Simson Cote d’Azur Tour - Nürnberg, Monaco, Nizza, Cannes, Grand Canyon du Verdon

  • Simson Cote d’Azur Tour - Nürnberg, Monaco, Nizza, Cannes, Grand Canyon du Verdon, Geneve

    Seitdem ich meine Simson besitze habe ich angefangen Reiseberichte zu lesen. Die Berichte, aus diesem Forum wie aus vielen anderen, haben mich stets fasziniert, Fernweh geweckt und mein Entschluss gefestigt, etwas ähnliches zu unternehmen. Nun war es soweit diese Jahr, den Bericht wollte ich schreiben damit der bei anderen, wie bei mires war, die Begeisterung dafür erwecken kann.
    Das war bereits seit längerem mein Traum eine andere Art des Urlaubs zu machen. Diverse „Mallorca & Co.“ Erfahrungen war ich letztendlich satt, ich mag es definitiv nicht so faul am Strand zu liegen und Büffet am Abend zu verwüsten. Da kam so eine Reise mit der Simson wie gerufen, ich wollte es herausfinden ob das meins war und ob ich es weiter machen kann. Es steht nun fest – ja, das will ich.
    Aber der Reihe nach. Einen Blog mit Bildern findet ihr hier :
    http://simsonautic.wordpress.com/

    0.1. Vorbereitung und meine Simme.

    Ich stelle kurz meine Simson vor : das ist eine Simson S51, 6V Elektronic, Baujahr 1983 mit Büffeltank. Des weiteren, Angesicht der Passüberquerungen habe ich in Scheibenbremsen vorne investiert und Enduro - Lenker eingebaut, das war‘s auch schon, der Rest ist Stino.
    Die Vorbereitungen haben etwa einen Jahr gedauert denn vieles musste geplant und gemacht werden. Ich habe die Simson auseinandergebaut, viele Teile erneuert oder neu lackiert, Motor komplett regeneriert, Elektronik erneuert, Bremslichtspule von der Masse getrennt und auf ELBA + Gleichrichter umgebaut, damit ich bessere Ladung der Batterie habe. Selbstverständlich auch alles andere auch : Radlager neu, Kette neu, obere Gabelbrücke Enduro und alles Kleinkram was sonst noch so da war. Alle Muttern habe ich auf Selbstsichernd umgestellt.
    Gepäck-System wurde so angelegt : Zwei Gepäckträger + zwei original Pneumant Koffer 26S, dazu ein Topcase hinten, auf den Sozius-Sitz kommt ein 50L wasserdichtes Pack von Louis in dem Zelt, Schlafsack und Kleinigkeiten Platz finden, obendrauf selbstaufblasbare Liegematte und ein Camping-Stuhl (zusammenklappbar). Ganz am Schluss, oben, ein Ersatzreifen.
