laborbedingungen stimmt das auch. D.h. keine Überspannung, keine Übertemperaturen, keine Nässe, und auch keine sonstigen Flüssigkeiten, und auch nicht zu sehr drücken oder gar quetschen. Obwohl Öl eigentlich ein Isolator ist, schadet es im Inneren des Kondensators trotzdem, weil es das Dielektrikum und die Vergussmasse angreifen kann, und doch eine Isolationsschwachstelle darstellt wegen unweigerlicher kleinster Verunreinigungen (Metallabrieb usw.) und mitgeschleppter Feuchtigkeit. Und das Zusammenwirken aller Belastungen, das macht den kleinen Kondensator fertig. <X


    Das Gleiche gilt sogar bei den "unkaputtbaren" Bosch-MP-Becherkondensatoren (ja, so heißen die) zur Blindstromkompensation in Leuchten mit Leuchtstoffröhren, wenn gesamte Leuchte zu heiß wird, das musste ich bei uns im Betrieb erleben. Wäre ich von selber nicht drauf gekommen, aber nach dem 5. Kondensator hatte mich das doch nicht mehr gewundert. Also, das Zusammenwirken von Wärme plus Spannungsspitzen und womöglich noch Feuchtigkeit und so war die Ursache, vor allem die Wärme. Und es gibt noch nicht mal besseren und wärmefesteren Ersatz, den ich vorsorglich hätte einbauen können! Vielleicht doch irgendwo, aber nicht beim Händler des Vertrauens.


    Beim Zündkondensator haben wir aber das Glück, für kleines Geld und wenig Aufwand eine notorische Fehlerquelle abzustellen, auf dass die Unterbrecherzündung weiterhin lebe! 8)


    Ja, jetzt müsste ich eigentlich noch ein Bild anhängen, wie gemütlich der Kondensator bei mir unterm Tank gelagert ist, damit das jeder auch sehen kann. Aber übersteigt noch meine Kompetenzen, soweit bin ich noch nicht. ;(

    Aber vielleicht hat´s ja doch dem Einen oder Anderen erhellt. :saint:

    Ich habe ausschließlich Allwetter-Ganzjahres-Fahrzeuge :)

  • Noch mal zu Makersting:

    Ja, es ist durchaus noch Niederfrequenz, mit der wir es bei der Zündung zu tun haben. Jedenfalls im Wesentlichen. Die hochfrequenten Anteile braucht man auch gar nicht, und sollen sogar vom Kondensator unterdrückt werden. Das kann der sogar besser, wenn der direkt auf der Grundplatte verbaut ist. Aber nach meiner Erfahrung reicht es völlig aus, wenn man ihn mit einem nicht unnötig langem Kabel auch so anschließt, da spielen 50cm oder so überhaupt keine Rolle.

    Ich habe ausschließlich Allwetter-Ganzjahres-Fahrzeuge :)

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