Der Dummschwätzer empfiehlt heute ...

  • ... mal das Radlagerspiel zu überprüfen.


    Das geht recht einfach.

    Dazu das Moped aufbocken, sich hinter das Moped auf den Boden setzen und dabei das Hinterrad zwischen die Beine nehmen. Dann heben Rechtshänder mit der linken Hand das Moped hinten am Gepäckträger leicht an und mit der rechten packt man mit zwei Fingern den Reifen und wackelt dann abwechselnd nach rechts und links immer hin und her.


    - wenn sich das Rad hinten nicht hin und her bewegt, dann haben die Radlager kein Spiel und alles ist okay.
    - wenn es hinten am Reifen seitlich bis zu 1 mm hin und her geht, dann ist das auch noch völlig normal, belanglos und zu tolerieren.
    - wenn es am Reifen etwa 2 mm sind, dann wird es langsam "kriminell"
    - wenn das seitliche Spiel etwas mehr als 2 mm beträgt dann sollten
    - und bei deutlich mehr als 2 mm müssen die Radlager unbedingt gewechselt und erneuert werden.


    Bei deutlich zu großem Radlagerspiel könnten nämlich bei Kurvenfahrt, also bei schräg-axial wirkenden Kräften auf das Kugellager, unter ungünstigsten Umständen eventuell die Kugeln der Radlager aus ihrer Führungsbahn herausgedrückt werden und man hinterläßt dann seinen Gebißabdruck im Asphalt, sieht dann aber immerhin genau so "sexy" aus wie Demi Moore.



    Beim Vorderrad setzt man sich seitlich neben das Moped, nimmt auch hier das in der Luft frei schwebende Vorderrad zwischen die Beine, umfaßt dann oben in der Nähe der Stoßdämpfer bzw. Telegabel und mit der anderen Hand unten, genau gegenüberliegend, den Reifen und wackelt dann auch hier gefühlvoll hin und her, um das Spiel festzustellen.


    Die Werte des seitlichen Spiels, gemessen am Reifen sind natürlich die gleichen wie hinten. Allerdings ist die ganze Sache hier insoweit etwas schwieriger weil der Lenker bzw. der gesamte Vorbau hier immer mit rumwackelt. Da ist es vielleicht günstig, wenn noch jemand, auf dem Moped sitzend, den Lenker festhält, damit der nicht mit rumwackelt. Natürlich sollte das nicht gerade der Fettwanst von gegenüber sein, der da mit seinen drei Zentnern Lebendgewicht auf dem aufgebockten Ständer sitzt, sondern eher das schlanke grazile Tausendschönchen von nebenan, welches man hinterher als Dank auf einen Eisbecher oder eine Tasse Kaffee einladen kann. :D
    Bei den SR50/80-Rollern muß das seiliche Spiel am Reifen in Millimetern natürlich wegen der kleineren Räder auch entsprechend kleiner sein.


    Für einen eventuell notwendigen Radlagerwechsel:


    Das Rad ausbauen, den Sprengring seitlich am Radlager mit einer Seegerring- oder Spitzzange entfernen, die Radnabe auf einer Herdplatte/Kochplatte warm machen (etwa 100 °C) und dann die Lager mit einem langen Dorn, einer langer Schraube oder einem Rundeisen von innen nach außen rausschlagen. Also von oben durch den Innenring des oberen Lagers hindurch den Dorn stecken und damit auf die innere leicht überstehende Kante des Innenrings vom unteren Lager schlagen (über kreuz). Dann fällt das untere Lager meist von alleine raus oder sollte ganz leicht rausgehen. Dann das Rad umdrehen und das andere Lager von innen nach außen rausschlagen. Die Distanzhülse dazwischen unbedingt aufheben, die muß später weiterverwendet werden. Die alten Lager gleich in die Mülltonne.


    Beim Einbau der neuen Radlager die Radnabe auch wieder erwärmen (Lagersitz dehnt sich dabei aus) und die Radlager eventuell vorher im Kühlschrank lagern (ziehen sich durch die Kälte etwas zusammen).
    Lager beim Einbau gerade ansetzen und schnell arbeiten. Nicht auf den Lagerinnenring schlagen, sondern nur leicht und überkreuz auf den Außenring.
    Sprengring wieder einsetzen.


    Falls noch irgendwem irgendwie irgendwo irgendwas unklar sein sollte, dann
    fragt ruhig, ihr sollt ja was lernen. :D

  • Die Schreibe vom Schwätzer in seiner Reihe "Der Dummschwätzer empfhielt" besticht durch einen amüsanten Mix aus Fachwissen, feinsinnigen Humor und einer gesunden Portion Selbstironie ...ich hoffe, da kommt noch mehr:mrgreen:

  • Das Rad ausbauen, den Sprengring seitlich am Radlager mit einer Seegerring- oder Spitzzange entfernen, die Radnabe auf einer Herdplatte/Kochplatte warm machen (etwa 100 °C) :D



    Für diejenigen, die ihr Rad nicht auf der Herdplatte erwärmen dürfen (weil Mutti schimpft) empfielt sich der Heißluftföhn! (der Nachbar hat bestimmt so ein Teil)


    Das währe auch ein Beitrag zum Umweltschutz, wegen dem geringeren Energieverbrauch.


