Zündungsprobleme? - für echte "Vogel"-Kenner und -

  • Hallo liebe Nesthocker,


    ich habe vor ziemlich genau einem Jahr zusammen mit meinem Bruder eine Schwalbe (KR51/2E mit 4-Gang-Getriebe) gekauft. Über den damaligen Zustand (sie fuhr gerade so, das fiel aber nicht sofort auf) möchte ich nicht mehr reden. Hätte ich damals schon ein bisschen Ahnung gehabt....


    Seitdem habe ich auch schon viel hier im Forum gelesen und auch umgesetzt. Das Schwalbe-Buch hab ich auch schon durchgearbeitet. Das einzige, an das ich mich noch nicht rangetraut habe ist das teilweise Zerlegen des Motors. Also: Vergaser in Ordnung, Zündung ist eingestellt, Auspuff neu, Kette neu, neue Zündkerze + Stecker + Hochspannungsleitung, Bremsen eingestellt und die Kompression vom Motor scheint auch gefühlsmäßig in Ordnung zu sein. Die Schwalbe zieht gut Berge hoch und hat im warmen Zustand einen befriedigenden Leerlauf. Ich hatte mal den Zylinderkopf runter und konnte ein ganz geringes Spiel zwischen Kolben und Zylinderwand feststellen. Lässt sich aber als Laie schlecht messen - geschweige denn beurteilen.


    Nun zu meinem Problem: die Schwalbe braucht konstant über 4,5 bis 5 Liter auf 100 km. Anfangs war es noch mehr, aber wir haben ja in der Zwischenzeit daran gearbeitet und alles mögliche eingestellt.. Sie schafft auf gerader Strecke und mit einem 75 kg schwerem Fahrer nicht mehr als 50 bis 55 km/h. Gerade der Verbrauch gibt ein bisschen zu denken.
    Bei all den Sachen, die ich laut Anleitung verbessert hab, ist mir aufgefallen, dass der Motor bei einem ordnungsgemäßen Elektrodenabstand an der Zündkerze (0,4 mm - mit Abstandslehre gemessen) nach dem Antreten nur für 2-5 Sekunden läuft. Also wieder auf etwa 0,2 zusammen gebogen.. Und fährt.
    Meine Frage nun: Wie kann man überprüfen, ob die Zündspule bzw. der Hochspannungsanschluss in Ordnung ist, also kein zu hoher Übergangswiderstand vorliegt? Kann man mit einem Multimeter eine Zündspule messen? Wenn ja, welche Widerstände sind zwischen den einzelnen Kontakten in Ordnung? Wie wahrscheinlich ist es, dass die etwas zu geringe Höchstgeschwindigkeit und der erhöhte Verbrauch damit in Zusammenhang stehen?


    Wer kann mir weiterhelfen?
    Ich bin für jede ernst gemeinte Antwort aufs Äußerste dankbar.


    Viele Grüße aus Halle an der Saale
    Volker

  • Zum Messen des "Übergangswiderstands" kann ich nix sagen..


    ..aber 4,5 bis 5 Liter Verbrauch ist arg viel. Da stimmt was nicht. Ich würde, ausgehend davon dass der Vergaser wirklich passt und die Zündung tatsächlich korrekt eingestellt ist, darauf tippen, dass die Zylindergarnitur fertig ist.


    Am besten mal die Kompression messen lassen. Wie viel sollte sie mindestens haben? 7 Bar glaube ich, oder? Wenn die nicht erreicht werden, ist die Zylinderschleiferei gefragt.


    Wenn Kompression vorhanden ist, könnte Nebenluft vielleicht noch für höheren Verbrauch sorgen.


    Ansonsten ist bei so hohem Verbrauch verbunden mit schlechterer Leistung normalerweise der Vergaser ein in Frage kommender Übeltäter. Wenn beispielsweise der Choke nicht richtig schließt, wird viel Kraftstoff durchgezogen ohne wirklich Kraft zu entfalten.

