Hallo Forum,
nachdem vor längerer Zeit der User TO die Möglichkeit des Aufnehmens des Zündimpulses und die Verarbeitung von Selbigem in ein Leistungsdiagramm gezeigt hat ( http://www.schwalbennest.de/si…a-vs-replika-92980-2.html ), gibt es nun davon auch von mir einen Impuls dazu.
Auf der Homepage von Toms Tuning Tools GSF_Dyno - Der Straen Leistungsprfstand kann man sich den Aufbau des kostenlos downloadbaren Programms und einige Beispiele ansehen. Auch für unser tuningfreies Schwalbennest kann das Programm nützlich sein, wenn es um die Abstimmung unserer Mopeds geht.
Für diejeneigen, die keine Lust auf den langen Text des Links haben, die Erläuterung in Kürze. Ein hörbar gemachtes Zündsignal, welches je nach Drehzahl seine Frequenz ändert wird mit einer Sofware ausgewertet. Unter Berücksichtigung von Übersetzung, Gesamtgewicht, cw-Wert, Reifengröße,... wird daraus ein Leistungsdiagramm erschaffen.
Möglichkeiten des Programms:
- sehr leichte Überprüfungen von vorher-nachher Veränderungen am Fahrzeug
- sehr leichte Bedienbarkeit selbst für Technikmuffel
- viele Varianten, ein Zündsignal abzunehmen
Grenzen
- keine absolute Leistungsmessung, da einige Parameter geschätzt werden müssen
Im Gegensatz zu TO gehe ich einen anderen Weg um die Zündsignale am Moped aufzunehmen. Auf der Homepage von Dyno wird eine Schaltung beschrieben, mit der man die Zündsignale am geregelten 12V (oder auch 6V) Gleichstromkreis abnehmen kann und mit einem Line-In fähigen Aufnahmegerät aufgezeichnet wird. Diese Schaltung hat (soweit ich es richtig beurteile) TO benutzt. Der Nachteil daran ist, dass man zum einen einen geregelten Wechselstromkreis benötigt und zum anderen direkt an Kabelverbindungen gehen muss. Das ist je nach Mopedtyp immer etwas aufwendig.
Meine Variante nimmt (ähnlich einem Stroboskop) das Zündsignal induktiv vom Zündkabel ab und hat eine eigene Stromversorgung. Damit ist das Gerät an jedem Moped, Motorrad, Auto benutzbar ohne irgendwelche Kabel finden und freilegen zu müssen. Die Idee dazu stammt nicht von mir sondern die Schaltung wurde von einem User des Simsonforum.net entwickelt und mir (und der AG) für unsere Rennmopeds zur Verfügung gestellt.
Das Aufnahmegerät unten im Bild ist ein handelsüblicher Voice Recorder mit MIC-In und einem Anschluss für den PC.
Das Testobjekt ist mein Sperber. Selbiger ist mein Sommermoped, in patinierter Originaloptik bis auf den Gepäckträger, der Vape und dem H4 Scheinwerfer und fährt soweit ganz annehmbar. In diesem Beitrag möchte ich zeigen, wie man mit der Schaltung und der Software und dem Gerät das Fahrzeug besser abstimmen kann und kleine Veränderungen digital sichtbar machen kann.
Zunächst habe ich meine Kupplung in Ordnung gebracht, selbige hatte Ende letzten Sommers die Eigenschaft zu rutschen und das hab ich gestern repariert. Ohne Vergaserreinigung, Zündnachstellung und Co habe ich mich also draufgesetzt, Zündimpulskabel ab ans Zündkabel, Line-In Stecker in die MIC Buchse und das Gerät anschalten. Ich habe mich für das Messen im 3. Gang entschieden. Der Grund liegt darin, das zum einen eine gewisse Zeit lang aufgenommen werden soll um Aufnahmefehler zu glätten und zum anderen das Moped auch auf einer annehmbar langen Strecke den Gang komplett ausdrehen muss. Beim Sperber scheint der dritte gut geeignet. Der zweite ist bei Platzproblemen sicher auch noch denkbar.
Die von mir aufgenommene wma-Datei kann von der Sofware nicht verarbeitet werden. Diese benötigt wav- Dateien. Auf Convert Audio Online (MP3, WAV, Ogg, WMA, M4A, AAC) – media.io kann man online ohne Download solche Dateien in das benötigte Format konvertieren. Die erhaltene Datei kann dann in die Dyno Software geladen werden.
Zu den Parametern
für meinen Test habe ich folgende Werte verwendet:
Gewicht: 175 kg
cw-Wert: 0,5
Rollwiderstandsbeiwert 0,,15
Getriebeübersetzung: 13,18 (Berechnet aus Primärantrieb, Sekundärtrieb und 3. Gang)
Reifenumfang: 1,77m
Lima Signale pro Umd: 1
Luft und Druck hab ich voreingestellt belassen.
Nachdem ich aus der wav-Datei den passenden Frequenzschnipsel ausgeschnitten habe, ergab sich dann die Leitungskurve:
Man erkennt darauf den Leistungsverlauf in Abhängigkeit der Drehzahl und den Punkt der Maximalleistung.
Folgerungen aus dem Diagramm:
Laut Datenblatt hat der Sperber ungefähr 4,6PS bei 6750 Umdrehungen pro Minute. Was man nicht Schlussfolgern darf ist, dass mein Sperber zu wenig Leistung hat, denn zum einen sind die Datenblattangaben Kurbelwellenleistungen und das Programm gibt Hinterradleistung an (KW-Leistung abzüglich Verlustleistung) und zum anderen ist die Parameterschätzung ggf. so schlecht, dass man keine wirkliche Leistung misst. Was jedoch einschätzbar ist, ist der Drehzahlbereich, in welchem Leistung anliegt UND der Verlauf der Leistung, da die Parameter nur Strecken und Zerren würden.
Meine Sperberhöchstleistung liegt zu früh an, fast 1000 Umdrehungen zu früh, also fast so, wie bei den M53-Motoren. Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich auf meinen etwa 70km/h hängen bleibe. Da ist also noch Leistung irgendwo versteckt.
Die erste Idee ist der Zündzeitpunkt. Da lohnt es sich doch gleich, die Zündzeitpunktpistole auzupacken und zu schauen, ob die VAPE tatsächlich da zündet, wo sie soll, nämlich bei den eingestellten 1,5mm vor OT. Ich hab also zunächst noch einmal eine Kerbe ins Gehäuse bei 1,5mm vor OT gesetzt und dann abgeblitzt und kann sagen:
Passt exakt. Da ist also keine Leistung und mehr Drehzahl versteckt. Einige weitere Ideen hab ich noch, damit beschäftige ich mich, wenn ich ein wenig mehr Zeit habe. Habt ihr auch Ideen?
Gruß Sirko