Abend zusammen,
jetzt habt ihr schon sehr lange nichts mehr von mir gehört, deshalb möchte ich euch mal auf den neuesten Stand bringen.
Zuletzt schrieb ich ja, das ich den Rahmen zum Lackierer bringen wollte. Gesagt, getan: hin gefahren und dem Lackierer alles gezeigt (Hauptrahmen, Schwinge und ein paar Kleinteile). Ich bin dann aber auch relativ schnell wieder heim gefahren, unsere Preisvorstellungen lagen nicht ganz beisammen: "naja also mit füllern muss ich da so um die 800€ nehmen aber Sandstrahlen musst du wo anders machen lassen, das kann ich hier nicht". Ich habe mir dann die Rahmenteile noch einmal genauer angesehen und beschlossen das selber zu machen.
Den Rahmen hab ich dann mit Schleifpapier aufgeraut, mit Verdünnung gesäubert und im Garten mit der Sprühdose Grundiert und Lackiert und ich muss sagen, ich bin äußerst zufrieden. Das Ergebnis wurde besser als gedacht.
Dann ging es ans zusammenbauen der Rahmenteile, mit neuen Schrauben und neuen Buchsen für die Verbindung Schwinge - Hauptrahmen. Das einziehen der Buchsen war eine relativ mühsame Sache. Gelöst habe ich das ganze mithilfe einer kräftigen Gewindestange und ein paar durchbohrter Bretter.
In der Zwischenzeit waren auch die neuen Felgen mit Reifen da (KR36/1, der beste Kompromiss um alltagstauglich zu sein, wie ich für mich nach lesen etlicher Beurteilungen entschieden habe). Ausserdem habe ich hinten neue Federbeine verbaut, da die alten komplett runter waren und außerdem die schwarze Kuststoffhülse anstatt der Chromhülse verbaut war.
Nachdem die Räder provisorisch am fertigen Rahmen angebaut wahren, ging es an den Motor: Besonders das trenne erwies sich als schwierig und ich kann jeden nur empfehlen sich die Motortrennvorrichtung zu kaufen. Ich habe das ganze ohne gemacht, nur mit Gefühl, einem flachen Schraubendreher und einem Gummihammer. Beim Prüfen der Bauteile ist mir aufgefallen, das die Kurbelwelle, gemessen an den beiden Passungen, an welchen sie gelagert ist, zueinander einen Schlag von etwa 0,1 mm hatte. Ob das schon war, oder ob ich das durch die Schläge mit dem Gummihammer verursacht habe, weiß ich nicht, weshalb ich mir rückblickend besser die Trennvorrichtung gekauft hätte (oder mir selber eine gebaut hätte, so würde ich es jetzt machen).
Auf jeden fall habe ich mir eine neue Kurbelwelle zugelegt. Ein Grund, warum ich sie nicht versucht habe wieder auszurichten war, das anstatt des oberen Nadellagers eine Rotgussbuchse verbaut war. Das war mir nicht so sympathisch und vor allem war sie auch schon relativ ausgeschlagen.
Bestückt mit neuen Lagern ging es wieder ans zusammenbauen. Das Spiel der Getriebezahnräder auf der welle habe ich durch beilegen einer Ausgleichsscheibe korrigiert, sonst war hier noch alles gut. Das verbinden der beiden Motorhälften war auch nicht ganz einfach, aber ich denke mit etwas mehr Übung ist das kein problem, ich habe es ja dann auch geschafft.
Im Anschluss habe ich das Getriebe wieder mit allen Originalteilen zusammen gebaut, wobei ich wieder nicht auf das Einstellmaß von 46,6 mm gekommen bin. Im geöffnetem zustand und mit Verständnis der Schaltung, konnte ich das ganze soweit einstellen, dass ich alle Gänge schalten kann aber zwischen dem 2. und dem 3. einen Leerlauf habe und um in den 3. zu kommen von dem 2. aus noch einmal einen kurzen tip nach unten geben muss, bevor ich in den 3. Schalten kann. Hier die frage, woran kann das liegen? Kann es sein, dass die hier verbauten Federn ihre Spannkraft verloren haben oder ist vielleicht eine Hebel verbogen? Gibt es hier eventuell irgendwelche maße, nach denen ich die einzelnen Bauteile vermessen kann, bevor ich die gesamte Mechanik austausche? Über Erfahrungen hierzu würde ich mich freuen.
Mit der provisorisch eingestellten Schaltung habe ich die Kupplung eingebaut und den Getriebedeckel geschlossen. Den Zyinder und den Kolben habe ich gemessen und bin auf einen kleinsten wert der Differenz von Kolbendurchmesser zu Zylinderdurchmesser von 0,04 mm gekommen, gemessen im unteren Bereich der Zylinderlaufbuchse. Ein Blick in das Simsonlehrbuch, welches für solche vorhaben wirklich sehr hilfreich ist, für gut befunden und alles zusammen gebaut, mit den Originalen Kolbenringen versteht sich.
Verschleißteile wie Dichtungen, Dichtringe, Lager und Sicherungsbleche habe ich grundsätzlich erneuert.