  • Das ist jenseits von Gut und Böse. Die Wahrscheinlichkeit, dass die schlechten Fahrleistungen mit einer nicht falsch eingestellten Zündung, aber schwachem Zündfunken zu erklären sind, ist gegeben. (Darauf deutet auch das Problem mit dem ZK-Kontaktabstand hin) Das hatte ich auch schon. Allerdings kommt es in dem Fall nicht zu Mehrverbrauch, sondern zu einem ganz normalen Verbrauch entsprechend der noch erreichten Geschwindigkeit. Deswegen tipp ich auch auf verschlissene Garnitur oder eine Mischung zusammen mit Vergaserproblem (siehe Storm). Über die Simmerringe hast Du auch nichts geschrieben. Ist sichergestellt, dass der Sprit sonst nirgendwo wegläuft?

    Die Dummen haben das Pulver nicht erfunden. Aber sie schießen damit.

  • Danke, Storm und Matthias, für die rasche Antwort.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Vergaser gut eingestellt ist, zumal sie kaum qualmt und das Kerzenbild braun ist.
    Nebenluft von der Ansaugseite (Vergaser, Vergaserflansch) kann ich ausschließen, nicht jedoch von der Lichtmaschinenseite. Wie kontrolliert man das dort?


    Zu der Zündung kann ich vielleicht noch sagen, dass der Zündfunke relativ schwach aussieht, was sich ja auch mit dem unwilligen Zündverhalten bei korrektem Elektrodenabstand deckt.
    Ich möchte eigentlich nur sicher gehen, dass ich jetzt nicht auch noch unnütz die Zündspule wechsle, nachdem ich Unterbrecherkontakt, Kerze, Kerzenstecker und Hochspannungsleitung schon gewechselt habe - ohne durchschlagenden Erfolg.


    An Simmerringe (das ist ja oft das erste Wort was man bei dem Ansprechen von mangelnder Leistung hört) habe ich auch schon gedacht. Wie kann man ganz sicher kontrollieren, ob die durch sind, ohne den Kupplungsdeckel oder die Grundplatte auf der anderen Seite abzubauen? An sowas würde ich mich erst rantrauen, wenn alles andere (Zündung) nichts gebracht hat.


    Matthias, was hast du getan, damit du den ZK-Abstand wieder in normale Bereiche legen konntest, wenn du das Problem auch schon hattest?


    MfG
    Volker

  • nebenlufttest an der lichtmaschine:


    - seitendeckel ab, maschine antreten
    - irgendwas brennbares (startpilot, deo, was auch immer) hinter das polrad sprühen
    - wenn hier nebenluft gezogen wird, geht jetzt die drehzahl hoch.


    zum thema zündfunke fällt mir noch ein:
    hast du die masseleitung, die vom kupplungsdeckel über den steckverbinder an die zündspule geht, schon mal gecheckt?
    den verschraubungspunkt mal säubern, und danach eine neue leitung ohne unterbrechung am leitungsverbinder direkt zur zündspule ziehen.
    wenn das nichts hilft: du hast nicht geschrieben dass du auch den kondensator getauscht hast. mach das mal. wenn dann immernoch kein genügend starker funke vorhanden ist, bleibt ja nichts anderes als die zündspule mehr übrig!


    mangelnde leistung und gesaufe würde ich auf eine verschlissene garnitur schieben. fahr mal bei ner werkstatt vorbei und leih dir den kompressionsmesser. statt der kerze einschrauben, gashahn voll aufdrehen und kicken.

  • Das mit dem Elektrodenabstand bei der Zündkerze deutet übrigens schon darauf hin, dass die Zündung nicht absolut korrekt läuft bzw. eingestellt ist. Ganz sicher, dass der Zündzeitpunkt und der Elektrodenabstand des Unterbrechers passt?


    Ansonsten: Mach erstmal einen Kompressionstest. Danach musst du weitersehen.

  • Danke!
    Wegen Nebenluft und Masseleitung werd ich demnächst mal sehen.
    Die Zündungseinstellung hab ich mit vielen Methoden (Multimeter-Durchgangsprüfung, Alu-Papier in Unterbrecherzwschenraum) und Messungen sowie des Winkels (20,5° waren das, glaube ich) als auch 1,8 mm vor OT mehrfach überprüft und fein eingestellt. Auch die max. Öffnung von 0,4 mm. Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass sich ein falscher Zündzeitpunkt auf die Stärke des Funkens auswirkt (okay, der max. Unterbrecherabstand vielleicht schon).