    Vorne habe ich an die Blinkerhalterungen eine kleine, runde Tasche angebracht (mit Hammer und 1 Liter 2T Öl) und auf dem Tank kam ein Tankrücksack mit Werkzeug, Wasser und nochmal 1 Liter Öl. Ich selber hatte einen leichteren (etwa 6-7 Kilo) Rucksack auf dem Rücken das ich während der Fahrt auf die Gepäckrolle hinten aufgestellt und teilweise als Rückenlehne verwendet habe. So war die Simson ziemlich gut ausbalanciert und hat mir keine Probleme während der Fahrt bereitet.
    Aus Ersatzteilen habe ich so ziemlich alles mitgenommen was kaputt gehen könnte : Ersatzzylinder, Ersatzzündung, Ersatzvergaser, alle möglichen Motor-Kleinteile, Elektrik, Birnen, Ersatzmuttern und einige Schrauben, Radlager, Lenkerlager, Ersatzkette, Ersatzschlauch, Speichen, Benzinschlauch, Zündkerzen, Dichtungen, 500ml Getriebeöl, Ersatzbowdenzüge und Schlauch für Scheibenbremse sowie Belege für die Bremsen. An Werkzeug auch einiges, sogar Motorspaltvorrichtung, ich hätte den Motor komplett regenerieren können, so ausgerüstet. Insgesamt an Gepäck hatte ich etwa 50 Kilo. So wie es der Zufall aber will, ist mir während der Fahrt absolut nichts kaputtgegangen und das einzige was beinah brach (Bremshebel für Scheibenbremse, vom LKW-Luftstoss und darauf dem Umkippen der Simme verbogen) hatte ich nicht dabei. Fazit : Ersatzteile beruhigen die Nerven aber wenn was kaputt geht hat man doch nicht an alles gedacht. Würde ich aber genau so wieder machen, die Möglichkeit (fast)alles reparieren zu können gibt Ruhe und Murphy muss sich schon was einfallen lassen :)
    Ansonsten hatte ich ADAC Plus Karte, die Grüne Versicherungskarte und Auslandskrankenversicherung mit dabei, Papiere und Auszug aus dem Einigungsvertrag (damit man zumindest was vorzeigen kann wenn die Polizei mir das mit den 60 kmh Zulassung nicht glaubt)
    Da ich auch die Möglichkeit berücksichtigt habe dass ich die Simme nicht reparieren kann, musste ein Plan B entwickelt werden. Wenn ADAC im Zweifelsfall die Simme nicht nach Hause holen will (Restwert, bla bla…) so holen die dich zumindest selber und da gibt es zwei Möglichkeiten :
    - Die bezahlen den Bahnticket nach Hause (Simme ade…)
    - Du mietest dir einen Mietwagen um nach Hause zu fahren und ADAC bezahlt dafür max.
    500 Eur. Das war Plan B. Ich hätte die Simme zerlegt und im Mietwagen mitgenommen, die 500 Euro müssten dafür reichen. Im Zweifelsfall nur bis zur Deutschen Grenze, ab da müssen die Gelben mich sowieso samt Simme nach Hause abschleppen.

