Ich für meinen Teil, habe von der angeblich drohenden Islamisierungsgefahr erst durch den PEGIDA Kram erfahren. Das ist einfach ein Problem, das völlig an mir vorbei geht. Kann mir irgendwer mal ein konkretes Beispiel geben?
Das Spiel mit den Kirchenglocken kenne ich eigentlich nur so, dass sich Anwohner über die Geräuschbelästigung beschweren und das hat nichts mit Religion zu tun.
Hier ist das alles eher ein buntes Miteinander. Hier ist eine kleine, ländliche Gemeinde mit einem Ausländeranteil von etwa 9-10%. Da kann ich über die Zahlen aus Hellersdorf mit 4,6% (lt. Wikipedia) nur lachen. Hier läuten die Kirchenglocken (nach Renovierung jetzt auch wieder von 3 Kirchen), es gibt einen Weihnachtsmarkt, die internationale Weihnachtsfeier um Nikolaus herum, internationale Woche (LECKER Essen!!!) oder auch die kamerunische Kulturwoche. Ich hab mich persönlich nie bedroht von irgendwas gefühlt, auch wenn ich an der Supermarktkasse zwischen Iranern, Chinesen, Pakistani, Mexikanern, Spaniern, Kamerunern, etc. stand. Klar läuft Multikulti nicht ohne Probleme ab. Aber ich hab nie, nie, nie eine Bedrohung festgestellt.
Und ich muss gestehen, dass bisher eine Burka-Trägerin nur unter mir zu leiden hatte. Ich bin ein wenig schnell um eine Hausecke gelaufen und habe dann die schwarze Wand vor mir umgerannt. Aber eine Burka ist nur ein Kleidungsstück. Ich stopfe das in die gleiche Schublade wie einen Habit. Sollen wir das nun auch verteufeln? Außerdem gab es in Spanien auch vollverschleierte Nonnen, die nur ein Auge freiließen. Da bietet eine Burka doch mehr Rundumsicht. Gestern hatte ich übrigens auch eine Nord-Burka an, als ich in Wintermantel, Schal bis über die Nase und Kapuze tief in die Stirn gezogen durch den Schneematsch-Sturm zum Einkaufen gelaufen bin. Solange etwas freiwillig getragen wird, ist mir das scheißegal. Frau sollte sich bloß darauf gefasst machen, dass frau beispielsweise durch das eingeschränkte Sichtfeld mit Burka kein Auto fahren darf. Außerdem könnte ich genauso gut Waffen/Sprengstoff unter einem weit geschnittenen Mantel in quietschepink verstecken oder in einem Hello-Kitty-Rucksack. Ist eine pinke, japanische Katze damit gleich böse? Es wird da einfach etwas von einigen Menschen missbraucht, was eigentlich nur ein Stück Stoff ist.
Dieser ganze PEGIDA und Co Kram ist aus meiner Sicht nur eine Übertragung von allgemeiner Unzufriedenheit auf eine Personengruppe. Ich denke nicht, dass islamische Flüchtlinge irgendwas mit der Einführung der Maut zu tun hat. Ich hab bloß Angst davor, dass wir einen Fall "History Repeating" haben. Anfang des letzten Jahrhundert was das der Gipfel des Antisemitismus und jetzt wird der Islam verteufelt und zum Sündenbock erklärt?
Tatsache ist, dass die Medien tagtäglich Schauermeldungen verbreiten. Aber hat irgendwer mal auf eine Karte geschaut? Bis ISIS geschlossen in Deutschland bzw. dem Abendland aufläuft müssen da so einige andere Länder überrannt werden. Beim Einmarsch in die Türkei gibt es einen NATO-Verteidigungsfall und der Weg über Russland dürfte bei Putin eher schlecht ankommen. Klar kann man sich gegen Einzeltäter schlecht schützen, aber dann muss man/der Staat halt aufpassen. Aber man kann sich auch nur mies bis gar nicht gegen Einzeltäter/Kleingruppen schützen. Dabei kommt es gar nicht auf die Religion oder Absicht an. Es gibt überall Idioten. So bitter wie es sich anhört, aber ich halte die Gefahr, Opfer eines Terroranschlags zu werden, mittlerweile für ein normales Lebensrisiko - besonders wenn man sich bei Großveranstaltungen aufhält.
Und dass sich Menschen bzw. Ausländer "zusammenrotten" ist ein total normales menschliches Rudelverhalten. Wenn ich die Sprache nicht kenne, gehe ich natürlich sofort auf Einheimische zu und unterhalte mich mit denen. Sowas dauert einfach und bis dahin, halte ich mich an Dinge, die mir vertraut sind und die mir ein Gefühl von Sicherheit geben. Hier tritt zwar auch wieder die Gefahr der sogenannten Parallelgesellschaft auf, aber dann muss halt irgendwie dort mit Integration ohne Verlust der eigenen Identität dagegen gearbeitet werden. Aber ein "Rudelbilden" wird man nie verhindern können.
Ehrlich gesagt, würde einigen mehr Toleranz gut tun. Solange da keiner gegen geltendes Recht verstößt oder meine persönliche Freiheit einschränkt, kann mir doch egal sein, was mein Gegenüber trägt, denkt, glaubt oder in welcher Sprache spricht. Aber PEGIDA und Co versuchen aus meiner Sicht, Rechte und die persönliche Freiheit von Personen einzuschränken, ohne dass es konkrete, beweisbare Fakten für deren Thesen gibt. Das ist aus meiner Sicht rechter Populismus, der sich Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation zu Nutzen macht.