KR51/1 M53, "Getriebeöl richt nach Benzin" revisited: welche Dichtungen sind eigentlich kritisch?

  • Hallo,


    Vor etwa zwei Jahren startete ich einen Thread zum Thema M53 Regenerierung, in dem ich eine Zwischenfrage zum minimalen Aufwand für WeDi Wechsel stellte.
    Wenn der Motor (in meinem Fall KR51/1, M53) qualmt und Getriebeöl nach Benzin duftet, sind Dichtungen sehr wahrscheinlich defekt und eine Regenerierung ist angesagt. Generell teile ich die Meinung, dass man dann eine komplette Überholung des Motors machen soll, nicht nur die Dichtungen, wenn der Motor sowieso gespalten werden muss.


    Diesmal geht es mir aber um folgenden Fall:

    Ich bekam einen M53 überholten Motor angeboten, in dem (angeblich) alle kritische Verschleißteile (Dichtungen, Kugellager, Federn usw.) erneuert wurden. Der Motor läuft (laut Aussage des Anbieters), ist aber nur "etwas inkontinent" geworden. Vermutlich ist die Gehäusedichtung nicht ganz i.O.

    Meine Idee wäre den Motor zu öffnen (zu spalten) und diese Dichtung zu erneuern. Selbstverständlich würde ich mir alle Komponenten anschauen (würde davon ausgehen, dass sie in Ordnung sind) und - unabhängig von der "visuellen Inspektion" - die WeDis erneuern.


    Dadurch komme ich wieder zu meiner Frage aus dem alten Thread:

    Abgesehen davon, ob es sinnvoll wäre oder nicht, um den linken und rechten WeDiRing zu erneuern wäre der minimale Arbeitsumfang:

    - Zylinder abbauen

    - linke Abdeckung abbauen

    - das Primärritzel entfernen (wenn es - hoffentlich! geht ohne die Kupplung abzubauen)

    - die rechte Seite zerlegen (Zündung, Kettenritzel, beide Wellenabdeckungen)

    - die 10 Schrauben rechts rausdrehen

    - den Motor spalten

    - die Kurbel ausbauen

    Ist das korrekt, oder haben ich was übersehen?


    Dazu hätte ich eine Verständnisfrage (bitte nicht auslachen :rolleyes:)

    Wie gelangt das Getriebeöl in die rechte Motorgehäusehälfte (Getriebeseite): über Öffnungen im Rumpf? (befüllt wird von der Kupplungsseite).

    Heißt das das Getriebeöl könne in die Brennkammer entweder

    - über die LINKE WeDi, oder

    - über die innere Gehäusedichtung (ich meine den "Ring" im vorderen Teil der Rumpfdichtung, der die Brennkammer umkreist)

    reinkommen?

    Die RECHTE WeDi geht doch nach außen (zur Zündung), wäre also nicht kritisch? Um die Brennkammer vom Getriebeöl fern zu halten wären eigentlich

    - die LINKE WeDi und

    - die innere Gehäusedichtung

    verantwortlich - oder mache ich einen Denkfehler?


    Welche Dichtungen sind übrigens allgemein zu empfehlen?

    - für die Welle: die "blauen" und

    - fürs Gehäuse: Papier + Dichtmasse, oder eher Kautasit (ohne Dichtmasse)?


    Für Hinweise wäre ich dankbar!

    Gruß

  • Adam1999

    Hat den Titel des Themas von „KR51/1 Bj. '74, M53, "Getriebeöl richt nach Benzin" revisited: welche Dichtungen sind eigentlich kritisch?“ zu „KR51/1 M53, "Getriebeöl richt nach Benzin" revisited: welche Dichtungen sind eigentlich kritisch?“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Der M53 Rumpf besteht aus 2 Gehäusehälften mit einer Mitteldichtung

    und je einem Gehäusedeckel links (mit Dichtung Kupplungsdeckel)

    und rechts (ohne Gehäusedichtung). Im Aufbau kommen rechts

    noch Luftführung und Gebläsedeckel hinzu.


    Betrachten wir die beiden Gehäusehälften: dort ist vorn die Kurbelkammer

    (der runde Raum, wo sich die Kurbelwelle drin dreht) und hinten das Getriebe.

    In diesem Getriebebereich sind in der linken Gehäusehälfte oben und unten große Öffnungen damit das Getriebeöl zirkulieren kann. In die Kurbelkammer soll kein Getriebeöl gelangen, weshalb auch zum Primärritzel ein WeDi eingebaut ist. In der Kurbelkammer wird angesaugtes Benzin-Luft-Gemisch vorverdichtet und dann in den Zylinder gespült.

    Es darf also (außer in den Zylinder) aus der Kurbelkammer auch keine "Luft" raus.

    Deshalb ist auch rechts zur LiMa ein großer WeDi verbaut.

    Jetzt kommt noch das Kurbelwellenlager rechts daher und will Öl. Also ist in der rechten Gehäusehälfte vom Getriebebereich ein kleiner Kanal bis zu dem Lager und ein weiterer WeDi außen vor dem Lager (der kleine in der Dichtkappe).


    Also ja, Öl könnte in die Kurbelkammer gelangen.

    Entweder über defekte WeDi's (auch rechts) oder durch eine defekte Mitteldichtung.


    Bei WeDi's ist Viton die Beste Wahl. Bei Gehäusedichtungen scheiden sich die Geister...