    Gruß Peter

    Perfekte Arbeit macht dauerhaft Spaß. Murks schafft dauerhaft Verdruss!

    • Offizieller Beitrag

    Hab die Radnabe nicht heiss gemacht. Einfach die alten lager von innen mitm Schraubendreher und Hammer rausgeprügelt und die neuen durch auflegen der alten Lager eingeschlagen (aber nur vorsichtig auf den äusseren Ring hämmern, immer links/rechts...)


    Ps.: Hab diese Lager gekauft, beidseitig Staub- und feuchtigkeitsgeschützt, 4 Stück 2,90€
    4 Rillenkugellager / Kugellager 6201 2RS/ 12 32 10 mm bei eBay.de: Wälz-, Kugel- Rollenlager (endet 10.08.10 18:38:48 MESZ)


    deine verlinkten lager mit beidseitiger staubschutzkappe machen sinn, dein vorschlag ohne erwärmung weniger. beim ausschlagen der lager aus den kalten lagersitzen weitet man selbige. das nächste kalt eingesetzte lager hält dann noch duch ein paar abgerieben späne ordentlich. beim nächsten lagerwechsel ist dann traurigkeit angesagt. nicht, dass es in allergrößter not auch unterwegs mal ohne heißluft geht aber wer sein moped ordentlich wartet, sollte auch sinnvoll arbeiten.


    meint sirko

  • Erhitzen ist unbedingt zu empfehlen, da der Lagereinbau damit zum Kinderspiel wird und man die Lagersitze schont. Aber nicht zu sehr erhitzen! Man merkt, dass man es mit der Hitze übertrieben hat, wenn das Fett in den Lagern anfängt zu kochen und schön dünnflüssig aus denselben herausfließt.

  • Ja, das geht auch mit 'ner Lötlampe. Die alten Lager gehen doch sowieso in den Schrott.


    Noch ein Nachtrag:
    Wer sein Radlagerspiel durch vorsichtiges Hin- und Herwackeln des Rades prüft, muß natürlich ausschließen bzw. darauf achten, dass eine eventuelle seitliche Bewegung nicht vom Schwingenlager her kommt und sich deshalb so die gesamte Schwinge mit Rad nach rechts bzw. links bewegt. In diesem Fall wäre nämlich erstmal der Wechsel der Schwingenlager erforderlich, damit man danach den Radlagerverschleiß vernünftig beurteilen kann.

    • Offizieller Beitrag


    Noch ein Nachtrag:
    Wer sein Radlagerspiel durch vorsichtiges Hin- und Herwackeln des Rades prüft, muß natürlich ausschließen bzw. darauf achten, dass eine eventuelle seitliche Bewegung nicht vom Schwingenlager her kommt und sich deshalb so die gesamte Schwinge mit Rad nach rechts bzw. links bewegt. In diesem Fall wäre nämlich erstmal der Wechsel der Schwingenlager erforderlich, damit man danach den Radlagerverschleiß vernünftig beurteilen kann.



    Oder er packt das Hinterrad mit je einer Hand ganz vorne und ganz hinten. dann wackelt er nicht an der ganzen Karre und kann so ein Lagerspiel leichter feststellen.
    und wenn er einmal dabei ist, kann er das Vorderrad auch ganz oben und ganz unten packen, dann wackelt der Lenker nicht mit. Der schönen Nachbarstochter kann er dann später ohne schmutzige Pfoten entgegentreten...


    MfG,
    Richard

  • Noch ein Nachtrag zum Thema: :D


    Wenn man das Hinterrad gerade mal ausgebaut hat, dann sollte natürlich auch gleich gefühlvoll am hinteren Kettenrad/Mitnehmer gerüttelt werden und so das Lagerspiel des Kugellagers auf der Achsverlängerung auch mit geprüft werden. Falls der Mitnehmer da hinten auf der Achsverlängerung rumwackelt wie ein Lämmerschwanz, dann sollte man am besten das Kugellager dort auch gleich noch mit erneuern. Das wird, wie oben beschrieben, auch mit Wärme aus- bzw. wieder eingebaut.
    Falls das Spiel des Lagers noch tolerabel sein sollte, dann kann man aber trotzdem mit dem Finger wenigstens noch ein bisschen Schmierfett ins Lager drücken, weil das Lager da unten hinten recht oft vernachlässigt wird.

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