    1. Erste Etappe – Abfahrt

    Nürnberg -> Crailsheim -> Aalen -> Bodensee -> Kriessern
    So war an alles gedacht, alles geplant und gepackt, Urlaub hat den Countdown eingeleitet aber die Abfahrt verzögerte sich, ursprünglich wollte ich am Samstag den 4 August früh losfahren und am Sonntag dann den Pass erklimmen, doch Sonntag und Montag hat man schlechtes Wetter und Gewitter vorhergesagt – bei nasser Fahrbahn den Pass hoch und vor allem dann runterfahren – das würde ich doch lieber sein lassen, wer den Spluga Pass und seine Serpentinen auf der Südseite kennt der wird mir sicherlich zustimmen :) So, entschloss ich mich am Montag loszufahren, Dienstag sollte Sonnenschein herrschen. Die erste Etappe ging also freitags von Nürnberg nach Crailsheim, zu den Eltern, deren Garage das Basislager sein soll. Am Montag in aller Herrgottsfrüh aufgestanden – was für eine Überraschung, Regen. Hilft nichts, da kann ich die Regentauglichkeit meiner Klamotten und Handschuhe testen. Also aufgesessen und los. Zuerst ging es Richtung Aalen, da wollte ich die Staat umfahren und weiter Richtung Ulm vordringen. Es hat gepisst wie Sau (Grrr…) und dann, kurz vor Aalen sehe ich es : Kleines Blaues Schildchen auf der Route die ich geplant habe … Sch..ss drauf , bei dem Wetter juckt mich das nicht mehr , wird einfach draufgefahren und bei dem Wetter sollten sowieso alle langsam fahren. Diese Einstellung, übrigens, hat mich die ganze Reise über begleitet, in den Fällen (Paar mal Italien und Paar mal Deutschland auf der Rückreise) wurde die Route konsequent weiterverfolgt, meistens waren das entweder Tunnel oder normale Strassen, aus unerfindlichen Gründen Schnellstrasse genannt, und keiner der Autofahrer hat sich beschwert, alle haben einfach hinter mir Platz genommen und die Aussicht genossen, war ja abenteuerlich was ich alles so auf dem Moped drauf hatte :) Die Ordnungshüter habe ich da zum Glück nicht getroffen.
    Zur Navigation : Ich habe meine Routenabschnitte mit dem Motoplaner geplant (http://www.motoplaner.de/) die Tracks als GPX Dateien exportiert und auf Google Earth analysiert, korrigiert wenn nötig und auf den Garmin Oregon 450 übertragen, als Tracks wohlgemerkt. Das funktionierte bestens, das Gerät selber ist wasserdicht und zeigt den Track und die Entfernung zum nächsten Wendepunkt an so dass ich keine Anweisungen gebraucht habe, ein kurzer Blick und mann weiss ob man noch richtig fährt. In komplizierten Situationen (Stadt, Grosse Kreuzungen) bin ich nach „Kopf-Navi“ gefahren und kurz darauf gecheckt habe ob ich richtig war - wenn nicht wurde umgedreht. Route würde ich nicht verwenden, das Gerät rechnet die Route zwischen den Punkten selber aus und das kann blöde enden, Garmin ist da mit dem „Autobahn-Bug“ für Simson Fahrer nicht geeignet.
    So ging es dann an Ulm vorbei weiter, keine „bösen“ Strassen mehr und, yes yes, es hörte auf mit dem Regen, das blieb so bis zum Bodensee. Endlich Spass beim Fahren ! Getankt, weiter. Am Bodensee verdüsterte sich der Himmel wieder (Bregenz – Stau, ganz klar) und als ich die Schweizer Grenze überquert habe (Lustenau – Au Brücke) meinte Petrus dass das was ich zuvor als „Regen“ bezeichnet habe den Namen nicht verdient. Den richtigen Regen zeigte er mir dann. Pahh.. An einer Tankstelle in Au angekommen trank ich einen Kaffee und hoffte auf Besserung. Ich hatte geplant am Ufer vom Walensee einen Campingplatz anzufahren doch jetzt änderte ich den Plan und wollte bis Bad Ragaz fahren und da einen Hotel suchen (an Camping war nicht zu denken, ausser man steht auf Unterwasser-Campen). Also, es wurde ein bissl weniger und ich schnell aufgesprungen (nur eine Redewendung, das Absteigen war stets ein Balance-Akt, das Aufsitzen – Akrobatikaufführung : wegen der Instabilität der Simme auf dem Ständer bei dem Gewicht und Gepäck ist die mir mehrmals umgekippt ) und los. Leider zu früh gefreut. Der Regen wurde noch stärker (was eigentlich fast schon unmöglich war) und nach einer Weile habe ich gemerkt dass ich es bis nach Bad Ragaz nicht mehr schaffe (zumindest in einem Stück) da es auch noch du dämmern anfing. Da bin ich halt bis zum erstbesten Gasthof und Schluss für heute. War eine gute Wahl, im Kriessern, der Wirt hat meine Simme in die Garage stellen lassen und war sogar so freundlich meine völlig durchnässten Klamotten (aber nur außen, God save Goretex) in einen Trockner zu hängen. Es saßen noch ein Paar Schweizer in dem Gasthof. Als sie die Simme erblickten waren der Begeisterung keine Grenzen mehr gesetzt, die stürmten heraus (im Regen) und eine Diskussion anfing ob das ein englischer „Töf töf“ oder ein amerikanischer sei. Toll, und sehr freundlich waren die auch. Bei einem Bier und deftigem Essen wurde Fazit gezogen : etwa 270 Km geschafft – OK fürs erste. Keine defekte. Alles regendicht.


