Der Dummschwätzer empfiehlt heute ...

  • dass alle mal bei den Rädern ihrer Feuerstühle die Speichenspannung kontrollieren, dabei gleich nachsehen, ob überhaupt noch alle Speichen vorhanden sind (so es denn überhaupt Speichenräder sind), den Rundlauf prüfen und erforderlichenfalls das Rad neu zentrieren.


    Manch einer hat sich vielleicht schon gewundert, warum sein Schwalben-Hinterteil beim Fahren immer noch mit ihm Mambo tanzt, obwohl Patrick Swayze schon seit einem Jahr auf der Zweimetersohle vor sich hin schimmelt.
    Nein es ist nicht der Kadaver von diesem Stelzbock, der sich da etwa unter dem Panzer festgebissen hat und immer noch mit dem Arsch wackelt, sondern das ist in der Regel eine astreine Acht im Hinterrad (oder meinetwegen auch eine vorn). Eine Acht hinten und vorn ist dann aber kein Mambo mehr, sondern schon Lambada. :))


    Zum Prüfen jedenfalls bockt man seinen Hobel am besten mit dem Ständer auf zwei Ziegelsteine auf, bindet den fettleibigen Nachbarsjungen quer auf den Gepäckträger und läßt dann das Vorderrad frei drehen. Dabei hält man am besten einen Schraubenzieher gegen die Speichen und lauscht dann gespannt diesen "Harfen-Klängen". Der Profi erkennt dann am Klang, ob, wo und welche Speichen locker sind. Nicht ganz so erfahrene Schrauber nehmen den Schraubenzieher und klopfen damit einzeln gegen jede Speiche. Sehr schnell werdet ihr Unterschiede im Klang der Speichen feststellen. Lockere, lose Speichen klingen dumpf und tief, während feste, stramm angezogene Speichen helle bzw. hohe Töne von sich geben.


    Sollten ein oder mehrere Speichen locker sein oder gar fehlen, dann empfiehlt es sich, unbedingt mal den Rundlauf des Rades, also den Höhen- und den Seitenschlag zu prüfen. Mit anderen Worten, ihr müßt gucken, ob das Rad "eiert", also voll die fette "Acht" drin hat. Dann guckt ihr, wo es eiert. Ist es die Rad-Felge oder ist es nur der uralte angeweste seitlich ausgebeulte Pneumantreifen von 1967, der danach schreit, endlich entsorgt zu werden.

    Eierige, aber noch gut erhaltene Latschen werden von der Felge runtergenommen und eventuell nochmal richtig oder andersrum montiert.


    Eiert die Felge, gilt Folgendes.
    Fehlende Speichen müssen ersetzt werden. Das ist Pfennigkram und für jedermann machbar, denke ich.


    Lockere Speichen müssen in Zusammanschau mit dem Bild des Rundlaufes entsprechend nachgespannt, oder erforderlichenfalls zu straffe Speichengruppen etwas gelockert werden.
    Am Besten geht das in einem Zentrierständer. Wer den nicht hat, kann auch provisiorisch eine eventuell vorhandene zweite Vorderschwinge nehmen und diese in einen Schraubstock einspannen. Zur Not geht auch die im Fahrgestell der Schwalbe belassene Vorderschwinge. Allerdings muß man hier irgendwie sicherstellen, dass sich das Ding nicht bewegt, also am besten den Schwingenträger samt Schutzblech mit irgendwas festspannen oder rechts und links zwischen zwei Kartoffelsäcke festklemmen oder ähnliches. Bei der "Schwingenmethode" muß man sich in beiden Fällen zwei Bezugspunkte schaffen, um den Rundlauf prüfen zu können. Dafür eignet sich z.B. ein Bleistift oder Holzstab, der mit einem Schnippelgummi an einem Ständer befestigt wird und dessen Spitze etwa 1 mm vor der Vorderkante der Felge (Stirnseite)angebracht ist. Ein zweiter Bleistift wird dann ebenso an einem anderen Ständer seitlich 1 mm vor der Felgenkante angebracht.
    Jetzt sieht man beim sich drehenden Rad, wo und wie sich die vorhandenen Abstände zwischen der sich drehenden Felge und den Bleistiftspitzen abwechselnd vergrößern und verringen. Entsprechend sind dann die jeweiligen Speichengruppen auf der einen Seite nachzuziehen und auf der anderen Seite entsprechend zu lockern. Das muß beides so erfolgen und in beide Richtungen, da sonst, wenn man immer nur die eine Seite nachzieht, die Felge irgendwann nicht mehr mittig zur Nabe sitzt.