    Grüße
    Volker

  • Also, nach dem, wie Du schreibst, sollte die Zündung wirklich stimmen. Also schließen wir ein Problem dort aus.
    Ma muss sich darüber im Klaren sein, dass so eine Spule auch Alterungsprozessen unterworfen ist, und auch die Magnete werden nicht stärker im Laufe von Jahrzehnten. Wo das Problem bei meiner U-Zündung genau war, kann ich nicht sagen, jedenfalls war der Zündfunken so schlecht, dass die Leistung völlig in den Keller ging. Ich hatte ständig fühlbare Stromschläge auf dem Zündkabel, aber ein direktes Problem mit dem Elektrodenabstand an der Kerze nicht. Doch das übliche Wärmeproblem wie auch Nässeproblem. Mehrverbrauch gab´s kurioserweise nicht. Hatte ziemlich korrekt den der geringeren Geschwindigkeit angemessenen Normverbrauch. Irgendwann wollte ich nur den Kondensator wechseln, und dann ging gar nichts mehr. Also flog die ganze Zündung in die Tonne, nun macht eine Vape den Job.
    Will das mit den 0,4 mm an der Kerze nicht funktionieren, kann es auch nur ein zu schwacher Funken sein, wie Du selbst schon bemerkst. Was ist mit dem Kondensator?
    Dass da was nicht stimmt, mag zur schlechten Leistung beitragen (muss aber nicht), kann aber den exorbitanten Verbrauch nicht erklären.
    Ein undichter Simmerring auf der Zündungsseite verrät sich schon durch austretendes Gemisch, wovon Öl übrigbleibt. Irgendwann ist das ganze Innere völlig verölt bzw. es tropft unten aus einer kleinen Öffnung heraus. Aber auch das erklärt noch nicht den so hohen Verbrauch. Ich würde wirklich meinen, wenn Du schon Spiel am Kolben feststellst, ist die Garnitur fertig. Laufleistung?
    Am Vergaser kommt noch eine zu hoch gesetzte Teillastnadel in Verdacht, auch wenn korrekt positioniert. Man muss da manchmal individuell vorgehen, also mal eine Stufe tiefer hängen. Das alleine bringt´s aber auch nicht. Schließt der Choke richtig?
    Was ich überhaupt nicht verstehe, aber wirklich überhaupt nicht: Dass die Zündkerze normal braun aussieht bzw. kein übermäßiger Qualm aus dem Auspuff kommt. Ginge der ganze Sprit durch zu fette Einstellung durch den Motor, sollte das ganz anders aussehen. Spricht wiederum für ganz einfach miserable Kompression.


    Gruß, Matthias

    Die Dummen haben das Pulver nicht erfunden. Aber sie schießen damit.

  • Also wenn die Schwalbe mit dem zu geringen Elektrodenabstand läuft ,
    hast Du erstmal zuviel Spätzündung ( eventuell ist auch der Kondensator noch beschädigt ) , da ist doch klar oder , das bringst Du erstmal in Ordnung , danach kannst Du erst die anderen Mängel rausfinden ,
    Ich gehe davon aus das der Auspuff frei ist :wink:

  • Also die Zündung ist erstmal richtig eingestellt, wie ich schon bemerkte. Die Teillastnadel hängt schon ganz unten. Choke schließt. Auspuff ist NEU. Kann nur noch sein, dass ein defekter Kondensator den ZZP verstellt. Ich konnte aber keine Funken am Unterbrecher bemerken, wenn sie läuft. Das würde sich doch u.a. so äußern. Die LiMa-Seite ist frei von Öl und Sprit. Ich werde, wenn ich wieder ein bisschen Zeit dafür habe, das mit der Masseleitung zur Spule checken.
    Zur Laufleistung kann ich nichts sagen, weil der Motor nicht original zu dem Fahrgestell ist. Tacho zeigt aber 22000 km an. Ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen..
    Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass eine durch schlechte Zündung verminderte Leistung auch einen Mehrverbrauch verursacht. Vielleicht nicht in diesem Maße, aber Gemisch, was nicht gut verbrennt, läuft teilweise einfach durch, so dass man mehr Gas geben muss für die gleiche Leistung.