    2. Der Spluga-Pass

    Krissern -> Vaduz -> Splugen -> Montespluga -> Domaso
    Heute wird es das erste Mal ernst für die Simme, die erste Passüberquerung steht auf dem Programm. Ob die es schafft ? Als ich nach draussen blickte grüsste mich die Sonne und blauer Himmel. Erste Sahne ! Mein Plan ist aufgegangen ! Zünftig gefrühstückt, hiess es packen, ich konnte es kaum erwarten dass der Wind mir ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Zu dieser Zeit ahnte ich bereits dass eins der Antworten dass ich gesucht habe gefunden war – es war meins ! So will ich Urlaub machen ! Es ging zunächst an einer wunderschönen Bergpanorama an Vaduz vorbei in die Schlucht hinein die das Aufsteigen zum Pass einleitete. Alles funktionierte. Die Schlucht ist grandiös, die Aufstiege bereits steil. An einem Aussichts-Parkplatz habe in Pärchen deutsche Motorradfahrer aus Thüringen getroffen, die waren gestern schon auf dem Pass aber bei dem Sauwetter... da haben die es halt nochmal gemacht, heute bei Sonnenschein. Auch die waren hin und weg eine Simson hier zu sehen, ich wurde fotografiert („-sonst glaubt mir ja keiner..“) und mit besten Grüssen weitergefahren. Solche kleinen Begegnungen machen den Geist der Reise aus. Man erinnert sich vielleicht nicht an jeden Stein oder Berg später aber an die Menschen die einem begegneten. Einfach genial finde ich auch dass man einer Simson so viel Begeisterung und Freundlichkeit entgegen bringt, es ist mehr als nur ein Interesse an Oldtimern, es ist als ob jeder sich insgeheim wünschen würde auch so etwas machen zu können ….
    An einer Tankstelle in der Schweiz, noch vor dem Pass habe ich auch eine Begegnung dieser Art erlebt. Ein deutscher Motorradfahrer aus Würzburg hielt an um zu tanken und sah uns. Freude, Staunen („- würde ich nie machen, das ist Hardcore.. “) Foto gemacht und weg war er, der wollte nach Monaco. Ich wollte ja weiter, nach Nizza und später, schon in der Nähe von Monaco überholt mich plötzlich einer – der war es wieder ! Er hat mich gesehen, schon auf dem Rückweg vom Monaco, ist umgekehrt und mir nach. Wiedersehensfreude war gross. So klein ist die Welt, Grüsse an ihm wenn er das liest.
    Doch weiter zum Pass. Es ging hoch bei schönstem Wetter, Aussichten unbeschreiblich. Beim Ort Splugen machte ich Mittagspause, es gab Spagetti, um mich herum saßen Italiener die hier wohl Urlaub machten, deren Kinder sprachen aber Deutsch und italienisch gleichermaßen. Dann, gestärkt, ging es hinauf, an vielen Stellen doch im ersten Gang. Ich hoffte es würde halten, war nicht sicher aber ich bin weiter, ohne Pausen. Die Simme ging mit der Zeit besser und besser. Insgesamt habe ich eine deutliche Leistungssteigerung während der Tour erlebt. Ich habe es nach der Rückkehr ausprobiert : mit derselben Menge an Gepäck konnte ich vorher eine 12% Steigerung im zweiten Gang mit 35 Kmh fahren so war es nach der Reise der dritte Gang und 50 Kmh ! Ich habe schon davon gelesen aber kaum geglaubt, ist aber so. Wer seine Simme richtig einfahren will soll eine Tour in den Bergen machen. Fakt !
    Am Pass angekommen wurde erstmal natürlich die Wichtigkeit des Augenblickes ausgekostet und verinnerlicht, danach Fotos gemacht. Sehr karg oben. Es waren erstaunlicherweise gar nicht so viele Menschen da obwohl es schon Mittag war. Hab mit einem Schweizer geplaudert der aus Zürich, glaube ich, eine Tagestour machte und diesen Pass auch mal in seiner Sammlung haben wollte. Dann ging es abwärts – durch die berühmten Tunnel und Kehren der Südseite. Man, man.. Bremsen halten, das ist gut. Und weiter, weiter… Es wurde langsam ziemlich warm, man merkte bereits das mediterrane Klima. Am Comer See angekommen machte ich mich auf die Suche nach einem Campingplatz doch alles war voll. August, war ja zu erwarten. In Domaso eins nach dem anderen abgeklappert, wieder eine Absage doch dann holt mich der Betreiber noch ein und meint er habe noch was kleines. Mehr will ich doch gar nicht, bin ja nicht mit einem Caravan da ! OK, eingecheckt, Zelt aufgebaut und gleich zum See, die Suche war anstrengend und heiss genug. Brr.. nicht das wärmste Gewässer, und das im August ! Aber trotzdem eine Wohltat für die Seele. Noch ein Bier und was zum essen. Was ist denn dass ?? Das nenne ich eine Vorspeise aber keine Hauptspeise für 9 Eur. Da verhungert man bei so was ! Na ja. Ins Zelt, morgen muss halb Italien durchquert und das Meer und Genua erreicht werden, nicht weniger. Nur 200 Km heute geschafft, aber über Alpen, das zählt.