    Ich habe für mich einen Kompromiss gefunden:

    für die Mitteldichtung und unter den Dichtkappen nehme ich Papier und Hylomar,

    für den Kupplungsdeckel Kautasit (oder Neopren)


    LG Kai


    Im Übrigen findest du all diese Informationen auch im Buch,

    im Wiki oder mit der Suchfunktion... ;)


    Und nochwas; nur weil ein Motor "inkontinent" ist, muss der noch lange nicht gespalten werden.

    Wisch den einmal trocken und bestäube die Unterseite mit Puder oder Mehl. So findest du ziemlich schnell die undichte Stelle.

    Und freust dich, wenn es nur die Dichtung vom Kupplungsdeckel ist.

  • Der M53 Rumpf besteht aus [...]

    Im Übrigen findest du all diese Informationen auch im Buch,

    im Wiki oder mit der Suchfunktion... ;)

    Danke Kai71 für deine ausführliche Erklärung.


    Das ist mir übrigens schon alles bekannt, DAS Buch ist vorhanden, mehrere Videos ("2Rad..", "Brigade" usw.) angeschaut, viel an der Schwalbe (bis auf die Motorregenerierung) gemacht, Werkzeuge vorhanden usw.

    Mir ist es klar warum Getriebeöl NICHT in die Brennkammer darf und über welche "Kanäle" es trotzdem seinen Weg findet.


    Nun ist mir aufgefallen, dass in allen bisher gefunden Ratschlägen eigentlich immer die WeDis als undichte Stelle genannt werden. Was ich meine und wofür ich eine Bestätigung gerne hätte (die in Deinem Beitrag übrigens zu finden ist) ist es, dass für das Ölleck die INNERE Gehäusedichtung (Mitteldichtung) genauso verantwortlich sein kann, wie die WeDis. Was oft übersehen / verschwiegen wird (oder irre ich mich?)


    Meine Frage zu dem minimalen Aufwand die WeDis (+ Gehäusedichtung) zu wechseln bleibt noch offen ...

    • Offizieller Beitrag

    Die Mitteldichtung wird deshalb nicht als Fehlerquelle erwähnt,

    weil ein Defekt statistisch äußerst selten ist.

    Das Teil unterliegt im Betrieb keinem Verschleiß - nur wenn der Motor lange trocken ist oder nicht bewegt wird, kann die althergebrachte Papier-Mitteldichtung austrocknen und brüchig werden. Oder jemand hat bei einer vorangegangenen Revision Mist gebaut...


    Zur Frage Minimalaufwand: es ist so wie es ist -

    zum Tausch der Kurbelwellendichtringe muss der Motor gespaltet werden.

    Beim Spalten ziehst du, ob du willst oder nicht, auch diverse Lager von der Welle oder aus ihrem Lagersitz im Gehäuse. Diesen Zug oder Druck von der Seite mögen Kugellager aber nicht. Deshalb werden die ja mit Temperatur montiert und der evtl. nötige Setzschlag mit einer entsprechend großen Hülse auf den Außenring des Lagers gemacht.

    "Kloppst" du jetzt den Motor auseinander und wieder zusammen ohne die Lager zu erneuern, kann es gut sein, daß du dich hinterher in den Ar... beißt, weil die Lager das schreien anfangen. Vielleicht geht es aber auch ein- oder zweimal gut...


    Und nochmal; bitte nicht ohne Not den Motor spalten!

  • Die Mitteldichtung [...] unterliegt im Betrieb keinem Verschleiß - nur wenn der Motor lange trocken ist oder nicht bewegt wird, kann die althergebrachte Papier-Mitteldichtung austrocknen und brüchig werden. Oder jemand hat bei einer vorangegangenen Revision Mist gebaut...

    Leider weiß ich nicht wie gut die Revision des mir angebotenen Motors gemacht wurde. Aber ich verstehe deine Argumentation.


    Beim Spalten ziehst du, ob du willst oder nicht, auch diverse Lager von der Welle oder aus ihrem Lagersitz im Gehäuse. Diesen Zug oder Druck von der Seite mögen Kugellager aber nicht. Deshalb werden die ja mit Temperatur montiert und der evtl. nötige Setzschlag mit einer entsprechend großen Hülse auf den Außenring des Lagers gemacht.

    "Kloppst" du jetzt den Motor auseinander und wieder zusammen ohne die Lager zu erneuern,

    Ok, danke!

    Du meinst (vermutlich): Außenring oder Innenring, je nach Kugellager, ob es zuerst ins Gehäuse geht, oder auf der Welle gesetzt wird?

    "Auseinanderkloppen" hätte ich zwar nicht vor (ich würde eine Trennvorrichtung von meiner befreundeten Mechanikwerkstatt gefertigt bekommen), aber ich verstehe, dass die Lager trotzdem beschädigt werden können.


    Ich werde mir das Angebot nochmal überlegen.

    • Offizieller Beitrag

    Ok, danke!

    Du meinst (vermutlich): Außenring oder Innenring, je nach Kugellager, ob es zuerst ins Gehäuse geht, oder auf der Welle gesetzt wird?

    Genau das... Außer natürlich bei der Kurbelwelle.

    Da wird nicht geschlagen - da muss das Lager allein mit Innenring warm / Welle kalt draufflutschen.

    Ich werde mir das Angebot nochmal überlegen.

    Gute Entscheidung. Sparst dir viel Zeit und Nerven... ;)

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