    Viele Grüße und schönes Wochenende

  • Hallo Schwalbengemeinde,
    ich habe nun heute am zweiten Weihnachtsfeiertag die Zeit gefunden, mich um die Schwalbe zu kümmern. Vorsorglich hatte ich schon eine passende neue Zündspule besorgt. Die hab ich heute eingebaut - und siehe da: nun läuft sie knapp über 60 im Solobetrieb und auf gerader Strecke. Zudem besseres Anspring- und Ansprechverhalten und zuverlässigerer Leerlauf. -- Erster Mangel also behoben, obwohl sie noch ein paar km/h mehr schaffen sollte, wenn alles in Ordnung ist, oder? Nun muss man sehen, ob auch der deutliche Mehrverbrauch durch die neue Zündspule voll und ganz behoben wird. Ich erkläre mir das nämlich so: An der alten Zündspule (hinterm Beinschild) war wahrscheinlich der Hochspannungskontakt (kleiner Bolzen mit Gewinde) so vergammelt, dass nur bei sehr geringem Kerzen-Elektrodenabstand ein Funke überspringen konnte. Und dieser kleine Funke (der auch noch nicht immer erschien, wenn er erscheinen sollte, also in allen Betriebszuständen) entzündete jeweils das Gemisch nicht optimal, es war also besonders bei hohen Drehzahlen nicht die ganze Leistung abrufbar. Wenn ich Glück habe, dann sollte sich die zuverlässiger arbeitende Zündung auch positiv auf den Verbrauch auswirken (siehe letzten Satz im letzten Posting von mir).
    Wenn jemand von Euch eine Meinung zu dieser Theorie hat, dann würde ich mich freuen.
    Morgen gehts dann noch weiter mit dem Bremslicht, das geht nämlich nicht, weil die Bremsklötze neu sind. Da werd ich wohl noch mal aufmachen und den Kontakt nachbiegen müssen.
    Achja, noch etwas.. Wieviel Volt müssen bei einer 6-V-Schwalbe an dem Frontscheinwerfer im Normalfall anliegen (Bereich, von-bis, je nach Drehzahl)? Ich habe heute gemessen, weil mir heute schon 2 Birnen (je das Aufblendlicht) nach kurzem hellen aufleuchten durchgebrannt sind. --> 10 Volt liegen bei niedriger bis mittlerer Drehzahl an. Abblendlicht erreicht bei mir maximal 8 Volt. Außerdem liegen am Aufblendlicht-Kabel auch bei abgeschaltetem Aufblendlicht 4 Volt an (das ist ja auch alles Wechselspannung..). Kann mir jemand auf Anhieb sagen, was da los sein könnte?
    Ich wünsche Euch ein paar schöne Restfeier- und Ferientage! Ich bemühe mich, bei meinen Probefahrten auch nicht allzu laut zu machen ;)


    Viele Grüße
    Volker

  • @ blu.sky
    Die Spannung (Strom in V) am Hauptscheinwerfer o. Wechselstromverbraucher kann man ohne Belastung (Birne) nicht messen. Da kommen irgend welche krummen Werte heraus.
    Du solltest die erste Klemmverbindung nach der Grundplatte (Lüsterklemme am Motorgehäuse) überprüfen. Das Kabel rot/weis (rt/ws) geht an Klemme 59 am Zündschloss. Von Klemme 56 am Zündschloss geht dann Kabel weis/schwarz (ws/sw) auf Klemme 56 am Lichtschalter- Eingang. Von Ausgang Lichtschalter geht dann von Klemme 56a u. 56b Kabel ge u. ws an deine Lampenfassung auf Klemme 56a u. 56b. Zum Testen deiner 6V / 25W Scheinwerferlampe würde ich das Zündschloss u. den Lichtschalter einfach überbrücken. Dazu brauchst du nur an der Lüsterklemme (Ausgang) ein Kabel auf rt/ws klemmen u. dann auf deine Lampenfassung auf Klemme 56a o. 56b klemmen. Natürlich musst du vorher die Kabel ws u. ge an der Lampenfassung entfernen. Dann kannst du ja sehen ob deine Birne immer noch durchbrennt.


    Jason1

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