  • 3. Italien und das Meer


    Domaso -> Como -> Saronno -> Vigevano -> Mortara -> Ovada -> Genua
    Früh am Morgen das Zelt abgebaut, alles gepackt und auf die Starsse. Es war noch frisch, das ist gut so doch der Verkehr schon ganz beträchtlich. Bin den See entlang gefahren auf der Strasse mit vielen langen Tunneln, ich bin mir nicht sicher aber sind die nicht für Roller gesperrt ? Keine Ahnung, bin einfach durch, die Alternative den See entlang währe länger aber bestimmt viel schöner gewesen. Muss nochmal hin. Jedenfalls dann an Como vorbei in die Po-Ebene rein. Entgegen meiner Befürchtungen und vielen Berichten, die Po-Ebene sei langweilig und uninteressant, ist die Etappe als einer der schönsten der ganzer Tour in Erinnerung geblieben. Blauer Himmel, schöne kleine Städtchen, schattige Alleen und gerade Strassen an deren Ende am Horizont die Seealpen aus der blauer Dunst emporsteigen und du weiss – dahinter ist das Meer. Ganz wenige Autos, einfach schön. Möglicherweise liegt es an der Route die ich gewählt habe. Mich hat fasziniert wie viele Kreisverkehre die Italiener doch haben – so viele habe ich im Leben nicht gesehen, die sind wohl die Weltmeister darin. Verkehr habe ich nicht unbedingt als gefährlich empfunden, wie es manch einer beschreibt, nur mit den Roten Ampeln stimmt – die werden teilweise nicht wahrgenommen. Am schlimmsten sind die Rollerfahrer – für die, scheint so, existieren überhaupt keine Regeln. Auch sehen viele erstaunlich ähnlich aus – entweder hat Italien ein geheimes Klonprogram oder es ist eine Art Schutz gegen die Polizei, schwer herauszufinden wer es war wenn alle gleich aussehen… Danach fuhr ich wieder in das Gebirge, aber nichts mehr anspruchsvolles, für uns schon gar nicht, wir haben schon steilere gesehen… Mein Vertrauen in die Simme steigt vom Tag zu Tag, ebenso wie die Leistung der kleinen. Und dann – das erste Mal das Meer sehen. Für mich immer ein magischer Augenblick, als ob ich einen ganz nahen Verwandten nach einer sehr langer Zeit wiedersehe.. Ich kann’s nicht beschreiben, möglicherweise ist das seltsam… aber ich fühle es so. Am Meer angekommen dann in das Caravan Park La Vesima eingecheckt, das Teuerste der ganzen Reise, 27 Eur. Pro Nacht, ohne Meeresblick und Frücktuck ins Bett – Frechcheit :) Das Meer fand ich an der Stelle als relativ schmutzig, da schwamm alles mögliche Zeugs drinne, wahrscheinlich ist das der benachbarten Grossstadt zu verdanken, jedenfalls nicht mit der Wasserqualität in Nizza oder Cannes vergleichbar. Deswegen will ich am nächstem morgen wieder weiter, ursprünglich wollte ich da noch einen Tag verbringen. Gefahren an dem Tag etwa 230 Km



    4. Die Küstenstrasse


    Genua -> Menton -> Monaco -> Nizza -> Antibes
    So ist es immer, das was man erwartet ist immer anders als wie man es erlebt. So war es auch mit der Küstenstrasse. Ich dachte das wird der schönste Abschnitt – doch das Gegenteil war der Fall, es war der mit Abstand nervigste Abschnitt der Reise. Vielleicht zu anderen Jahreszeiten anders war es unglaublich überfüllt, heiss, nicht enden wollende Stau, Unmengen von Touristen stehen an Unmengen von Zebrastreifen und werden von Unmengen von autofahrenden Urlauber vorbeigelassen. Die Italiener, Gott sei Dank, lassen keinen vorbei, sonst würde ich da noch immer stehen. Es geht Schritttempo oder gar nicht voran. Und dann, in diesen heissen Massen ein bekanntes Gesicht – der Motorradfahrer aus Würzburg, den ich in der Schweiz kennengelernt habe ! Da kann man der Maschine ein wenig Abkühlung gönnen. Wahrend wir reden schlendert ein alter Opa an uns vorbei, bleibt stehen und fängt an irgendwas auf italienisch zu reden, auf die Simme deutend, ich habe nur verstanden „.. bella machina..“ :) Das reicht und wir unterhalten uns mit ihm in Zeichensprache ein wenig. Lustig. Danach geht es für den Würzburger nach Hause über Lago Maggiore und für mich erst mal nach Monaco über Menton wo ich eine kleine Pause eingelegt und kalte Cola vernichtet habe. Weiter nach Monaco. Irgendwie mag ich diese Stadt nicht sehr, ich war schon zweimal da, ich finde Nizza viel schöner, Monaco irgendwie zugebaut, zu klein, zu wenig Luft irgendwie. Ich mache kurz halt, mache ein Paar Fotos, eine Polizistin auf einem Roller hält neben mir an. Ich dachte nur : Ups, jetzt werde ich für irgendwas bestraft … aber nein, ich interessierte sie nicht. Tja dann ging ich frech auf sie zu und bat ein Foto von mir zu machen ! Wollte die zuerst nicht, hat aber dann doch gemacht. Sowas. Schliesslich erreichte ich Nizza, das vorläufige Ziel meiner Reise. Eine wunderschöne Stadt, aber zuerst muss ich einen Campingplatz finden, die Situation ist hier genauso – Hauptsaison. Doch ziemlich schnell werde ich fündig und kriege ein Zeltplatz im Antibes für 17,50 Eur pro Nacht. Es wird ausgepackt und gebadet, ein Wein krönt den Abend (bin ja schliesslich in Frankreich). Gefahren etwa 200 Km, aber fertig wie nach 400…