Mit dem fertigen Rahmen und Motor, sowie vormontiertem Lenker und etlicher neuer Elektroausstattung (war ja vorher ne N) bin ich dann Anfang August zu einem Freund bei Nördlingen gefahren. Nach einem Gemeinsamen Urlaub in Schweden war fertig zusammenbauen angesagt. An einem Tag, zwischenzeitlichem warten auf Ersatzteile und einem langen Abend, war alles verkabelt und zusammengebaut, die Zündung des Motors und der Vergaser grob eingestellt und der große Augenblick war gekommen. 5 mal kicken ... rengedengdengdeng.
Die nächsten Tage war leider keine Zeit, die Vorbereitungen für die Veranstaltungen "5 Tage dampf im Ries" an welcher mein Kumpel und ich als Ehrenamtliche des Bayerischen Eisenbahnmuseums mitwirken durften lief auf Hochtouren. Ein Tag vor beginn der eigentlichen Veranstaltung waren aber doch noch mal ein paar Stunden: Die Simme wurde nach fast einem halben Jahr erstmals wieder im zusammengebauten zustand an die Frische Luft geholt.
Nach ein bisschen Spielerei und Feineinstellung am Vergaser war Probefahrt angesagt, es gibt nichts schöneres, nach dem ganzen sch... den ich mit ihr schon hatte. In den kommenden Tagen kam sie während des Plandampfes (24.-28.08.) schon das ein oder andere mal bei Zugverfolgungen zum Einsatz, wobei ich zusammen mit meiner Freundin in Unterschwaningen, etwa 30 km von Nördlingen in Richtung Gunzenhausen einmal liegen geblieben bin.
Es war einfach nichts mehr mit Kraftübertragung... als erstes hab ich auf einem Gehsteig die Schraube, welche die Kupplungseinstellschraube verdeckt geöffnet, mit der Vermutung die Konterung hätte sich gelöst. Aber Pustekuchen.
Den Schraubenzieher hatte ich von einem Anwohner welcher dachte wir hätten einen Unfall gehabt, da meine Freundin auf dem Boden saß. Nach einem Kurzen Gespräch stellte sich raus: der "Ersthelfer" hat grade selber eine zerlegte Schwalbe liegen. Also haben wir die 50 m zu seiner Garage geschoben und den Getriebedeckel geöffnet. Der Fall war schnell klar, der Primärtrieb hatte sich von der Kurbelwelle gelöst, offensichtlich hatte ich vergessen das Sicherungsblech zu knicken. Alles wieder zusammen gebaut und zurück ins Eisenbahnmuseum.
An dieser stelle noch einmal vielen Dank an den freundlichen Helfer, leider haben wir ja keine Kontakte ausgetauscht.
Seit dem Läuft die Simson einwandfrei. Mitte September habe ich sie die 200 km von Nördlingen über Wemding, Neuburg an der Donau, Ingolstadt und Moosburg zu mir nach hause nach Dorfen geholt. Hier will ich sie über den Winter technisch Perfektionieren, was noch etliche Arbeit bedeutet.
Gemacht werden muss noch
- Zündung 100%ig eingestellt werden (ich denke das werde ich mit der Zündlichtpistole machen)
- Dann den Vergaser nach-einstellen
- Der Auspuff schließt nicht ganz ab, obwohl die Krümmermutter bis zum Anschlag auf das Gewinde gedreht ist. Hier muss ich mir noch was überlegen, vielleicht werde ich die Mutter einfach um ein paar mm plan abdrehen, oder hat jemand einen anderen Tip? Dichtungen sind an richtigen stelle verbaut.
- Der Bremslichtschalter muss eingestellt werden
- Das neue Lenkradschloss passt nicht, es ist irgendwie zu groß, wahrscheinlich werde ich "das blech an welcher das Schloss am Rahmen einrastet" ein wenig mit dem Drehmel bearbeiten
- Und zu guter letzt müssen nach wie vor der Tank, Seitendeckel und Schutzbleche lackiert werden, das werde ich bei einem Kumpel machen, der die Möglichkeit hat selber zu Strahlen und zu Spritzen.
Dann werde ich mal sehen wie sie läuft. Bis jetzt sind es laut Tacho (übrigens über Nebentachoantrieb)ca. 75, wobei er meiner Meinung nach etwas vor geht.
Ich denke ich werde den Motor dann noch im rahmen des Legalen Bereichs optimierten (Einschraubtiefe der Zündkerze und Kolbenabstand im oberen Totpunkt zum Zylinderdeckel optimieren). Habe ich allerdings auch noch nicht gemessen.
Zu guter letzt möchte ich noch den Nebentachoantrieb, welchen es leider nur in einem recht hässlichen Kunststoffnarbendeckel gibt, in den originalen Narbendeckel umbauen.
Ich hoffe ich hab euch jetzt nicht zu sehr mit meinem Geschreibsel genervt und es war auch das ein oder andere interessante für euch dabei? Bilder wie das gute Stück jetzt aussieht werden folgen. Leider habe ich während der Aufarbeitung viel zu wenig Fotografiert
Fragen beantworte ich gerne und wenn jemand in der nähe mal Hilfe braucht komme ich auch gerne mal vorbei.
LG Peter