    Zuerst sollte man den Höhenschlag und erst danach den Seitenschlag der Felge korrigieren. Erfahrene Profis mit gutem räumlichen Vorstellungsvermögen und etwas Erfahrung machen das in einem Zug. Weniger Versierte sollten vorm Verändern der Speichenspannung bei jeder Speiche einzeln immer erst nochmal genau überlegen, was passiert wenn man diese lockert oder jene nachzieht. Beim Höhenschlag steht auf der einen Hälfte des Felgenumfanges ein größerer Radius einem kleineren Radius auf der anderen Hälfte gegenüber, da das Ganze ja praktisch einen Kreis mit versetztem Mittelpunkt darstellt. Man löst zunächst die rechts- und linksseitigen Speichen der tieferen Hälfte, die meisten selbstverständlich an der tiefsten Stelle des Schlags. Es ist zweckmäßig, an dieser Stelle zu beginnen und von dort aus dann gleichmäßig nach beiden Richtungen weiterzugehen. Dann kommt die höhere Hälfte an die Reihe, indem wieder bei der höchsten Stelle beginnend, die Speichen reingezogen werden. Dann zieht man die Speichen der der ehemals tieferen Stelle wieder so an, dass sie nur sachte spannen. Den Seitenschlag beseitigt man danach so, indem man die Seite, die nachgeben muß wieder löst und die andere gegenüberliegende Seite leicht anzieht, bis der Schlag heraus ist.


    Es sollten dabei in der Regel aber nicht nur einzelne Speichen angebrummt bzw. auf der gegenüberliegenden Seite gelockert werden, sondern möglichst Speichengruppen von zwei, drei, vier oder auch mehr Speichen, je nachdem, wie groß der Seitenschlag ist. Der kann sich im worst case über eine halbe Radumdrehung erstrecken, so dass man dann logischerweise die ganze Seite lockern muß und die andere entsprechend nachzieht. Wenn sich der Seitenschlag z.B. über den Bereich von ca. drei bis vier Speichen erstreckt, lockert man hier die mittlere Speiche beispielsweise etwa eine Viertel Umdrehung und die jeweils rechts und links danebenliegenden dann nur etwa eine Achtel Umdrehung. Die genau gegenüberliegenden Speichen der anderen Seite zieht man dann, entsprechend der gelockerten Seite, um diese jeweiligen Beträge nach.


    Zwischendurch immer schön den Rundlauf prüfen. Dazu sollte es hell sein und am besten legt man sich unterhalb der selbstgebauten "Zentriervorrichtung" ein weißes Blatt Papier hin und zwar so, dass man, wenn man zwischen der sich drehenden Felge und der Bleistiftspitze (Bezugspunkt) zum Prüfen durchguckt, unterhalb einen hellen Kontrast hat. So sieht man besser, ob, wo und wieviel die Felge noch "rumeiert". Ich mach's jedenfalls immer so und das hat sich gut bewährt.


    Ich meine, bei unseren Simson-Mopeds mit ihren nur etwa 60 km/h reicht es für ein halbwegs ruhiges Fahren vollkommen aus, wenn der Höhenschlag maximal 1mm und der Seitenschlag etwa 0,5 bis maximal 1 mm beträgt.


    Ein Speichenschlüssel als Werkzeug wäre dabei nicht schlecht, zur größten Not geht aber auch eine Kombizange, wobei man sich damit aber oft den Chrom am Speichennippel zur Sau macht oder gar den Vierkant am Nippel rundlutscht. Mach einer hat auch einen ganz kleinen Maulschlüsselkasten, wo solch ein winziger Maulschlüssel drin ist, der da passen könnte, vielleicht 4 mm oder so in etwa.


    Macht ma! :D


    PS:
    Ich habe übrigens letztens auch mal wieder beide Räder am coolen Star zentriert und danach fehlte mir beim Fahren dann doch irgendwie so ein kleines bisschen der "Mambo".
    Es ist aber auch schön, wenn man während der Fahrt, bei welcher Geschindigkeit auch immer, mal getrost die eine oder beide Hände vom Lenker nehmen kann, um sich z.B. die Eier zu kraulen, ohne dass der Lenker dabei auch nur ansatzweise pendelt. :))

  • Nachtrag:


    Vorraussetzung, damit die ganze Felgenzentriererei und Speichenspannerei erfolgreich wird, ist natürlich, dass die Felge keine Beulen, Dellen und Hörner hat. Sind solche vorhanden, dann müssen die erst mal mittels großem Hammer und einem Schlagholz sowie Holzbrettern als Auf- bzw. Unterlage sorgfältig gerichtet werden. Das sollte man aber besser nur machen, wenn man auch in der Lage ist, einen Hammer gerade zu halten und sich vorher auch ausgiebig Gedanken macht, wie und wo man hin kloppen muß, damit der gewünschte Erfolg eintritt. Wenn man nämlich nur sinnlos auf der Felge rumprügelt wie eine in Lack und Leder gekleidete Domina auf dem Fettwanst des Vorstandsvorsitzenden eines großen DAX-notierten Kapital-Unternehmens, dann kommt in beiden Fällen hinten nur Scheiße raus.
    Also bitte sinnig und mit Gefühl ans Werk gehen.

  • Du Horni,
    mit "Horn" meinte ich doch nicht das Felgenhorn sondern den Knick, der üblicherweise dann an der Felge entsteht, wenn ein Vollheizer mit Vollspeed über den Bordstein oder durch Schlaglöcher brettert.


    Aber im Prinzip hast du ja recht.


    Was ist schon ein Aufstieg auf's Matterhorn, gegen eine Absprung des Reifens vom Felgenhorn ... :mrgreen:

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