    4. 5. 6. Antibes Nizza und Cannes


    Die nächsten drei Tage habe ich aktiven Urlaub gemacht. Da an der Cote d’Azur man fast überall nur für 1 Euro mit dem Bus hinkommt habe ich die Gelegenheit genutzt, die Simme stehen lassen und die umliegenden Städte besucht. Das ist nicht mein erster Besuch hier daher habe ich schon gezielt das angesehen was ich letztes Mal nicht geschafft habe, Haupttouristenrouten habe ich versucht zu meiden. Antibes hat schöne, antike Innenstadt, teuerste Yachten und Markt an dem ich sogar Trüffel gefunden habe, Nizza ist schön hell, leicht und irgendwie freundlich, ich liebe diese Stadt, das Meer ist der Hammer – aber der Strand steinig, Cannes hat ein wenig von beiden, Sandstrände, ist aber ruhiger – und teuer. Das habe man sehen müssen was ich für 23 Eur Menu alles bekommen habe. Dazu 5 Eur für eine Cola. Aber zumindest die Pizza an meinem Campingplatz war gross, sehr lecker und vergleichsweise billig, Wein gab es natürlich auch dazu. Camping war Les Frenes.













    7. Grand Canyon du Verdon


    Eines der Ziele meiner Reise war auch das grösste Canyon Europas – gerade mal 100 Km von Antibes entfernt, da muss man hin und bestaunen wenn man in der Gegend ist. Den Besuch habe ich in meinen Rückreiseplan eingearbeitet, danach würde es heimwärts Richtung Geneve gehen. So bin ich am frühen Morgen Richtung Castellane aufgebrochen, einem Ausgangsort für die Canyon-Durchquerung. Der Weg dahin war auch sehr gebirgig, es ging durch Grasse stets bergauf doch da hatte ich keine Sorgen mehr, die Simme packte alles locker. Die Sicht auf die Seealpen von Oben – sehr beeindruckend. Das Canyon selber, mit dem Fluss Verdon mittendrin ist auf jedem Fall ein Besuch Wert, die Natur und die Schlucht sind überwältigend schön. Danach ging es ins Frankreichs-Landesinnere. Auch sehr schöne Gegenden durchgefahren, Städtchen als würden die noch aus dem 17-ten Jahrhundert stammen, ich fand dann am Abend ein Hotel, Camping war in der Nähe nicht zu finden (ich wollte auch nicht weiter fahren, es waren anstrengende 300 Km heute). Doch das beste sollte noch kommen.




