Simson

ehemaliges Simson-Werk in Suhl

Simson war der Hersteller verschiedener Kleinkraft- und Motorräder in der DDR. Diese Fahrzeuge, ihre Eigenheiten und Handhabung sind der Hauptinhalt dieses Schwalben-Wiki. Aufgrund ihrer Leistung und Robustheit (und natürlich auch aus (n)ostalgischen Beweggründen) erfreuen sich die Zweiräder der Marke noch heute großer Beliebtheit.

Geschichte

Basis des Unternehmens Simson war ein Stahlhammer, der 1841 von Andreas Bauer gegründet wurde und von den Brüdern Löb und Moses Simson im Jahre 1854 angekauft wurde. 1856 gründeten das Unternehmen Simson in Suhl. Sie stellten Holzkohlenstahl, später Waffen her.

Als erste Fahrzeuge werden ab 1896 Fahrräder nach englischem Vorbild produziert, 1907 wird der erste Personenkraftwagen entwickelt. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs beständig; sie stieg von 20 Beschäftigten im Jahre 1855 auf 3.500 zum Ende des ersten Weltkrieges. Auch ein erfolgreicher Rennwagen, der "Simson Supra" wurde gebaut.

1934 wurde die Familie Simson nach einem Scheinprozess de facto enteignet und der Betrieb wurde umbenannt in Berlin-Suhler Waffen- und Fahrzeugwerke Simson & Co. (BSW). Hintergrund der Enteignung war, das nach der Machtübernahme 1933 durch die Nationalsozialisten die Firma Simson in Suhl der einzige konzessionierte Waffenproduzent für Maschinengewehre war. Die BSW war dann der Grundstock des neuen Rüstungskonzerns Wilhelm-Gustloff-Stiftung, geleitet durch den damaligen Gauleiter Fritz Sauckel. 1936 flieht die Familie aus Hitlerdeutschland. Die Produktion konzentriert sich auf Waffen. Trotzdem geht das Leichtmotorrad "BSW" mit 98-ccm Sachsmotor in Serie.

Nach Kriegsende wird das Werk dem Alliierten Kontrollrat der Sowjetunion als Reparationszahlung zugesprochen und weitgehend demontiert; 1947 in die sowjetische Aktiengesellschaft SAG Awtowelo (AWO) eingegliedert. Im Jahr darauf ergeht von der sowjetischen Militäradministration (SMAD) der Befehl, ein seitenwagentaugliches Motorrad mit 250-cm³-Viertaktmotor zu bauen, die legendäre AWO 425. Dieses Modell ähnelt sehr stark der EMW beziehnungsweise BMW R25 und wird ein großer Erfolg.

Am 1. Mai 1952 wurde das Werk als VEB Fahrzeug und Gerätewerk Simson Suhl ein volkseigener Betrieb der DDR und in das IFA-Kombinat eingegliedert. Produziert wurden neben der AWO 425 auch Fahrräder und Kinderwagen. 1953 wird das Werk von staatlicher Stelle als Standort für die Produktion von Mopeds bestimmt. Vom Band läuft ab 1955 der SR 1, dessen Motor zunächst noch aus dem VEB Büromaschinenwerk Sömmerda (ehemalls Rheinmetall) kommt. Dieser Motor trieb auch noch den Nachfolger SR 2 sowie erste Versionen des SR 4-1 an.

1958 erblickt der Urahn der Schwalbe, der KR 50 das Licht der Welt. Ein großer Umbruch erfolgte im Jahre 1964, in dem die Produktion der AWO eingestellt wurde, Kapazitäten für die Fertigung des KR 51 und der Vogelserie zu schaffen. Das hierfür entwickelte Baukastensystem sollte sich von nun an über Jahrzehnte kaum verändern.

1968 wird das Unternehmen mit dem Suhler Jagdwaffenwerk vereinigt und firmiert fortan unter der bald schon legendären Bezeichnung "VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk 'Ernst Thälmann' Suhl" (FAJAS). Im selben Jahr kommt die KR 51/1 auf den Markt, die erst 1979 von der KR 51/2 abgelöst wird. Nachfolger der Vogelserie ist ab 1975 die S 50, deren Nachfolger widerum die S 51 wird.

Mit der politischen Wende droht das Aus für das Traditionsunternehmen. 1992 gründen Mitarbeiter die «Suhler Fahrzeugwerk GmbH» und führen die Produktion unter dem Namen «SIMSON» fort. Es folgen eine neue Vogelserie und vielfältige Versuche, mit neuen Modellen wieder Fuß auf dem Markt zu fassen. Leider blieben diese Bemühungen vergebens und am 18. Juni 2002 musste die Firma Simson nach mehreren Beinahe-Insolvenzen endgültig Insolvenz anmelden. Der Firmenbesitz wurde im Mai 2003 versteigert. Die Ersatzteilversorgung ist vorerst durch diverse Teilehändler gesichert. Einer der Hauptaufkäufer ist ein Großhändler, der auch weiterhin einzelne Teile in Suhl produziert.

Fahrzeuge

Schwalbe
SR 50
S 100

vor der Wende

nach der Wende

Prototypen und Kleinserien

Literatur

Rönicke, Frank: Simson Schwalbe & Co, Motorbuch Verlag, Stuttgart; ISBN 978-3-613-02813-5