    8. Überraschungen der Reise


    Heute wollte ich eigentlich nur Geneve erreichen und da campen doch es kam anders. Ich habe nichts besonderes von dem Tag erwartet, aber das Schöne am reisen ist eben dieses unerwartete was man nicht planen kann. Erst kam ich in eine große Stadt, Grenoble, die muss ins Guinnes – Buch der Rekorde, so viele Ampel und so miese Strassen, die ganze Stadt ist eine Baustelle. Ich habe das Gefühl dass die zuerst so viel für Ampel ausgegeben haben dass es für die Strassen nicht mehr reichte… Dann hat eine Steinlawine meine Strasse blockiert , das wusste ich nicht, wer liest schon was da auf den Schildern steht.. habe mich noch über so leere Strasse gefreut… Also Umweg, 40 Km weil ich auf die andere Seite vom Fluss musste. Hatte auch ein Gutes – absolut wunderschöne Gegenden gesehen, die ich sonst nicht besucht hätte. Was mir an Frankreichs Strassen nicht gefallen hat sind die Strassenerhebungen vor Zebrastreifen. Echt gefährlich für Motorradfahrer, einmal nicht aufgepasst schon fliegst du hoch und fragst sich ob die Maschine die Landung überleben wird ? Diese gibt es in unterschiedlichsten Variationen, mal mehr, mal weniger schlimm. Also Aufpassen ! Mir hat es die Halterung für Topcase nach unten verbogen weil es immer dieses auf und ab gab.
    Dann kam Geneve, na ja, OK, war noch Mittag so bin weiter, aber dann kam der Hammer – Lausanne. Die Stadt ist wunderschön, erinnert mich an die Stadt der Elfen aus “Herr der Ringe” aber mit Strassensteigungen wie in San Francisco. Alpenpass ist nichts dagegen. Da kriecht man hoch im Ersten Gang und dann ist Rote Ampel. Boa. Ich dachte meine Kupplung wird es zerlegen, anfahren mit Vollbeladung bei gefühlt 45 Grad… Und nicht nur einmal. Ne, hat‘s auch überlebt. Solide DDR Qualität halt. Danach war easy, die Strassen in der Schweiz sind vorbildlich, teilweise fast wie Autobahnen und sind keine Schnellstrassen wo ich nicht fahren dürfte. Insgesamt bin ich an diesem Tag 12 Stunden unterwegs gewesen und habe über 450 Km geschafft, na ja, war einfach ein guter Tag, es lief gut und das Hintern hat sich mangels Beachtung ins Feierabend verabschiedet und mich nicht mehr nervte… (umso mehr aber am nächsten Tag). Nicht verwunderlich deshalb dass ich wieder ein Hotel genommen habe – Camping war unzumutbar.


    9. Der Weg Zurück oder Wechselbad der Gefühle


    Am morgen aufgestanden und gefreut – heute wird wieder Deutschland erreicht. Gesagt, getan, aber zuerst das Frühstück. Wenig später rollten wir wieder Richtung Bodensee. Im dem Gebiet ist es aber so dass Deutschland und die Schweiz wie Sandwich übereinander liegen also kaum dass ich mich freuen konnte in Deutschland zu sein kam ich wieder in die Schweiz. Irgendwie enttäuschend. Auch ein Paar Strassensperren trugen dazu bei. Das schöne an Simson ist aber dass die fast überall durchkommt wo ein Auto keine Chancen hat, deswegen habe ich fast alle Baustellen und Sperrungen einfach durchgefahren, keinerlei Probleme, zum grossen Vergnügen der Bauarbeiter die ich noch fragte ob da keine Graben in der Fahrbahn sind. Bei einer Pause wurde mir die Simme vom Windstoss eines vorbeifahrenden LKW’s umgeschmissen, Lenker und Bremshebel ein wenig verbogen, aber man kann weiterfahren. Zurück in Deutschland dann keine weiteren Ereignisse (abgesehen von einer Schnellstrasse und einem Tunnel) bin ich Abends zurück nach Crailsheim, ein wenig erschöpft, aber zufrieden, eingekehrt.
    Im Ganzen eine super Tour gewesen, alles hat geklappt und die Simson hat mehr als zuverlässig ihre Aufgabe erfüllt. Enttäuscht hat mich das Schafsfell das ich unter mir hatte, dieser war schnell durchgesessen und bot fast keine dämpfende Wirkung mehr. Nächstes mal muss ich wohl in den sauren Apfel beissen und den luftgepolsterten (aber auch 100 Eur teuren) Unterzug anschaffen. Wer es hat, schwört darauf. Rückenschmerzen hatte ich keine (dank dem Endurolenker), am meisten schmerzte der Nacken und die Hände waren ein wenig taub mehrere Tage danach, von Vibrationen.


    Grüsse

  • Danke, Kai, deinen Blog habe ich auch mit interesse verfolgt, viel nützliches für meine Reise mitgenommen und den Bericht genossen :)
    Überlege mir sogar ein Duo anzuschaffen, so köstlich du es beschrieben hast...

    Grüsse, Dim

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